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Toedliches Verlangen

Toedliches Verlangen

Titel: Toedliches Verlangen
Autoren: Coreene Callahan
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voraussichtlich in dreißig Minuten.«
    Carolines Herzschlag flatterte, während ihr rasselnder Atem schwächer wurde.
    »Das ist zu lange!«
    »Halten Sie durch. Es kommt Hilfe.«
    Die Frau redete weiter, immer wieder unterbrach Rausche n ihre Worte. Myst hörte nicht mehr zu. Carolines Herz war stehen geblieben. Die Realität forderte Myst mit ganzer Här te. Sie begann mit der Reanimation, blies ihr zwischen der Herzmassage immer wieder Luft in die Lungen. Zwecklos. Das Mädchen, dem sie so sehr hatte helfen wollen, war tot.
    Rette mein Baby.
    Die geflüsterten Worte hallten ihr im Kopf wider. Die verzweifelte Bitte einer sterbenden Mutter.
    Myst schmeckte Galle, und ihr Herz raste wie ein Hochgeschwindigkeitszug, während sie ihre Tasche durchwühlte. Sie zog ein mobiles Herztonmessgerät heraus. Es klickte leise, als sie es einschaltete. Hektisch schob sie Carolines Baumwollhemd nach oben, drückte Ultraschallgel auf die Haut, setzte den Stab auf den gewölbten Bauch und bewegte ihn suchend erst nach rechts, dann nach links.
    Ein leises Klopfen drang aus dem Lautsprecher.
    Mit zitternden Händen warf sie das Gerät beiseite und griff wieder in ihre Tasche. Sie brauchte etwas Scharfes. Irgendetwa,s mit dem sie …
    Verdammter Mist! Sie hatte kein Skalpell dabei. Hatte nie eines gebraucht.
    Sie sprang zur Kücheninsel hinüber, riss die nächstgelegene Schublade auf. Nur Buttermesser. Die nächste. Fleischermesser mit schwarzen Griffen starrten ihr entgegen, einige mit schmaler, einige mit breiter Klinge. Stahl traf klirrend auf Stahl, als Myst ein Filetiermesser packte und sich wieder Caroline zuwandte.
    Sie hatte keine Wahl. Sie konnte es. Geburtshilfe war ihr Fachgebiet. Sie hatte bei unzähligen Kaiserschnitten assistiert. Es spielte keine Rolle, dass sie ihren Job verlieren und ins Gefängnis wandern könnte. Das Baby war wichtiger.
    »Gott im Himmel, vergib mir«, flüsterte sie. Als sie die Klinge gegen Carolines Haut drückte und den Schnitt setzte, verlor sie ein Stück ihrer Seele.
    Der Geruch frischen Blutes trieb Bastian die Verandastufen hinauf und durch die offene Tür. Glassplitter knirschten unter den Sohlen seiner Stiefel, als er über die Schwelle in das kleine Haus trat.
    Er war zu spät.
    Die Razorback, eine Gruppe abtrünniger Drachen, die die Menschheit und ihre eigene Abhängigkeit von deren Frauen hasste, hatten Mutter und Kind vor ihm erreicht. Es spielte keine Rolle, dass einer von ihnen das Kind gezeugt hatte. Keiner dieser Bastarde verdiente es, Vater zu werden. Die Frau schutzlos und allein zurückzulassen – ohne eine Vorstellung darüber, was auf sie zukam – und sich dann das Kind einen Monat vor der Zeit zu holen? Gott, das war mehr als unfassbar.
    Das Ausmaß seines Versagens traf Bastian wie ein Schlag.
    Er hätte früher kommen sollen. Vor zwei Tagen, als die Ergebnisse ihres Bluttests in Sloans System aufgetaucht waren. Die elektronischen Tentakel tief in menschlichen Datenbanken verankert, fand sein Kamerad alles, von Krankenblättern bis zu offiziellen Gerichtsakten.
    Verdammter Mist . Es war seine Schuld.
    Nicht ihr Tod – der war besiegelt, seit sie ein Kind seines Blutes empfangen hatte –, aber die Art und Weise, wie es ge schehen war. Die Grausamkeit. Das sinnlose Leiden. Hätte er seine Pflicht getan, wäre es dem Mädchen bis zum Ende gut gegangen.
    Mit bitterer Entschlossenheit folgte Bastian dem Geruch des Todes den engen Flur entlang. Er atmete tief ein und lauschte auf jedes Geräusch, versuchte die Spur seiner Feinde aufzunehmen. Er würde der Frau die letzte Ehre erweisen und dann ihre Mörder zur Strecke bringen, das Kind an sich nehmen, bevor ihr Hass es zerfraß. Das Letzte, was er und seine Krieger brauchten, war ein weiterer Kämpfer in den Reihen der Razorback.
    Noch im Durchgang zur Küche entdeckte er die Blutlache auf dem Fliesenboden und …
    »Es tut mir so leid … so leid«, sagte eine Frau mit gequälter Stimme. »Sieh doch, wie wunderschön er ist, Caro. Alle zehn Finger und Zehen. So wunderschön.«
    Hinter der Kücheninsel antwortete ihr das leise Weinen eines Babys.
    Bastian holte scharf Luft und trat um die Ecke der gold-gesprenkelten Arbeitsplatte. Dann blieb er reglos stehen, den Blick gebannt auf die blonde Frau gerichtet. In einem blassgrünen, blutbefleckten Krankenhauskittel saß sie zusammengesunken auf dem Boden, neben ihr eine Frauenleiche. Aber im Arm hielt sie ein kleines, in einen Mantel gewickeltes Bündel. Medizinisches Gerät
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