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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
Autoren: Barry Eisler
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Beispiel Bali«, sagte Boaz. »Die Bali-Bombe bestand aus etlichen leichten Sprengstoffen - Kaliumchlorat, Schwefel, Aluminiumpulver, Alaun und Chlor - und nur aus einer geringen Menge TNT. Die Mischung hat eine Schockwelle und glühende Hitze erzeugt. Die meisten Opfer sind bei lebendigem Leibe verbrannt.«
    »Er ist Israeli und macht so was?«, fragte ich.
    Boaz nickte. »Es ist infam. Aber ja, genau wie jede Nation haben auch wir Menschen, die für Geld alles tun. Zur Zeit stehen israelische Soldaten vor Gericht, weil sie Waffen an die Palästinenser im Westjordanland und in Gaza verkauft haben - und mit denselben Waffen werden dann ihre eigenen Brüder in der Armee getötet.«
    Gil schüttelte angewidert den Kopf und sagte: »Ich kapier nicht, wieso wir denen überhaupt noch den Prozess machen.«
    Boaz deutete auf ein weiteres Foto. »Das da ist der Anschlag auf das Marriott-Hotel in Jakarta, August 2003. Für die Herstellung des Sprengstoffs haben die Terroristen Schwefel, Kaliumchlorat, Benzin und TNT verwendet. Die Bombe fiel kleiner aus als die in Bali, war aber stärker. Die Mischung erzeugte eine Schockwelle und auch hier wieder eine entsetzliche Gluthitze.«
    Er zeigte auf das nächste Foto. »Die australische Botschaft in Kuningan, Jakarta, September 2004. Diesmal bestand die Mischung aus Schwefel, Kaliumchlorat und TNT. Die Wirkung war eine gewaltige Schockwelle mit anschließendem Feuer. Erneut ein stärkere Bombe als die in Bali.«
    Gil sagte: »So ist Lavi, er lernt durch Experimente.«
    Boaz sagte: »Lavi verbreitet sein Wissen nicht bloß. Er verfeinert es. Er wird über die Zusammensetzung dieser Bomben informiert, er analysiert die Ergebnisse und schlägt >Verbesserungen< vor. Lavi gehört zu den Stützen einer weltweiten Wissensdatenbank für Terroristen. Er hilft diesen Monstern, ihre Werkzeuge und Taktiken in der ganzen Welt zu verbessern. Die in Südostasien gewonnenen Erkenntnisse werden an Europa, die USA und den Nahen Osten weitergegeben.«
    »Wie lange wissen Sie schon, was er treibt?«
    »Noch nicht lange genug«, sagte Boaz. »Wir haben zufällig ein Treffen mit einem Asahari-Kontaktmann beobachtet, danach haben wir ihn etwas genauer unter die Lupe genommen. Wir möchten ihn so schnell es geht eliminiert haben. Aber wie Sie wissen, und obwohl ich das persönlich bedauere, müssen wir die Sache abstreiten können.«
    »Ansonsten«, sagte Gil, »gäbe es eine lange Liste von Freiwilligen für den Job.«
    Ich hatte keinen Zweifel daran, dass Gil ganz oben auf dieser Liste stehen würde.
    »Wissen«, sagte ich nachdenklich. »Wie kann man das aufhalten? Ist der Geist nicht schon aus der Flasche?«
    »Wir tun, was wir können«, sagte Boaz ohne eine Spur seiner typischen guten Laune, und einen Augenblick lang fragte ich mich, ob ich mit meiner Einschätzung falsch gelegen hatte, dass Gil von den beiden der einzige Killer war. »Wir leisten unseren Beitrag.«
    Ich sah die restlichen Fotos durch. Boaz nannte zu jedem mit monotoner Stimme einen Ort und eine Jahreszahl: erster Anschlag auf das World Trade Center, 1993; Jüdisches Gemeindezentrum in Buenos Aires, 1994; US-Botschaften in Kenia und Tansania, 1998; US-Zerstörer Cole, 2000; und so weiter. Gil erläuterte Mannys Beteiligung hinter den Kulissen, dass dadurch nicht nur die Tödlichkeit der Bomben erhöht, sondern auch das zu ihrer Herstellung erforderliche Wissen verbreitet wurde.
    »Sie sehen also«, sagte Boaz, als ich den Stapel Fotos an Gil zurückgab, »für uns ist Mannys Eliminierung vergleichbar mit der Heilung einer tödlichen Krankheit. Wir können die Leute nicht wieder lebendig machen, die er bereits ermordet hat, aber wir können die Menschen retten, die ums Leben kommen werden, wenn er am Leben bleibt.«
    »Wir glauben, Sie können uns helfen«, sagte Gil.
    Boaz fügte hinzu: »Und wir glauben, Sie können es auf die richtige Weise tun.«
    Ich hatte verstanden. Es ging ihnen nicht in erster Linie um eine todsichere Erledigung des Auftrags, es ging ihnen darum, dass sie die Sache abstreiten konnten. Wenn sie auf einem Herzinfarkt bestanden hätten, wäre ich davon ausgegangen, dass sie vor allen Dingen verhindern wollten, dass überhaupt Fragen gestellt wurden. Ich hätte dann angenommen, dass Manny ein Ziel mit ungewöhnlich vielen Kontakten war, und die Sache entsprechend neu bewertet. Stattdessen hatte ich den Eindruck, dass sie Fragen in Kauf nehmen würden, solange die Antworten nicht zu ihnen hinführten.
    Ich fand es
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