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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Autoren: Mark Billingham
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wissen, ich habe eines dieser Geräte, die den Zeitpunkt des Anrufs registrieren.«
    Thome drückte den Hörer an seine Brust und sah hinüber zu Hendricks. »Ich kenne den Zeitpunkt, als der Tod eintrat. Zehn Pfund, dass du um mehr als eine halbe Stunde danebenliegst …«
    »Hallo?«
    Thorne hielt den Hörer wieder an sein Ohr. »Tut mir Leid, ein Kollege. Könnten Sie bitte das Band von Ihrem Anrufbeantworter aufbewahren, Miss …?«
    »Eve Bloom.«
    »Sie sprachen von einem Auftrag?«
    »Ach ja, hab ich das nicht gesagt? Ich bin Floristin. Er hat Blumen bestellt. Deshalb war ich wohl etwas neben der Kappe …«
    »Ich verstehe nicht. Neben der Kappe …?«
    »Na ja, ein solcher Auftrag und das mitten in der Nacht …«
    »Wie lautete die Nachricht denn genau?«
    »Warten Sie kurz
    »Nein, ich wollte nur …«
    Sie war bereits weg. Nach ein paar Sekunden hörte Thorne, wie eine Taste gedrückt und die Kassette zurückgespult wurde. Eine Weile passierte nichts, dann war ein kurzes Scheppern zu hören, als sie den Hörer neben den Anrufbeantworter legte.
    »Es kommt gleich«, rief sie.
    Es zischte, und dann lief das Band.
    Die Stimme war ohne eindeutigen Akzent, ohne Emotion. Für Thorne hörte es sich an, als bemühe sich jemand sehr darum, neutral zu klingen. Doch etwas schwang mit in dieser Stimme, sie klang irgendwie belustigt. Die Stimme des Mannes, bei dem Thorne davon ausgehen musste, dass er für diese gefesselte und blutüberströmte Leiche verantwortlich war, die kaum einen Meter von ihm entfernt auf dem Bett lag.
    Die Nachricht begann ganz simpel.
    »Ich möchte einen Kranz bestellen …«

3. Dezember 1975
    Zentimeter um Zentimeter fuhr er den Kombi nach vorne, bis der Stoßdämpfer beinahe das Garagentor berührte. Erst dann riss er die Handbremse hoch und stellte den Motor ab.
    Er griff hinüber zu seiner Aktentasche, stieg aus dem Auto und stieß die Tür mit einer Hüftbewegung zu.
    Noch nicht mal sechs und bereits dunkel. Und kalt. Es wurde langsam Zeit, morgens eine Strickweste anzuziehen.
    Auf dem Weg zur Haustür begann er, wieder diese blöde Melodie zu pfeifen, die ihm nicht aus dem Kopf ging. Sie lief ständig im Radio. Was zum Teufel war eigentlich ein »silhouetto«? Und dieser bescheuerte Fandango? Und das Ding dauerte ewig. Sollten Popsongs eigentlich nicht kurz sein?   
    Er zog die Tür hinter sich zu und blieb kurz auf der Türmatte stehen. Wartete darauf, dass ihm der Duft seines Abendessens in die Nase zog. Auf diesen Augenblick freute er sich jeden Tag, auf diesen einen Moment, in dem er so tun konnte, als sei er eine Figur aus einer dieser Fernsehserien. Er stand da und stellte sich vor, er befände sich irgendwo im Mittleren Westen Amerikas und nicht in einer beschissenen Vorortsiedlung. Er stellte sich vor, er wäre ein hoch gewachsener Manager mit einer perfekt gestylten Frau, die – einen Schmorbraten im Rohr und einen Cocktail in der Hand – auf ihn wartete. Highballs oder wie das hieß.
    Das war nicht sein kleines Privatvergnügen, diesen Spaß teilten sie miteinander. Ihr albernes kleines Ritual. Er rief von draußen, und sie antwortete ihm, dann setzten sie sich an den Tisch und aßen Pfannkuchen aus der Tiefkühltruhe oder vielleicht eines dieser Fertig-Currys, in denen immer zu viele Rosinen drin waren.
    »Schatz, ich bin da …«
    Keine Antwort. Er roch auch nichts.
    Er stellte die Aktentasche neben dem Tischchen im Gang ab und ging zum Wohnzimmer. Wahrscheinlich hatte sie heute keine Zeit gehabt. War wohl nicht vor drei aus der Arbeit gekommen, und dann musste sie noch einkaufen. Bis Weihnachten waren es nur noch vierzehn Tage, und es gab jede Menge zu erledigen …
    Ihr Gesichtsausdruck ließ ihn erstarren.
    Sie saß auf dem Zweisitzer, mit nichts als ihrem himmelblauen Morgenmantel bekleidet. Die Beine hatte sie untergeschlagen, ihre Haare waren nass.
    »Geht es dir gut, Liebes?«
    Keine Antwort. Als er zu ihr gehen wollte, blieb er mit dem Schuh an etwas hängen. Da sah er das Kleid.
    »Wie kommt das hier …?«
    Lachend wirbelte er es hoch und fing es auf. Er wartete auf eine Reaktion von ihr. Dann, als es in seiner Hand hing, entdeckte er den Riss. Er steckte die Finger durch das Loch in dem Gewebe.
    »Himmel, was hast du damit angestellt? Verdammte Scheiße, das Ding hat fünfzehn Pfund gekostet …«
    Plötzlich blickte sie auf und starrte ihn an, als wäre er verrückt. So unauffällig wie möglich sah er sich um, ob nicht irgendwo eine leere Flasche stand.
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