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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr
Autoren: Barry Eisler
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eigentlich nur unsterblich sein.
    Aber als ich das Training noch verschärfte und eine Reihe kleinerer Verletzungen davontrug, sah ich ein, was wirklich los war. Ich wollte mich bestrafen. Weil ich tief im Innern wusste, dass Dox mit allem, was er mir im Heartman gesagt hatte, richtig lag.
    Manchmal denke ich, der Drang, an unserer eigenen Weltsicht festzuhalten, ist unser stärkstes intellektuelles Bedürfnis. Wir verdrehen munter die Tatsachen zu völlig unkenntlichen Formen, damit sie in unsere vorgefasste Meinung passen. Wir ignorieren Offensichtliches, konzentrieren uns auf Irrelevantes und verweben das Ganze zu einem Teppich des Selbstbetrugs, nur um eine Idee zu rechtfertigen, ganz gleich, wie armselig oder selbstzerstörerisch sie ist.
    Und genau das tat ich die ganze Zeit. Wie hatte Dox es noch genannt? Meine dämliche ›Ich gegen den Rest der Welt‹-Nummer, ja, genau. Und um mich weiter daran festzuhalten, hatte ich mir in diversen Bereichen was vorgemacht.
    Zunächst einmal hatte ich die Erinnerung an Midori überbewertet. Ja, es bestand eine gewisse Chemie zwischen uns. Und als wir damals in Tokio von Yamaoto verfolgt wurden, war es kein Wunder, dass durch die dabei entstandene Reibung Funken sprühten. Aber nach unserer Trennung hatte ich mir eingeredet, dass das, was immer auch zwischen uns gewesen war, so einzigartig war, dass es nie wieder passieren konnte. Es war ein Ausnahmezustand gewesen, und deshalb musste es die Ausnahme bleiben, die die Regel bestätigte. Und die Regel war die, dass ich immer allein sein würde und niemandem würde vertrauen können.
    Aber meine Partnerschaft mit Dox passte nicht so recht in diese Regel. Und meine Beziehung zu Delilah legte den Verdacht nahe, dass die Sache mit Midori doch nicht so einmalig gewesen war, wie ich immer dachte. Deshalb wollte jetzt irgendein jämmerlicher Teil von mir auch aus Dox und Delilah unbedingt Ausnahmen machen, damit er sich auf den Rücken klopfen und sagen konnte, »Siehst du? Hab ich doch gesagt.«
    Ich war dabei, mich selbst zu sabotieren. Und damit musste Schluss sein.
    Irgendwann rief ich Delilah auf ihrem Handy an. Als sie sich meldete, fragte ich sie: »Wie wär’s, wenn ich dich besuchen käme?«
    Eine lange Pause trat ein. Sie sagte: »Ich weiß nicht. Wie wäre es denn?«
    »Ich bin nicht sicher. Aber ich würde es gern rausfinden.«
    Wieder eine Pause. Sie sagte: »Ich auch.«
    »Wo bist du? Paris?«
    »Nein, ich bin wieder in Barcelona.«
    »Neue Tarnung?«
    »Nein. Ich brauche einfach mal für eine Weile eine neue Umgebung.«
    »Was ist aus der Untersuchung gegen dich geworden?«
    »Die ist vorbei. Sie haben gesagt, ich würde eine offizielle Rüge bekommen. Ich hab gesagt, wenn sie das machen, würde ich den Krempel hinschmeißen und sie könnten sich eine andere suchen, die das macht, was ich mache. Jetzt denken sie noch einmal drüber nach.«
    »Was willst du jetzt tun?«
    »Ich weiß nicht. Aber ich könnte jemanden gebrauchen, mit dem ich drüber reden kann.«
    »Das würde ich gern. Ich könnte auch so jemanden brauchen.«
    »Wie schnell kannst du hier sein?«
    Ich stockte, sagte dann: »Ich nehme die nächste Maschine, die ich kriegen kann, wenn es dir recht ist.«
    Sie lachte und sagte: »Na, worauf wartest du noch?«
    Ich lächelte. »Ich kümmer mich rasch um einen Flug und ruf dich gleich wieder an.«
    Eine Maschine von Iberia Airline startete um sechzehn Uhr am selben Tag. Ich buchte einen Platz und sagte Delilah, dass ich kommen würde. Dann rief ich Dox an.
    »Ich bin’s«, sagte ich. »John.«
    »Ach ja? Welcher John?«
    Ich schmunzelte. »Netter Versuch. Demnächst versuchst du noch, mich dazu zu bringen, dass ich dir am Telefon meine Sozialversicherungsnummer durchgebe. Aber es gibt Grenzen.«
    Er lachte. »Wie geht’s dir?«
    »Ganz gut. Ich hab ziemlich viel nachgedacht.«
    »Na, das klingt vielversprechend.«
    »Ja, ich muss mich bei dir entschuldigen.«
    »Musst du?«
    Kurze Pause. Dann sagte ich: »Also, ich entschuldige mich.«
    »Na gut, angenommen. Schade, dass du nicht hier bist, sonst würde ich dich richtig fest umarmen, wie du’s immer so gern hast.«
    »Ja, das fehlt mir auch ganz doll.«
    Wir schwiegen einen Moment. Ich sagte: »Du hast mich Blödmann genannt.«
    »Na, du hast dich ja auch wie einer benommen. Ich wollte damit nicht sagen, dass es ein Dauerzustand ist. Das liegt bei dir. Hört sich an, als hättest du gute Chancen auf Besserung.«
    »Wie wär’s mit ›rekonvaleszenter
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