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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns
Autoren: Mark Billingham
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ist darauf gekommen.«
    Bishop lächelte. »Ich bin beeindruckt. Aber dadurch kam tatsächlich, wie Sie sagen, der Name meines Vaters auf die Liste. Damit hatte ich Ihr Interesse geweckt …«
    Das hatte er mit Sicherheit.
    »Aber es hätte nie funktioniert, James. Es war alles Zufall. Es gab keine eindeutigen Beweise.«
    »Das schien Sie aber nie zu stören, oder?«
    Thorne konnte darauf nichts erwidern. Seine Zunge klebte an seinem Gaumen.
    Plötzlich grinste Bishop. Thorne sah, dass er seine Finger still hielt. Sein Blick drückte beinahe so etwas wie Verzückung aus.
    »Das ist meine Lieblingsstelle, Tom. Hier fängt alles an.«
    Die Muskeln in Bishops Oberkörper zogen sich zusammen, als er anfing, Rachels Halsschlagader zusammenzupressen. Thorne erinnerte sich daran, wie Hendricks ihm die Sache sehr anschaulich mit seinen eigenen Händen erklärt hatte. Sie hatten noch ungefähr zwei Minuten, bis die Atmung aussetzen würde.
    Thorne schielte zu Anne hinüber. Ihr Blick drückte Verzweiflung aus. Von tief aus ihrem Innern war ein Knurren zu hören.
    Rette meine Tochter.
    Thorne hatte keine Ahnung, wie. Bishop tötete, wenn es sein musste, das war klar. Die Hände, die Rachels Leben wegdrückten, waren gefährliche Waffen. Sie könnten ihr Genick blitzschnell brechen.
    Thorne fühlte sich schwer wie Blei, nutzlos. Ausgedörrt.
    Zehn Sekunden waren bereits verstrichen. Ihre Zunge hing heraus.
    »Wie kann ihm das wehtun, James? Wie kann er dadurch leiden?«
    Bishop antwortete nicht. Seine Lippen bewegten sich lautlos, während er die Sekunden zählte.
    »Das wird deine Mutter auch nicht mehr zurückbringen, James.« Er schrie. Er würde alles tun, um ihn aufzuhalten. James war auf seine Arbeit konzentriert, bereitete sich auf den schwierigen Teil vor, wenn Rachel aufhören würde zu atmen. Die Manipulation.
    Die Zeit tickte. Thorne hatte das Gefühl, die Sekunden und mit ihnen Rachels Atem würden an ihm vorbeirasen, während er wie eingefroren dastand.
    »Bitte, Tommy …«
    »Helen!«
    »Sie ist noch ein Kind …«
    »Was kann ich tun? WAS KANN ICH TUN?«
    Plötzlich eine Stimme von unten. »James?«
    Eine Reaktion von Bishop. Eine Reaktion auf die Stimme seines Vaters. Angst vielleicht? Sein Körper und sein Gesicht spannten sich an. Spannung auch in seinen Fingern …
    »James? Ich habe gesehen, wie du mit Anne weggefahren bist. Was geht hier vor? Ist alles in Ordnung? Jemand hat die Eingangstür aufgebrochen.«
    Eine halbe Minute war verstrichen …
    Es war nicht klar, was James mit seinem Vater tun würde, aber Thorne hatte keine Wahl.
    Noch neunzig Sekunden …
    Rachel war fast halb tot. »Bishop! Wir sind hier oben!«, rief Thorne.
    Jeremy Bishop erschien in der Luke wie ein Geist, der aus der Bodenklappe einer Bühne auftauchte. Das Bild vervollständigte sich nach einer Sekunde, als das Blut aus Bishops Gesicht wich und er sie mit leeren Augen anstarrte.
    Thorne wusste, wie Bishop als Toter aussehen würde.
    »Mein Gott – James?« Er beugte sich vor, und eine Sekunde lang dachte Thorne, Jeremy würde ohnmächtig werden. Dann bemerkte Thorne, dass er auf seinen Sohn zuging und einen Arm ausstreckte, um ihn aufzuhalten. Bishop blickte James wütend an und nickte langsam, als er begriff, was um ihn herum vor sich ging.
    Anne. Rachel. James.
    Der Sohn starrte seinen Vater an. Nicht viel mehr als eine Minute …
    James’ Stimme klang kindisch, höhnisch. »Was ist das hier? Ein Schreckensszenario? Eine Gräueltat? Oder nur eine Überraschung, dass ich weiß, wie es geht? Alles in allem ein ziemlich ausgereiftes Verfahren, wenn man bedenkt, was für eine Flasche, was für eine Enttäuschung ich war.«
    »Bitte –«
    »Halt’s Maul!«, schrie James. »Halt dein verdammtes Maul!«
    Rachels Augen wirkten vollkommen starr. Sechzig Sekunden, wenn überhaupt …
    »Ich will dich schon immer was fragen. Seit wann genau glaubst du an die Dinge, die du tust? Es muss eine Zeit gegeben haben, in der du das Gleiche wie alle anderen auch dachtest. In Bezug auf den menschlichen Körper, meine ich. Den ganzen Mist über das Wunder seiner Leistungsfähigkeit. Mein Gott, bin ich dankbar, dass du mir beigebracht hast, was für ein Scheiß das ist. Dein Glaube an die Technik war inspirierend, wusstest du das? Wirklich inspirierend. Mir tut es nur Leid, dass ich deinen akademischen Glauben in mich nicht erfüllen konnte. Aber selbst wenn ich alles versaut habe, selbst wenn ich derart versagt habe und nicht der Arzt geworden
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