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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen
Autoren: Mark Billingham
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hatten.
    »Egal, was du hast, es ist hoffentlich besser als das.« Der Kleinere der beiden griff in seine Tasche, zog eine einfache schwarze Videohülle heraus und knallte sie auf den Tresen. »Das hier hab ich neulich bei dir ausgeliehen.«
    Izzigil betrachtete den Karton und schüttelte den Kopf. »Nicht von hier. Meine Hüllen sind anders, guck …«
    »Willst du mich verarschen?«, fragte der Junge.
    »Wir wollen unser Geld zurück, klar?«
    Jetzt roch Izzigil es. Beinahe hätte er sich übergeben. Er nahm die Hand vom Tresen. »Geht, oder ich hole die Polizei …«
    Der Größere der beiden griff nach der Hülle, öffnete sie und schüttete den Haufen auf den Tresen.
    Izzigil trat einen Schritt zurück. »Gott!«
    Der Größere der beiden fing an zu lachen. Sein Freund setzte eine gespielt ernste Miene auf. »Der Film ist echt scheiße, klar …«
    »Raus aus meinem Laden!« Izzigil griff unter den Tresen, doch bevor er die Hand um den Billardstock legen konnte, hatte sich der kleinere Junge über den Tresen gebeugt und hielt ihm ein Messer vor die Brust.
    »Du hast einen Brief bekommen …«
    »Welchen Brief? Ich weiß nichts von Brief.«
    »Freunde von mir haben dir einen Scheißbrief gegeben. Du hast das Angebot bekommen, dich wie ein Geschäftsmann zu verhalten, und du hast es nicht angenommen. Und jetzt wird kein Geld mehr für Briefpapier verschwendet. Kapiert?«
    Izzigil nickte.
    »Jetzt ist Schluss. Das nächste Mal kommen wir vielleicht vorbei, wenn du oben bist, um es deiner behaarten Alten zu besorgen, während dein Sohn sich hier ums Geschäft kümmert …«
    Wieder nickte Izzigil und beobachtete über die Schulter des Jungen hinweg, wie sein Freund durch den Laden schlenderte und beiläufig ein Werbedisplay und einen Ständer mit leeren Videohüllen zu Boden schmiss. Er sah, wie ein Kunde die Hand auf den Türgriff legte und sich rasch aus dem Staub machte, als er merkte, was drinnen ablief.
    Der Junge mit dem Messer trat langsam einen Schritt zurück. Er neigte den Kopf und steckte das Messer zurück in die hintere Tasche seiner Jeans. »Nächste oder übernächste Woche kommt jemand vorbei, um das zu klären«, sagte er.
    Izzigils Hand krampfte sich um den Billardstock. Ihm war klar, dass es dafür nun viel zu spät war, dennoch umklammerte er ihn, während er zusah, wie die zwei Jungen verschwanden.
    Auf dem Bildschirm über ihm tanzte Austin Powers zu einem Madonna-Song. Izzigil kam langsam hinter dem Tresen hervor und ging zur Ladentür. Die Nase an die Scheibe gedrückt, sah er in beide Richtungen die Straße hinunter.
    »Muslum …?«
    Izzigil wandte sich um, als er die Stimme seiner Frau hörte, und trat zurück in den Laden. Er sah sie plötzlich die Augen aufreißen und den Mund und drehte sich genau in dem Augenblick um, als die schwarze Gestalt auf das Schaufenster zurannte. Als die Welt in einem krachenden Schmerz niederprasselnder Glasscherben zu explodieren schien.
     
    Sie liefen durch die Buckingham Palace Road langsam zurück zum Bahnhof. Es war Mittagszeit, und in den Feinkostläden und Coffeeshops bildeten sich Schlangen bis vor die Tür. Ein beißend kalter Februartag, Thorne hatte den Reißverschluss seiner Jacke bis oben zugezogen und die Hände tief in die Taschen gegraben.
    »Wie geht’s Jack?«
    Chamberlain blieb kurz stehen, um ein Mädchen vorbeizulassen. »Immer dasselbe.« Sie gingen weiter. »Er versucht mich zu unterstützen, aber er war nicht wirklich dafür, dass ich wieder anfange. Klar, er befürchtet, ich mute mir zu viel zu. Aber das Leben zu Hause hätte ich im Kopf nicht mehr ausgehalten.« Sie betrachtete sich in einem Schaufenster, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Der Garten ist mir so was von egal …«
    »Ich dachte an die Telefonanrufe. Den Brief.«
    »Von dem Brief weiß er nichts, und die Telefonanrufe hat er bis auf einen verschlafen. Und da hab ich ihm gesagt, jemand hätte sich verwählt.« Sie zog sich ihren Schal fester um den Hals. »Momentan sitze ich mehr oder weniger die ganze Nacht neben dem Telefon. In den Nächten, in denen er nicht anruft, ist es beinahe noch schlimmer.«
    »Du schläfst überhaupt nicht mehr? Das läuft schon zwei Wochen so, Carol …«
    »Ich hol’s tagsüber nach. Außerdem hab ich noch nie viel geschlafen.«
    »Wie hört er sich an?«
    Die Antwort kam schnell und klar. Thorne vermutete, sie hatte gewusst, welche Fragen er stellen würde, weil sie dieselben Fragen gestellt hätte.
    »Er ist sehr ruhig. Als
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