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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr
Autoren: Barry Eisler
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das also? Weißt du, was sie gemacht hat? Sie ist nach New York geflogen und hat versucht, Midori Angst einzujagen. Und da sie in allem, was sie macht, so gut ist, hat es funktioniert.«
    »Ich weiß, dass sie da war. Sie hat es mir erzählt. Es tut ihr furchtbar leid. Sie wollte es dir sagen, als du vom Flughafen aus angerufen hast, aber sie sagt, du hättest nicht zuhören wollen.«
    »Was gibt es da auch noch zu reden? Sie hat getan, was sie getan hat.«
    »Sie hat einen Fehler gemacht, jawohl. Und sie weiß es.«
    »Ach ja? Sie kann mich mal.«
    »Entschuldige die Frage, Partner, aber kann es sein, dass du ein kleines bisschen undankbar bist?«
    Ich trank einen Schluck Whiskey und funkelte ihn an.
    Er starrte unbeeindruckt zurück. »Ich mein ja nur, sie ist um den halben Globus geflogen und hat ihr Leben riskiert, um dir bei deinem Problem zu helfen. Sie hat einen Mann getötet, der dich abknallen wollte. Und sie hat zwei weitere getötet, weil sie erkannt hatte, dass sie eine Gefahr für deine Familie wären, wenn sie am Leben blieben.«
    »Weißt du, warum sie hergekommen ist? Sie hatte ein schlechtes Gewissen wegen der Sache, die sie hinter meinem Rücken bei Midori abgezogen hat. Und durch die Midori so in Panik geraten ist, dass sie mich an zwei Killer ausgeliefert hat.«
    »Ist doch egal, warum sie hergekommen ist. Der Frau liegt was an dir, Alter. Aber du suchst so eifrig nach einem Vorwand, wieder deine dämliche ›Ich gegen den Rest der Welt‹-Nummer abzuziehen, dass du dir nicht mal das eingestehen kannst.«
    Ich blickte ihn forschend an. »Was willst du von mir, Dox?«
    »Ich will, dass du nicht der griesgrämige Einzelkämpfer wirst, der ein Teil von dir unbedingt sein will.«
    »Willst du von mir hören, dass ich verletzt bin? Mich verraten fühle? Da kannst du lange warten. Ich brauch keine Schulter zum Ausheulen, auch deine nicht.«
    »Doch, Partner. Irgendeine Schulter brauchst du.«
    »Du irrst dich.«
    »Ich seh doch, was du machst. Du bist verletzt, weil du einem Menschen vertraut hast. Und nun sagst du dir: ›Na bitte. Ich hatte doch recht, Vertrauen bringt nichts, genau so was passiert, wenn man einem anderen vertraut. Am besten, ich vertraue nie wieder irgendwem.‹«
    »Ist das auf deinem eigenen Mist gewachsen, oder hast du mit Delilah geredet?«
    »Sie sieht das auch so. Aber das heißt nicht viel. Du bist ja wie ein offenes Buch.«
    »Weißt du was? Wenn ihr zwei euch so gut versteht, dann nimm du sie doch. Ihr scheint ja ohnehin ständig zusammenzuhocken.«
    »Aha, jetzt kommt der Teil, wo du deinen Freund so beleidigst, dass er verschwindet und es dir erspart, dir eingestehen zu müssen, dass du selbst das Arschloch bist, der ihn vergrault hat.«
    Ich stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Gesicht in die Hände.
    »Zwischen Delilah und mir ist nichts«, sagte er, »und das weißt du auch. Aber zwischen euch beiden ist was. Und wenn du das jetzt aufgibst, bist du der größte Idiot, dem ich je begegnet bin.«
    Ich sah ihn an. »Sie hat dich hergeschickt, damit du dich für sie einsetzt, ja?«
    »Nein, du Blödmann, du hast gesagt, ich soll sie nicht mitbringen, schon vergessen? Sie weiß nicht mal, dass du wieder in Tokio bist, und sie macht sich auch Sorgen um dich. Ich werde sie anrufen und es ihr sagen, sonst mach ich mich noch zum Komplizen von deinen kindischen Albernheiten. Aber wenn du schlau wärst, würdest du sie zuerst anrufen.«
    Ich trank meinen Whiskey aus und stand auf. »Mach, was du willst«, sagte ich und warf ein paar Scheine auf den Tisch. »Ich bin nur zurückgekommen, um mein Geld zu holen.«

55
    I CH FLOG ZURÜCK NACH R IO . Es war nicht mein Zuhause, nur die Stadt, wo ich zurzeit lebte. Aber ich wusste nicht, wo ich sonst hinsollte.
    Ich ging spät ins Bett, stand morgens spät auf und ging viel spazieren. Ich las ein paar peinliche Selbsthilfe-Bücher. Keines hatte so ganz den Titel, nach dem ich suchte – Zehn Schritte zum reinen Gewissen für Killer oder Lebenstipps für Verratene, so was in der Art –, aber ein paar Erkenntnisse gewann ich dennoch.
    Vor allen Dingen aber stürzte ich mich in ein schonungsloses Jiujitsu-Training. Am Anfang dachte ich, es ginge mir dabei um Kontrollstrategien, ähnlich wie bei Leuten mit Essproblemen. Dann dachte ich, es hätte was damit zu tun, dass ich mein Alter nicht wahrhaben wollte: Wer in Rios Dezembersommer in einer Halle ohne Klimaanlage zwei Stunden nonstop Mattenkampf durchhält, kann doch
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