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Toedliches Verlangen

Toedliches Verlangen

Titel: Toedliches Verlangen
Autoren: Coreene Callahan
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bereits aufgestanden und kam auf ihn zu, auf dem verlassenen Tisch schwankte noch das Bier in der Flasche.
    » Bastian.« Durch die mentale Bindung, die er mit allen Kriegern eingegangen war, die an seiner Seite kämpften, drang eine flüsternde Stimme an seinen Geist.
    Mit Blick auf Rikar öffnete er sich der Verbindung. »Sloan, was ist los?«
    »Eine ganze Menge.« Sogar durch die mentale Verbindung konnte er das schnelle Klacken der Computertastatur hören. Sloan, ihr Cyber-Cop aus dem Hauptquartier, entfernte sich nie weit vom Netz. In manchen Nächten, so vermutete Bastian, schlief er vor den aufgereihten Monitoren. »Schwing deinen Arsch aus dem Club. Die Kleine ist nicht zu erreichen und steckt in Schwierigkeiten.«
    »Verdammt. Schieß los.«
    »Ein Polizeiruf. Der Krankenwagen ist unterwegs … Richtung Route Eighteen.«
    »Voraussichtliche Ankunftszeit?« Im Vorbeigehen stellte er den Whiskey auf einem Tisch ab.
    »Dreißig Minuten.«
    »Wir sind dran.«
    Bei diesen Worten hatte Bastian die Hintertür und die ersten Treppenstufen bereits hinter sich gelassen. Er nahm immer drei Stufen auf einmal, eiskalte Entschlossenheit pulsierte durch seine Adern. Die Stahltür flog vor ihm aus den Angeln, als er über die Schwelle hinaus aufs Dach trat.
    Kies knirschte unter seinen Metallkappen-Stiefeln. Er atmete tief ein. In dem kurzen Augenblick, bevor er sich in die Höhe schwang, roch er kühle Herbstluft und frisch gefallenes Laub. Ohne darüber nachzudenken, veränderte er die Gestalt, schwarz-blaue Schuppen überzogen seine Haut, aus Händen und Füßen wurden Klauen, und im Flug breitete er die Schwingen zu voller Spannweite aus. Magie hüllte ihn ein, und verborgen vor dem menschlichen Auge jagte er über die Hochhäuser und Vororte von Seattle, bis die Zivilisation unter ihm zu Wald wurde.
    Hoch über der Route 18 schnitt er in schnellem Flug durch Wolken und kalte Bergluft. Der Asphalt schlängelte sich in zahllosen S-Kurven durch die Hügel, wand sich um uralte Weymouth-Kiefern und Rotzedern. In der Ferne leuchteten rote Lichter auf. Ein Scheinwerferpaar fraß sich durch die Dunkelheit nach vorne, nur um von hinten wieder verschluckt zu werden, als der Krankenwagen die Straße entlangraste.
    Den Blick fest auf ihr Ziel gerichtet, nahm er Kontakt zu Rikar auf. » Flieg nach vorne. Bring sie dazu anzuhalten.«
    Mit gleitenden Bewegungen tauchte Rikar aus der Wolkendecke auf und stieg wie ein Nebelgeist in die Dunkelheit hinab. Fast reinweiß war sein Freund, eine Seltenheit ihrer Art, ein Frostdrache, der nicht nur die grausame Kälte seiner arktischen Heimat bevorzugte, sondern auch Gewalt über das Wetter hatte. » Ich friere sie ein. Übernimmst du den Fahrer?«
    »Ja. Hau ab, Eisklotz.«
    »Halt’s Maul, Feuerfresse.«
    Bastian grinste innerlich, schwenkte nach links und glitt über die Baumwipfel nach unten. Der lange Abwärtsflug brachte ihn genau in dem Moment auf Höhe der Hintertür des Krankenwagens, als Rikar nach unten schoss. Er befand sich jetzt direkt über dem Fahrzeug, und die Warnlichter trieben rote Blitze über die weißen Schuppen seines obersten Befehlshabers. Rikar holte tief Luft und blies sie gleichmäßig aus. Wie zwei Tentakel wand sich der Frost aus seinen Nasenlöchern, breitete sich unter ihm aus und traf auf den Asphalt. Eine dicke Eisschicht bildete sich vor dem Wagen. Die Menschen im Inneren fluchten, als plötzlich die Luft gefror und ihnen die beschlagene Scheibe die Sicht raubte. Die Ambulanz schlingerte, und im verzweifelten Versuch, auf der Straße zu bleiben, riss der Fahrer das Lenkrad herum. Mit fünfzig Meilen die Stunde drehte sich der Wagen einmal um die eigene Achse.
    Und noch einmal eine volle Drehung. Aus dem Fahrerhaus drangen Schreie.
    Bastian landete auf dem unbefestigten Seitenstreifen und rutschte mit ausgefahrenen Klauen seitlich bis auf die Mitte der Straße. Kies flog durch die Luft. Seine rasiermesserscharfen Krallen gruben sich in den Asphalt. Die Reibung brannte auf den Ballen seiner Vorder- und Hinterläufe, als er den gehörnten Kopf hob und darauf wartete, dass ihn der außer Kontrolle geratene Krankenwagen erreichte. Die Motorhaube fuhr herum, Scheinwerfer tauchten die Bäume in gelblich weißes Licht. Er sah das blanke Entsetzen auf den Gesichtern der Rettungssanitäter – ob die schnelle Drehung der Grund dafür war oder er selbst, wusste er nicht. Einen Augenblick bevor der Kühlergrill ihn traf, packte er den Wagen und hielt ihn mitten in
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