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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Autoren: Mark Billingham
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Dabei bemühte er sich, ihr ein Lächeln zu zeigen.
    »Hast du heute gearbeitet, Schatz?«
    Sie stöhnte leise.
    »Was ist mit der Schule? Ging beim Abholen alles glatt …?«
    Sie nickte heftig, die feuchten Haare fielen ihr ins Gesicht. Dann hörte er den Lärm oben, ein Spielzeugauto, das gegen etwas krachte, oder umstürzende Klötzchen, vom Dachgeschoss, aus dem sie ein Spielzimmer gemacht hatten.
    Er nickte, blies erleichtert die Backen auf.
    »Hör mal, ich mach dir jetzt erst mal …«
    Er musste an sich halten, um nicht einen Schritt zurückzuweichen, als sie unvermittelt aufstand. Tränen schimmerten in ihren weit aufgerissenen Augen, als sie sich langsam bückte. Es sah aus, als wolle sie sich verbeugen.
    Da rief er ihren Namen.
    Und seine Frau hob den Saum ihres himmelblauen Morgenmantels, hob ihn bis über ihre Hüften, um ihm die Rötungen, die Abschürfungen und die sich dunkel verfärben den Blutergüsse an ihren Oberschenkeln zu zeigen …

Zweites Kapitel
    Thorne verlor die Wette mit Hendricks.
    Der Anruf kam keine vier Stunden, nachdem sie die Leiche gefunden hatten, und ein paar Sekunden später segelte sein halb gegessenes Sandwich durch das Büro und landete mehr als einen Meter neben dem Abfalleimer. Er kaute schnell den Rest, den er noch im Mund hatte, schließlich wusste er, dass ihm der Appetit gleich vergehen würde.
    Hendricks rief aus dem Leichenschauhaus in Westminster an. »Ganz schön schnell«, sagte er. Er klang ungewöhnlich aufgedreht. »Du musst zugeben …«
    »Warum schaffst du es immer, genau dann anzurufen, wenn ich beim Mittagessen bin? Hättest du nicht eine Stunde warten können?«
    »Vergiss es, Kumpel, hier geht’s um Geld. Also, bist du so weit? Ich gehe davon aus, dass der Tod ungefähr um drei viertel drei in der Früh eintrat.«
    »Quatsch.« Thorne blickte zum Fenster hinaus auf eine Reihe niedriger, grauer Gebäude auf der anderen Seite der M1. »Hoffentlich ist es einen Zehner wert. Also, leg los …«
    »Okay, wie hättest du es gern? Im Medizinjargon, allgemein verständlich oder als „Pathologie – leicht gemacht« für die Blödmänner unter den Bullen?«
    »Das kostet dich die Hälfte von dem Zehner. Jetzt fang schon an …«
    Über den Tod und seine intimen Details sprach Hendricks weitaus weniger leidenschaftlich als über Arsenal. Dass er aus Manchester kam und dennoch nicht für den gefürchteten Club Man United brüllte, war nicht das Einzige, worin er sich von der breiten Masse unterschied. Da waren seine Klamotten in diversen Schwarzschattierungen, der kahl rasierte Schädel, die lächerlich vielen Ohrringe. Da waren die mysteriösen Piercings, eines für jeden neuen Freund …
    Vielleicht mangelte es ihm an Leidenschaft, wenn er beinahe sachlich darüber sprach, doch Thorne wusste, wie viel Hendricks die Toten bedeuteten. Wie er sich bemühte zu verstehen, was ihm ihre Leichname zu sagen versuchten. Wo ihre Geheimnisse verborgen lagen.
    »Erstickungstod durch Strangulation«, sagte Hendricks. »Außerdem vermute ich, dass es am Boden passierte. Er hatte an beiden Knien Abschürfungen vom Teppich. Wahrscheinlich legte der Mörder die Leiche erst danach aufs Bett. Brachte sie dort in Position.«
    »Klar …«
    »Leider kann ich noch immer nicht mit Sicherheit sagen, ob er stranguliert wurde, bevor, während oder nachdem er vergewaltigt wurde.«
    »Du bist also auch nicht perfekt?«
    »Eines steht fest, wer immer es getan hat, hat eine große Karriere in der Schwulenpornoszene vor sich. Unser Mörder ist bestückt wie ein Esel. Hat ihn übel zugerichtet …«
    Es war richtig gewesen, das Sandwich wegzuwerfen. Über die Jahre hinweg hatte er unzählige solcher Gespräche mit Hendricks geführt. Sein Kopf war daran gewöhnt, nur sein Magen hatte noch Probleme damit.
    Thorne bezeichnete das als die H-Plan-Diät.
    »Irgendwelche Körpersekrete?«
    »Tut mir Leid, Fehlanzeige. Das Einzige, was da nichts zu suchen hatte, war eine geringe Menge Sperma tötendes Gleitmittel von dem Kondom, das er getragen hat. Er war in jeder Hinsicht vorsichtig
    Thorne seufzte. »Wo ist Holland? Ist er noch bei dir?«
    »Der doch nicht. Der ist bei der erstbesten Gelegenheit verschwunden. Warum hast du ihn überhaupt hierher geschickt? Um die Wahrheit zu sagen, es trifft mich schon, dass du nicht mitgekommen bist, um mir bei der Arbeit zuzusehen …«
    Nachdem sie über die Leichen gesprochen hatten, flachsten sie gerne noch ein paar Takte. Redeten über Fußball, über alles
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