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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender
Autoren: Vincent Voss
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in einer Gruppe von Spinnern. Ein Blitz durchbrach die Dunkelheit. Tom suchte nach einer passenden Antwort, ohne Doris aus den Augen zu verlieren.
    »Das ist nicht so einfach. Ich kann es dir nicht hier erklären, verstehst du?« Tom deutete mit einem vielsagenden Blick auf Doris.
    »Nein, verstehe ich nicht. Das ist Sascha gewesen und vielleicht sind sie in Schwierigkeiten. Wenn du nicht mit ihm sprechen willst, dann tue ich das.«
    Wolfgang löste seinen Griff von Doris und trat einen Schritt auf ihn zu.
    Tom wich zurück. »Warte Wolfgang, das … kannst du nicht. Du wirst es nicht mehr loswerden. Es saugt sich fest mit seinem … auf jeden Fall saugt es sich fest!«, warnte er, hielt seine Hände schützend vor das Funkgerät, ohne ihm zu nahe zu kommen.
    Wolfgang erstarrte in seiner Bewegung. »Was redest du da? Ist alles in Ordnung bei dir?«
    Er hatte schon vorher den Verdacht gehabt, mit Tom würde, seitdem sie den Bunker verlassen hatten, etwas nicht stimmen. Das war der endgültige Beweis dazu.
    »Sei vorsichtig, Wolfgang«, riet Doris.
    Das war das Signal zum Angriff von der Schildkröten-Hexe! Tom tastete unauffällig nach seiner Waffe. Plötzlich rauschte das Funkgerät, Saschas Stimme ertönte und verriet Anspannung.
    »Verdammt Tom! Hier ist etwas nicht in Ordnung. Du hast uns von zwei Schatzgeistern erzählt, die haben wir gefunden und die Hinweise gesammelt. Aber hier ist noch ein Dritter. Und der verfolgt uns! Over.«
    Ohne zu zögern sprang Wolfgang drei Schritte vor, fasste Tom in Ringermanier um den Bauch, löste das Funkgerät und entwand es ihm. Tom ließ es ohne Gegenwehr geschehen, zu überrascht war er.
    »Sascha, hier Wolfgang. Bitte kommen. Over.«
    Tom beobachtete fasziniert, wie sich das Ding in Wolfgangs Händen wand, Anusöffnungen bildete, die zu saugen begannen. Es fiel ihm schwer zu verstehen, wie Wolfgang das aushalten konnte.
    »Komm schon, Sascha!«, flüsterte Wolfgang.
    »Hier Sascha. Hallo Wolfgang. Mann tut das gut, dich zu hören, Junge. Was ist los bei euch? Over.«
    Wolfgang antwortete umgehend: »Egal. Erzähl, was bei euch los ist. Braucht ihr Hilfe? Over.«
    »Wir werden verfolgt. Der Typ sieht aus wie ein großer Schatten. Außerdem müssen wie irgendwo in Deckung gehen und uns ein Versteck suchen, weil auch …«
    Zwei, drei Blitze folgten kurz aufeinander, zerrissen die Dunkelheit, ein ohrenbetäubender Donner folgte augenblicklich. Wolfgang konnte ihn zusätzlich mit solch einer Lautstärke aus dem Funkgerät hören, dass die Lautsprecher knisterten.
    »Scheiße!«, rief Sascha aufgeregt. »Der ist nicht weit von uns eingeschlagen! Wir müssen in Deckung gehen, melden uns später. Seht zu, dass ihr aus dem Wald raus kommt, da geht irgendwas Seltsames ab! Over and out.«
    Langsam und nachdenklich drückte Wolfgang die Sprechtaste. »Over and out«, wiederholte er schwach. Es lag nun an ihm, die Gruppe so schnell wie möglich aus dem Wald zu führen.
    »Wir müssen weg hier. Schnell! Tom, weißt du, wo wir lang müssen?«
    Tom schüttelte den Kopf. Die zweite Welle seiner Halluzinationen ebbte soeben langsam ab, ihm wurde ihre Lage nach und nach bewusst – allein, es fehlte ihm die Kraft, zu führen.
    »Irgendetwas stimmt hier überhaupt nicht«, raunte er, ohne einen Bezug zu sich selbst herzustellen.
    »Wir müssen nur darauf achten, dass wir nicht im Kreis gehen. Dann kommen wir raus. So groß ist der Wald nicht«, schlug Frederik vor, ohne die Kamera zu senken.
    »Also! Gehen wir in diese Richtung«, beschloss Wolfgang. »Doris?«
    Sie nickte. Wolfgang deutete auf die Taschenlampe, die Tom in seiner Hand hielt, und forderte sie per Handzeichen von ihm. Tom zögerte. Dieser Schritt fiel ihm nicht leicht, zu viel Symbolkraft lag darin; das Eingeständnis einer Schwäche, von Fehlern, vielleicht sogar Selbstaufgabe. Er seufzte. Immer noch zögerlich überreichte er Wolfgang die Taschenlampe. Es schmerzte ihn wie eine Niederlage und denen war Tom in seinem bisherigen Leben gerne aus dem Weg gegangen. Den Revolver aber, den würde er nicht hergeben!

    ***

    E ine Weile waren sie schweigsam durch das dichte Unterholz marschiert, an einigen Stellen bis zu den Knöcheln im Schlamm versunken, und hatten zwei Pausen einlegen müssen, weil Doris von Schmerzkrämpfen gepeinigt wurde. Die zeitlichen Abstände zwischen ihren Anfällen verkürzten sich, ebenso wie Toms Rauschwellen, die ihn ereilten. Erneut spürte er eine solche im Anmarsch und verzweifelte, weil er kein
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