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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag
Autoren: Barry Eisler
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Lösung des anstehenden Problems betraut wurde. Das Telefon wird bloß für das harmlose Nachspiel verwendet, und das war auch der Grund für meinen Abstecher nach Ogikubo.
    Von einem der Münztelefone auf dem Bahnsteig aus rief ich meine Kontaktperson bei der Liberaldemokratischen Partei an -einen LDP-Lakaien, den ich nur als Benny kenne, vielleicht eine Abkürzung von Benihana oder so. Benny spricht fließend Englisch, daher weiß ich, dass er einige Zeit im Ausland gelebt haben muss. Mit mir spricht er am liebsten Englisch – ich glaube, weil es in manchen Situationen härter klingt und Benny sich gern als einen harten Burschen sieht. Wahrscheinlich hat er einfach zu viele Hollywood-Gangsterfilme gesehen und dabei den Jargon aufgeschnappt.
    Selbstverständlich sind wir einander noch nie begegnet, aber allein durch die Telefonate mit Benny hatte ich eine Antipathie gegen ihn entwickelt. Ich konnte mir ihn recht lebhaft vorstellen als typischen Schreibtischhengst, einen Mann, der, um seine Gewichtsprobleme in den Griff zu bekommen, dreimal die Woche ein paar Kilometer joggte, und zwar auf einem Laufband in einem überteuerten, verspiegelt-verchromten Fitnessstudio, wo die Klimaanlage und die beruhigende Tonkulisse des Fernsehers ihm von vornherein jede unnötige Unbequemlichkeit ersparten. Bei Kleinigkeiten wie Designer-Haargel, um seine beginnende Glatze kunstvoll zu kaschieren, ließ er sich nicht lumpen, weil so etwas ohnehin nur ein paar Dollar kostet, und um zu sparen, trug er bügelfreie Hemden und Krawatten, auf deren Etiketten «Echt italienische Seide!» stand, mit Bedacht bei einer Auslandsreise auf dem Wühltisch in irgendeinem Billigkaufhaus ausgesucht, Schnäppchen, die ihm zu seiner größten Zufriedenheit hochwertige Ware für wenig Geld bescherten. Er schmückte sich mit ein paar westlichen Extravaganzen wie beispielsweise einem Montblanc-Füller, Talismane, die ihm selbst versichern sollten, dass er wirklich kosmopolitischer war als diejenigen, die ihm Anweisungen gaben. O ja, ich kannte diesen Typ. Er war ein kleiner Befehlsempfänger, ein Mittelsmann, ein Kontakt, jemand, der sich in seinem ganzen Leben noch nie die Hände schmutzig gemacht hatte, der keinen Unterschied sah zwischen einem echten Lächeln und den amüsierten erstarrten Grimassen der Hostessen, die ihn gegen verwässerten Suntory-Scotch um seine Yen erleichterten, während er sie mit Andeutungen langweilte, mit was für großen Sachen er zu tun hatte, über die er aber natürlich nicht sprechen durfte.
    Nach dem üblichen Austausch harmloser, vereinbarter Codes, um uns gegenseitig unsere Echtheit zu garantieren, teilte ich ihm mit: «Die Sache ist erledigt.»
    «Das höre ich gern», sagte er in seiner üblichen knappen, aufgesetzten Gangstermanier. «Irgendwelche Probleme?»
    «Nichts Nennenswertes», entgegnete ich nach einer Pause, weil ich an den Burschen im Zug denken musste.
    «Nichts? Ganz sicher?»
    Ich wusste, so kam ich nicht weiter. Es war besser, nichts zu sagen, und das tat ich auch.
    «Okay», brach er das Schweigen. «Sie wissen, wie Sie mich erreichen können, falls Sie irgendetwas brauchen. Egal was, okay?»
    Benny behandelt mich gern wie seinen persönlichen Geheimdienstler. Einmal schlug er sogar ein Treffen vor. Ich sagte ihm, zu einem persönlichen Treffen mit ihm käme ich nur, um ihn zu töten, also sollten wir das vielleicht besser lassen. Er lachte, aber das Treffen kam nie zustande.
    «Ich brauche nur eines», sagte ich, um ihn an das Geld zu erinnern.
    «Morgen, wie immer.»
    «Alles klar.» Ich legte auf, wischte automatisch den Hörer und die Tasten ab, für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Anruf abgehört und zurückverfolgt worden war und jemand hier nach Fingerabdrücken suchen würde. Falls man Zugang zu den militärischen Unterlagen aus der Vietnam-Zeit hatte, und davon ging ich aus, würde man bei John Rain einen Treffer landen, und es sollte nicht bekannt werden, dass derselbe Kerl, den man vor über zwanzig Jahren gekannt hatte, als ich nach Japan zurückgekehrt war, jetzt der geheimnisvolle Freiberufler war.
    Damals arbeitete ich als Folge meiner Vietnam-Kontakte für die CIA und sorgte dafür, dass die «Fördermittel» der Agency bei den richtigen Empfängern in der Regierungspartei – schon damals die LDP – landeten. Die CIA hatte ein Geheimprogramm laufen, um konservative politische Elemente zu unterstützen. Das Ganze erfolgte im Rahmen der antikommunistischen Politik der USA
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