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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns
Autoren: Mark Billingham
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menschliche Körper so zerbrechlich ist, hat dir dein Vater beigebracht?«
    »Eins von vielen Dingen …« Die Stimme hatte wieder einen anderen Klang bekommen. Ungezwungen, desinteressiert.
    »Und das hängst du ihm an?«
    Bishop nahm eine Hand von Rachels Kopf und ließ sie langsam über die Narben auf seinem Bauch gleiten. Mit der anderen Hand massierte er Rachels Nacken. Thorne überlegte, ob er zu ihm rennen sollte – in einer Sekunde würde er bei ihm sein. Aber eine Sekunde würde auch genügen, um Rachel auszulöschen. Stattdessen bot er ihm eine Antwort auf die Frage: »Zwei Menschen auf einen Streich umbringen?«
    »Ziemlich nah dran. Außer der Sache mit dem Umbringen. Die passt nicht ganz.«
    Dem konnte Thorne nicht zustimmen. »Du hast viele umgebracht, James.«
    Bishop zuckte mit den Schultern.
    Eine Waffe würde eventuell für ein Gleichgewicht sorgen. Thornes Blick zuckte zum Instrumentenwagen hinüber, zu den glänzenden Werkzeugen, die dort aufgereiht waren. Klammern, Pinzetten, ein Skalpell.
    Bishop bemerkte den Blick. »Bitte setzen Sie das hier nicht aufs Spiel, Thorne.« Er lächelte und schielte zu dem Skalpell. »Ich denke, ich wäre noch vor Ihnen da.«
    Thorne nickte langsam. Er spürte Annes flehenden Blick.
    Bishop strich über den Muskel an Rachels Schädelansatz. »Der Sternocleidomastoideus, Tom. Kennen Sie ihn?«
    Thorne kannte ihn nur allzu gut. Er wusste, wonach Bishop suchte. Wonach er tastete. »Warum hast du mich überfallen, James? So ganz verstehe ich das nicht.«
    »Ich wusste, Sie würden denken, es war mein Vater. Ich wusste, Sie wären sich ganz sicher. Es war einfach. Ihre Beziehung zu Anne war recht praktisch. Vielleicht hat Ihr Schwanz Ihr Urteilsvermögen etwas vernebelt. Sie waren so leicht in Fahrt zu bringen, Tom, so leicht anzustacheln.«
    Thorne zuckte angesichts der Wahrheit zusammen. Jeden Hinweis, den ihm Bishop vor die Füße geworfen hatte, hatte er begierig aufgelesen; an jeden Strohhalm hatte er sich geklammert – das Midazolam, den Zeitpunkt der Morde, den Wagen …
    »Der Volvo?«
    »Mein Alter schwört auf Volvo. Als er sich den neuen gekauft hat, konnte ich ihn überzeugen, mir den ausrangierten zu überlassen. Ich habe ihm hundert Pfund dafür gegeben. Wahrscheinlich hätte er eigentlich viel mehr dafür bekommen, aber, nun ja … er ist eben mein Vater.«
    Genau das war der Punkt, wie Thorne merkte. Niemand kannte Jeremy Bishop besser – sein Sohn wusste, wo er hinging, wo er sich aufhielt, er kannte die Worte, die er verwendete. Er wusste alles, was sein Vater über Alison wusste, über den Fall. Er wusste, wie er seinen Ehering stehlen konnte.
    »Tut mir Leid, dass es mit dem Ring nicht funktioniert hat, James. Ein forensischer Reinfall.«
    »So was passiert. Mir tut es Leid um diese Byrne. Es tut mir um alle Leid, die gestorben sind, ehrlich, aber das habe ich Ihnen ja gesagt. Natürlich hätte sie nicht sterben müssen, wenn Sie nicht vorgehabt hätten, ihr das dämliche Foto unter die Nase zu halten. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, Tom?«
    James in Thornes Wohnung, wo er Margaret Byrnes Adresse auf einem Zettel neben dem Telefon gesehen hatte …
    Thorne hatte die Sache völlig falsch verstanden. Margaret Byrne war nicht gestorben, weil sie Jeremy Bishop hätte identifizieren können. Sie war gestorben, weil sie hätte sagen können, dass Jeremy Bishop nicht der Mörder war.
    Sie starrten einander eindringlich an. Über ihnen trommelte der Regen aufs Dach.
    Thorne erschrak, als der Piepser losging, und beide drehten sich um.
    Thorne erinnerte sich, dass Anne Bereitschaftsdienst hatte. Der Piepser befand sich in ihrer Handtasche, die neben ihr lag.
    Als das Piepsen verklungen war, war Thorne auch noch etwas anderes klar geworden. Der Anruf, den Bishop bei Margaret Byrne gemacht hatte – er hatte seinen Vater angerufen, um herauszubekommen, ob er in die Arbeit gerufen worden war. Er hatte überprüft, ob er verfügbar war. »Du hast deinen Vater auf dem Weg zum Krankenhaus angepiepst. In der Nacht mit Alison. Wahrscheinlich hast du draußen gesessen und hast gewartet, bis er kam, du hast ihm ein nicht ganz wasserdichtes Alibi verschafft, sodass sein Name auf die Liste der Verdächtigen kam.« Bishop lächelte bescheiden. »Das Gleiche mit dem Midazolam in Leicester …«
    Bishop schnitt ihm das Wort ab. »Ja, offenbar war das ein Fehler. Sind Sie darauf auch gekommen?«
    Thorne blickte zu Anne hinüber. Alles würde gut wer den. »Anne
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