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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Susanne Mischke
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Weide mit Kühen, ein Wald und dahinter der See, der in der Sonne glitzerte wie flüssiges Silber. Dann wandte sie sich um. Die große Fensterscheibe spiegelte, Selma trat nah an das Glas heran und schirmte die Augen mit den Händen ab. Eine Art Wohnzimmer. Schränke, Bücherregale, Elchschaufeln über dem Sofa, ein Kamin. Vor dem Kamin stand ein Sessel, und in dem Sessel befand sich, etwas zur Seite hängend, der Körper eines Mannes. Dass es ein Mann war, sah man nur noch an der Kleidung, denn das, was einmal sein Kopf gewesen sein musste, war eine Mischung aus Haaren, Zähnen, Hautfetzen und … war das ein Auge? Die Wucht der Schrotladung hatte dafür gesorgt, dass die Wand über dem Kamin bedeckt war mit Hirnmasse, Knochensplittern, Blut und kleinen schwarzen Körnern. Zwischen den Schuhen des Toten lag eine doppelläufige Flinte, die Läufe zeigten unter den Sessel.
    Suizid durch Kopfschuss mit einer Schrotflinte.
    Ein rauer, fauliger Geschmack legte sich auf Selmas Zunge. So fühlt sich das also an, dachte sie. Ausgehend von den Beinen begann ihr ganzer Körper zu zittern. Sie stolperte von der Veranda und schaffte es gerade noch bis zur Auffahrt, wo sie hinter einem kugelrund geschnittenen Buchsbaum grünliche Galle erbrach.
    Ein angenehmes Lüftchen zerzauste ihm das Haar, als Forsberg auf seinem Hollandrad in Richtung Innenstadt fuhr. Seit Montag arbeitete er quasi am Stück, er brauchte dringend Luft, Licht und Sonne, und er wollte für eine kleine Weile unter Menschen sein, die keine Polizisten waren. Er überquerte den Wallgraben, stellte das Rad ab und schlenderte durch die schmalen Einkaufsstraßen der Innenstadt. Ein neues Café hatte aufgemacht, das so in war, dass die Gäste schon beim Bestellen nach dem Wi-Fi-Code fragten. Es gab noch einen freien Tisch. Forsberg bestellte Kaffee und dazu einen Blaubeermuffin. Das Publikum war im Schnitt fünfzehn Jahre jünger als er, alle mit Notebooks und iPads und den angesagten Logos an Schuhen und Sonnenbrillen. Aus irgendeinem Grund fragte sich Forsberg, ob der Vogel wohl hierher passen würde, aber er konnte sie sich inmitten dieser digitalen Boheme nicht so recht vorstellen. Aber eigentlich passte der Vogel in keine Schublade so richtig. Was im Grunde kein Fehler war.
    Forsberg dachte an Annika. Vielleicht verkehrte sie ja in solchen Lokalen, irgendwo in London, Lissabon, Turin, Berlin …
    Vielleicht war sie aber auch längst tot. Plötzlich brachte er keinen Bissen mehr hinunter und hielt es in dem Café auch keine Minute länger aus. Er wollte aufstehen, als sein Mobiltelefon klingelte. Der Scheitelträger am Nebentisch warf über sein aufgeschlagenes Notebook hinweg einen halb faszinierten, halb mitleidigen Blick auf den Nokia-Prügel, den der Kommissar aus seiner schlammfarbenen Fjällräven-Weste zog.
    »Ja«, sagte Forsberg.
    »Ich bin’s.«
    Der Vogel. Verdammt, er musste endlich aufhören, sie in Gedanken so zu nennen, sonst verplapperte er sich irgendwann noch.
    »Ja?«
    »Ich habe ihn gefunden. Er hat sich erschossen.« Selmas Stimme klang rau und gedämpft. Wie eine Krähe im Nebel. Aber so klang sie eigentlich immer.
    »Ruf die Kollegen aus Jonköping an und komm zurück.« Forsberg legte auf, denn zwei sehr hübsche Frauen betraten das Café und fesselten für einen Moment seine Aufmerksamkeit. Die beiden behandelten ihn jedoch, als wäre er durchsichtig. Das war auch schon mal anders gewesen, konstatierte er ernüchtert. Er sollte mal wieder zum Friseur gehen und sich neue Klamotten zulegen. Sogar die Kollegen zogen ihn schon auf wegen seiner ausgebeulten und abgewetzten Cordhosen und den karierten Hemden mit den abgestoßenen Kragen. Außerdem spannten die Hosen um den Bauch herum. Das bisschen Radfahren bis zum Präsidium reichte offenbar nicht, um ihn halbwegs in Form zu halten.
    Wieder sirrte sein Handy. Ein Kommissar Erik Abrahamsson aus Jonköping meldete Details: »Wie es aussieht, war es ein Suizid durch Kopfschuss mit der Schrotflinte zu La Traviata.«
    »La Traviata?«
    »Im CD -Player. Anna Netrebko. Kein Abschiedsbrief. Eine Riesensauerei«, betonte Abrahamsson so vorwurfsvoll, als wäre Forsberg persönlich dafür verantwortlich. »Die Kleine war ziemlich blass um die Nase.«
    Geiernase mit Glitzerstein. Türkisch.
    Er hätte doch selbst hinfahren sollen. Andererseits gehörte so was auch zum Job. Forsberg bedankte sich, behielt das Telefon in der Hand und rief Selma an. Sie war schon wieder auf dem Rückweg.
    »Ich fahre nach
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