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Toll gemacht schwarze Sieben

Titel: Toll gemacht schwarze Sieben
Autoren: Enid Blyton
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höflich.
    »Guten Morgen, Colin«, antwortete der General freundlich, während er, auf seinen Stock gestützt, ein wenig von der Sonne geblendet, zu ihm hinüberblinzelte. »Nicht in der Schule heute?«
    »Nein, Sir, es sind Ferien. Dürfte ich mir wohl meinen Ball wiederholen? Ich habe ihn eben aus Versehen in Ihren Garten geworfen. Ich verspreche, dass ich nicht auf die Beete treten werde.«
    »Aber sicher, mein Junge. Ich habe absolut nichts dagegen, wenn wohlerzogene Kinder mir einen Besuch abstatten. Was hältst du von einer kleinen Erfrischung, einem Glas Limo zum Beispiel?«
    Colin war begeistert. Diese Einladung bedeutete gleichzeitig eine Unterhaltung, und wenn er es geschickt anfing, konnte er, ohne neugierig zu erscheinen, die Sprache auf die gestohlenen Orden bringen.
    Er sprang von der Mauer, fand seinen Ball und folgte dem General, der schon auf das Haus zuging und mit lauter Stimme nach der Köchin rief: »Emma, ich habe einen Gast; zwei Gläser Saft, bitte, und auch ein paar Kekse!«
    Emma erschien, lächelte Colin zu und bald saßen er und der alte Mann in einem gemütlichen Wohnraum beisammen, dessen Wände mit Fotografien geschmückt waren, die den General allein oder im Kreise seiner Kameraden zeigten.
    Der leere Platz aber über dem Kamin verriet durch die stärkere Verfärbung der Tapete, dass auch hier bis vor kurzem ein Erinnerungsstück geprangt hatte. Und Colin wusste sofort, um welches es sich handeln musste: um ein Behältnis nämlich, ähnlich dem, wie es auch sein Vater besaß, um einen länglichen, flachen, mit einem Glasdeckel verschlossenen Kasten, in dem auf samtenem Untergrund glänzende Orden an bunten Bändern aufgereiht waren.
    Der General, der Colins Blick gefolgt war, seufzte und sagte: »Ich nehme an, du hast von dem Diebstahl gehört? Oh, mein Junge, wenn ich daran denke, dass irgend so ein feiger Bursche jetzt im Besitz meiner Auszeichnungen ist, im Besitz der Erinnerungen an frühere Zeiten, in denen ich jung war! Wenn ich sie betrachtete, konnte ich vergessen, dass ich ein einsamer alter Mann bin!« Die Stimme des Generals war immer leiser geworden, und Colin sah mit Entsetzen, dass seine Augen voller Tränen standen, und wünschte, er hätte den Ball niemals über die Gartenmauer geworfen.
    »Ich werde versuchen, Ihre Orden wiederzubekommen, und ich werde sie finden, ganz bestimmt!«, hörte er sich plötzlich sagen und war über seine Worte beinahe noch erstaunter als der alte Mann, und seine Verwirrung erreichte ihren Höhepunkt, als der General nun nach kurzem Schweigen antwortete: »Ich glaube dir, Colin. Seltsam, aber ich glaube dir. Ja, ja, ich bin überzeugt davon, dass du sie finden wirst.«
    In diesem Augenblick erschien Emma in der Tür, überhörte die Bemerkung des Generals, er habe Besuch und wolle nicht gestört werden, näherte sich kopfschüttelnd und betrachtete ihn mit Besorgnis.
    »Wie mir scheint, zerbrechen Sie sich schon wieder den Kopf wegen Ihrer Orden. Wie wär's denn, wenn Sie den Jungen jetzt nach Hause schickten und ein kleines Nickerchen machten? Das wird Ihnen gut tun nach der schlaflosen Nacht. Sie haben ja kaum ein Auge zugetan.«
    Colin fühlte sich plötzlich überflüssig, schlüpfte hinaus und blieb in der angrenzenden Küche stehen, um auf Emma zu warten. Wenige Minuten später kam sie, noch immer kopfschüttelnd, zurück. »Er hat sich ein bisschen hingelegt«, sagte sie und seufzte. »Wenn er sich nur nicht so über die Geschichte mit den Orden aufregen wollte. Tag und Nacht denkt er an nichts anderes!«
    »Und die Polizei hat noch keine Spur von dem Dieb?«, fragte Colin voller Mitgefühl.
    »Nein! Alles, was wir wissen, ist, dass es jemand mit sehr kleinen Händen gewesen sein muss, denn er hat durch dieses Loch dort in der Scheibe gegriffen und den Fensterriegel von innen geöffnet. Ich glaube kaum, dass zum Beispiel du dazu im Stande wärst.«
    »Ich kann es ja einmal versuchen«, erbot sich Colin eifrig, musste aber zu seiner Überraschung feststellen, dass es ihm unmöglich war, seine Hand durch die Öffnung zu zwängen. »Vielleicht brächte es ein Mädchen fertig«, überlegte er stirnrunzelnd. »Aber dass ein Mädchen Orden stiehlt, das kann man sich auch nicht vorstellen.«
    »Ja, ja«, Emma nickte, »es ist ein Rätsel. Und der arme alte Herr grämt sich noch zu Tode. Er hat übrigens eine hohe Belohnung ausgesetzt, fünfhundert Pfund!«
    »Fünfhundert Pfund?«, staunte Colin. »Du lieber Himmel, das ist ja ein
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