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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender
Autoren: Vincent Voss
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Hotel gehen, aber Sascha bot ihr an, sie bei dem Regen dort abzusetzen. Sie stiegen ein.
    »Wohin?«, fragte der schnauzbärtige Fahrer und drehte sich um.
    »Äh, ich weiß nicht«, antwortete Sascha und sah fragend zu Silvia.
    Kurz, ganz kurz überlegte sie, und nutzte dann ihre Chance. »Fahren Sie erst einmal los.« Sie reichte dem Fahrer einhundert Euro und beugte sich zu Sascha. »Verrate es keinem, ja. Aber es wird ein bisschen schmutzig! Das magst du doch, oder?«
    Sie fuhr mit ihrer Hand in seinen Schritt und massierte ihn. Sascha war überrascht, aber fügte sich hilflos seinem Schicksal.

    ***

    E r schob sich die Brille auf die Nase, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    Töte John Bender! Das war gut. Leider würde es außer ihm niemand spielen können. Er war nach den etlichen Testversionen endlich zufrieden mit seinem Werk und musste sich eingestehen, dass der Probelauf in der Praxis den virtuellen Spielspaß um einiges gesteigert hatte. Erstaunlich, wie sich Ideen aus der Konzeptphase ins RL übertragen ließen und wie einfach und berechenbar die Charaktere agierten. Und wie dumm sie waren! An etlichen Schnittstellen hatte er sie einen Schritt weiter vermutet, aber zu sehr waren sie offensichtlich mit sich selbst beschäftigt gewesen oder hatten schlicht und einfach keinen Hinterhalt erwartet.
    Das logische Denken ist das Muster einer vollständigen Fiktion , war einer seiner Leitsätze nach Nietzsche und diese Art von Denken schien nur den Wenigsten zu eigen. Spätestens, als er am Freitagabend jedem Schlafmittel in den Tee gegeben hatte, um die Fotos zu schießen, wäre ihm selbst doch der Verdacht gekommen, dass etwas nicht stimmte. Und dass Tom die von ihm versteckte Wanze im Zigarettenetui nicht gefunden hatte, war auch etwas glücklich; so viel, wie er zum Schluss geraucht hatte. Was soll´s, es war ja alles gut gegangen.
    Frederik sah an seine Kellerwand, an all die Zeitungsberichte über Tom Breuer, dessen gesamtes Leben. Er würde sie alle abnehmen und verbrennen. Seine kalte und gut geplante Rache war ihm geglückt. Oder? Frederik kräuselte die Stirn. Der Tote! Eigentlich sein Komplize. Er hatte nicht gewollt, dass Mads erschossen wird. Das war nie Bestandteil seiner Planungen gewesen, hatte ihn vor Probleme gestellt. Im Nachhinein musste er sagen, dass es so sogar am besten war. Alle Spuren beseitigt, alle losen Enden in die Hände Tom Breuers gelegt und ihm daraus einen Strick geknüpft. Frederik schob seine Brille hoch und lächelte. Er horchte in sich hinein, ob sich sein Feuer der gerechten Rache nun gelegt hatte, oder ob es weiterhin in ihm loderte. Es war nicht erloschen, aber züngelte nur noch milde vor sich hin. Er konnte aufhören.
    Aber wollte er aufhören?
    »Na, wer hat eigentlich damals ›Claire Standish‹, die Prinzessin gespielt?«, fragte er in das Summen seiner Rechner hinein. War das nicht so eine unnahbare Schlampe gewesen, die hinter seinem Rücken immer über ihn hergezogen hatte? Claudia Hofmann! Er erinnerte sich und ärgerte sich über sie. Er hatte sich einmal angeboten, ihr in Chemie zu helfen, nachdem er erfahren hatte, dass sie in diesem Fach Hilfe brauchte. Aber sie hatte nur gelacht und den Kopf geschüttelt. Claudia – Claire. Fast perfekt besetzt, wenn man einmal davon ausging, dass es nicht um schauspielerische Leistung gegangen war.
    »Was du wohl heute so machst?« Frederik beugte sich vor und rief eine Datei auf seinem Rechner auf.
    Claudia Hofmann, nun Pietrowski. Chefärztin einer psychiatrischen Einrichtung in Norddeutschland. Auf mehreren Bildern lachte sie ihn an oder schaute ihm ernst und seriös entgegen. Wenn das mal keine Herausforderung war!
    »Don´t you … forget about me! Don´t, don´t, don´t don´t you …«, sang er leise, während er über ein neues Spielesetting in einer Psychiatrie nachdachte.

    ENDE
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