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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Autoren: Mark Billingham
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Tatsache, dass er tot ist, weiß ich nichts. Also behalt deine Fragen für dich, ja?«
    »Mir geht’s gut, danke der Nachfrage, Phil. Und wie geht es dir?«
    »Verstehe. Dir ist wohl nach Quatschen zumute …«
    »Du bist so ein Idiot. Was hast du gegen ein paar nette Worte? Macht doch alles einfacher, oder?«
    Hendricks schwieg.
    Thorne beugte sich nach unten, um sich durch den Overall hindurch am Knöchel zu kratzen. »Phil …«
    »Ich hab dir bereits gesagt, ich weiß nichts. Sieh es dir selbst an. Wie er starb, scheint klar. Aber ganz so einfach ist es nicht. Da war … noch mehr.«
    »Klar. Danke …«
    Hendricks trat ein Stück zurück und nickte einem Mann von der Spurensicherung zu, der daraufhin, einen kleinen Arztkoffer in der Hand, ans Bett trat, wo er sich auf den Boden kniete und den mit blitzenden Instrumenten voll gepackten Koffer öffnete. Der Mann von der Spurensicherung griff nach einem kleinen Skalpell und beugte sich über den Nacken des Toten.
    Auf der Suche nach einem Ansatzpunkt steckte er den plastikbehandschuhten Finger zwischen Schnur und Hals. Soweit Thorne es sehen konnte, war es eine Wäscheleine, wie man sie in jedem Laden bekommen konnte. Glatt, blaues Plastik. Sie hatte sich tief in den Hals des Toten eingegraben. Der Mann von der Spurensicherung nahm das Skalpell und durchtrennte die Leine, wobei er darauf achtete, den Knoten hinten am Nacken nicht zu beschädigen. Das war die normale Vorgehensweise. Vernünftig und kühl.
    Eine Vorsichtsmaßnahme, falls sie noch mehr davon fänden und die Knoten vergleichen müssten.
    Thorne blickte hinüber zu Dave Holland, der die Augenbrauen hochzog und die Handflächen nach oben drehte. Was ist los? Wie lang dauert das noch? Thorne zuckte mit den Schultern. Er war bereits länger als eine Stunde hier, hatte sich zusammen mit Holland das Zimmer angesehen, Notizen gemacht, Beweismaterial eingetütet, sich einen Eindruck vom Tatort verschafft. Nun waren die Techniker an der Reihe, und Thorne musste sich gedulden, was er hasste. Vielleicht wäre es ihm leichter gefallen, hätte er seine Ungeduld darauf schieben können, dass er es nicht ertrug, nicht endlich loszulegen. Es wäre ihm lieber gewesen, er hätte sagen können – ehrlich sagen können –, er sei wild darauf, sich in seine Arbeit zu stürzen, den Prozess loszutreten, an dessen Ende womöglich dem Mörder dieses Mannes Gerechtigkeit widerfuhr.
    Aber in Wirklichkeit wollte er den Plastikanzug abstreifen, in sein Auto steigen und wegfahren.
    Na ja, um ehrlich zu sein, nur ein Teil von ihm wollte das. Der andere Teil brannte. Der Teil, der zu unterscheiden wusste zwischen Tatort und Tatort, der derlei einschätzen konnte. Thorne hatte die Opfer wütender Ehemänner und eifersüchtiger Liebhaber gesehen und ermordete Geschäftsrivalen und Bandenmitglieder, die zu viel geplaudert hatten. Er wusste, wenn etwas ungewöhnlich war.
    Dieser Tatort war anders. Das hier war das Werk eines Mörders, der von etwas Besonderem, etwas Außergewöhnlichem getrieben wurde.
    Das Zimmer stank nach Hass und Wut. Und es stank nach Stolz.
    Mit einem leisen Lächeln wandte sich Hendricks an Thorne, so als könne er dessen Gedanken lesen. »Noch fünf Minuten, ja? Hier komme ich nicht mehr viel weiter …«
    Thorne nickte. Er betrachtete den Toten auf dem Bett, seine Position, als huldige er jemandem. Wären da nicht der Gürtel gewesen, die blaurote Linie um seinen Hals, die schmalen Blutspuren, die sich über seine weißen Schenkel zogen, man hätte glauben können, er bete.
    Was er am Ende wohl auch getan hatte.
    Es war heiß in dem Zimmer. Als Thorne den Arm hob, um sich die Augen zu reiben, spürte er, wie ein Schweißtropfen über seine Rippen lief und an seinem Bauch einen plötzlichen Haken schlug.
    Unten auf der Straße drückte ein frustrierter Autofahrer auf seine Hupe …
    Thorne war sich nicht einmal bewusst, dass er die Augen geschlossen hatte, als er das Telefon läuten hörte und sie aufriss. Einen kurzen wundervollen Moment lang war er überzeugt, aus einem schlechten Traum aufzuwachen.
    Leicht verwirrt drehte er sich um und sah Holland neben dem Nachtkästchen stehen. Das Telefon war ein beigefarbenes Siebzigerjahremodell. Die Wählscheibe hatte einen Sprung, der schmuddlige Hörer bewegte sich leicht auf der Gabel. Thorne war inzwischen hellwach, aber immer noch etwas durcheinander. War der Anruf für sie? Ging es um eine Polizeiangelegenheit? Oder war es möglich, dass derjenige, der an der
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