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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Autoren: Mark Billingham
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wer immer sich das ausgedacht hat, denkt simpel.«
    In der Turnhalle wurden die Zuschauer Zeuge, wie Darren Ellis die Fäuste aus seinem Gesicht nahm und den Blick auf feuchte, gerötete Augen freigab. Thorne sah sich um. Einige der Zuschauer wirkten betroffen und schüttelten den Kopf. Ein paar machten sich Notizen. Vorne in der ersten Reihe schoben Ellis’ Verteidiger Zettel hin und her.
    »Ich weiß nicht, würden Sie mich auslachen, wenn ich Ihnen sage, dass ich mich wie das Opfer fühle?«, fragte Darren.
    Der Alte sah ihn ruhig an. Fünfzehn Sekunden oder länger. Bevor er tonlos entgegnete: »Ich würde Ihnen am liebsten die Zähne ausschlagen.«
    »Manchmal sind die Dinge kompliziert«, erklärte Darren.
    Der Alte beugte sich über den Tisch. Sein Mund war angespannt. »Ich sag Ihnen, was kompliziert ist.« Aus dem Augenwinkel beobachtete er seine Frau, während er fortfuhr. »Seit der Nacht, als Sie in unser Haus kamen, hat sie nicht mehr geschlafen. Fast jede Nacht macht sie ins Bett.« Seine Stimme zitterte. »Sie ist so verdammt schmal geworden …«
    Die Anwesenden schienen die Luft anzuhalten, als Darren den Kopf in den Händen barg und seinen Gefühlen freien Lauf ließ. Ein Rechtsanwalt stand auf. Ein hochrangiger Kriminalbeamter trat an den Tisch. Zeit für eine Unterbrechung.
    Thorne beugte sich vor und flüsterte Brigstocke laut ins Ohr: »Er ist sehr gut. Wo hat er das geübt? Auf der Schauspielschule?« Dieses Mal kamen die Blicke, die ihn durchbohrten, von seinen Vorgesetzten …
     
    Einige Minuten später trafen sich alle draußen im Foyer wieder. Man nickte sich zu und unterhielt sich leise. Dazu gab es Mineralwasser und Kekse.
    »Man erwartet von mir einen Bericht darüber«, brummte Brigstocke.
    Thorne winkte ein paar Leuten von Team 6 zu, die auf der anderen Seite des Foyers standen. »Besser Sie als ich.«
    »Ich suche gerade nach dem richtigen Wort, um das Verhalten gewisser Mitarbeiter meines Teams adäquat zu beschreiben. Destruktiv? Anmaßend? Fällt Ihnen was ein …?«
    »Also ich hab selten so was Bescheuertes gesehen. Ich kann es nicht fassen, dass die Leute einfach so dasitzen und das ernst nehmen. Mir geht es am Arsch vorbei, was die in Australien für tolle Ergebnisse haben. Nein, bescheuert trifft es nicht, es war obszön. Wie diese Holzköpfe jeden Gesichtsausdruck dieser Kanalratte studierten. Wie viele Tränen hat er vergossen? Wie groß waren sie? Wie sehr schämte er sich?« Thorne nahm einen Schluck Wasser und behielt ihn ein paar Sekunden im Mund, bevor er ihn hinunterschluckte. »Haben Sie sich ihr Gesicht angesehen? Das Gesicht der alten Frau?«
    Brigstockes Handy läutete. Das Gespräch dauerte nicht lange, doch Thorne ließ sich davon ohnehin nicht aufhalten. »Restorative Justice? Wem soll da durch Gerechtigkeit geholfen werden? Dem alten Mann und seiner völlig abgemagerten Frau?«
    Brigstocke schüttelte gereizt den Kopf und wandte sich ab.
    Thorne stellte sein Glas auf einem Fensterbrett ab. Er stürmte los, an mehreren Leuten vorbei auf eine Gruppe zu, die soeben auf der gegenüberliegenden Seite das Foyer betreten hatte.
    Darren Ellis hatte seine Jacke und die Krawatte abgenommen. Er war in Handschellen, und links und rechts von ihm stand jeweils ein Kriminalbeamter, die Hand auf seiner Schulter.
    »Super Auftritt, Darren«, sagte Thorne. Er hob die Hände und begann zu klatschen.
    Ellis starrte ihn mit offenem Mund an. Er war verunsichert. Dieser Ausdruck war definitiv nicht einstudiert. Er suchte Hilfe bei den beiden Polizisten links und rechts von ihm.
    Thorne lächelte. »Was gibt’s als Zugabe? Vielleicht ein kleines Liedchen?«
    Der Beamte zu Ellis’ Linker, eine klapperdürre Ausgabe mit Schuppen auf der braunen Polyesterjacke, bemühte sich, auf lässige Weise einschüchternd zu wirken. »Verziehen Sie sich, Thorne.«
    Bevor Thorne etwas erwidern konnte, zog Russell Brigstocke seine Aufmerksamkeit auf sich, der quer durch den Raum zielstrebig auf ihn zumarschierte. Thorne beachtete die beiden Beamten nicht länger, die Ellis in die andere Richtung abführten. Bei dem Gesichtsausdruck des Detective Inspector krampfte sich sein Magen zusammen.
    »Möchten Sie was für die Gerechtigkeit tun?«, sagte Brigstocke. »Jetzt haben Sie Gelegenheit dazu.« Er streckte Thorne sein Handy entgegen. »Eine gute Gelegenheit …«
     
    Es bezeichnete sich als Hotel. Politiker bezeichnete man auch als »Gentlemen« und »ehrenvoll« …
    Auf dem Schild draußen
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