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Tödliches Lachen

Tödliches Lachen

Titel: Tödliches Lachen
Autoren: Andreas Franz
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sich wieder hinter ihren Schreibtisch und öffnete den Postkasten. Eine neue Mail. Es war zwanzig Uhr zwölf.
     
    »Liebe Frau Durant,
    ich hatte geschrieben, ich würde mich heute wahrscheinlich noch einmal melden. Hier bin ich. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich noch heute Abend meinen Rücktritt erkläre. Meine Arbeit ist fast getan, es fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten, aber das geht schnell. Doch diesmal werde ich Ihnen keinen Tipp geben, denn das wäre zu einfach, und einfach wollte ich es Ihnen nie machen.
    Catch me if you can.
    Ihr Sie wirklich zutiefst verehrender und liebender ER.
    PS: Irgendwie stimmt es mich traurig, dass unsere Zeit vorüber ist. Leben Sie wohl.«
     
    Er hat es vor fast einer Stunde abgeschickt, dachte Durant und kaute auf der Unterlippe. Sie wählte die Nummer von Hellmers Handy, aber nur die Mailbox sprang an. Du verdammtes Arschloch!, dachte sie wütend und rief bei Berger an.
    »Chef, wir haben ein Problem. Ich habe wieder eine Mail erhalten, und darin teilt er mit, dass er heute seinen letzten Mord begehen wird.: »Was wollen Sie tun?«, fragte Berger. »Nichts, gar nichts. Tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe. Ich fahre dann mal nach Hause«, log sie. »Tun Sie das, und erholen Sie sich.«
    Sie legte auf, atmete tief durch und beschloss, etwas zu tun, was sie noch nie zuvor getan hatte. Sie schnallte entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit das Holster um, überprüfte ihre Dienstwaffe, sicherte sie und steckte sie in das Holster. Dann zog sie ihren Mantel über, fuhr mit dem Aufzug nach unten, ging zum Parkplatz und stieg in ihren Wagen. Ihr Ziel war Falkenstein.

Samstag, 19.10 Uhr
    »Ich habe Durst«, sagte Robert Wimmer mit heiserer Stimme. Seine Zunge fühlte sich von dem Knebel geschwollen an, sein Mund war wie ausgetrocknet.
    »Jesus hatte auch Durst, als er am Kreuz hing. Und was hat man ihm gegeben, einen in Essig getränkten Schwamm. Widerlich. Hol dir was, wenn du kannst. Aber bevor wir in medias res gehen, muss ich noch schnell eine Mail verschicken. Wo ist dein Notebook? Du hast doch eins, oder?«
    »Nein.«
    »Macht nichts, dann nehm ich eben meins.«
    Er schrieb die Mail an Julia Durant, klickte auf Abschicken und stellte das Notebook auf den Tisch.
    »So, und nun zum wichtigen Teil des Abends. Mel, wie geht’s dir?«
    »Saudumme Frage«, antwortete sie nur.
    »Stimmt auch wieder. Was weißt du eigentlich über deinen Bobby?«
    »Was soll ich schon wissen? Alles Mögliche.«
    »Das glaub ich dir, aber das Wesentliche kennst du nicht. Ich erzähle euch eine kleine Geschichte. Sie handelt von einem Jungen, der mit fünf Jahren seine Mutter verloren hat, so hat es ihm zumindest sein Vater erzählt.« Er hob die Hand und fuhr fort: »Bevor ich’s vergesse, er ist zwar mein Vater, aber er hat nach dem Tod meiner Mutter lediglich für mich gesorgt. Was man so sorgen nennt. Finanziell eben. Eigentlich war ich immer auf mich allein angewiesen. Der Einzige, der sich um mich gekümmert hat, war mein Großvater. Aber der ist leider schon vor vielen Jahren von uns gegangen … Hm, wenn ich zurückblicke, war es wirklich ein beschissenes Leben. Dein Bobby hat nämlich eine Hure nach der andern ins Haus geschleppt, so wie dich … «
    »Ich bin keine Hure!«
    »Doch, bist du. Jede Frau, die sich kaufen lässt, ist eine Hure. Und jetzt erzähl mir nicht, dass du ihn liebst. So einen alten Sack kann man nicht lieben, denn er hat überhaupt nichts Liebenswertes an sich. Das einzig Liebenswerte ist seine Kohle. Du wirst dich fragen, wie ich von eurer Beziehung erfahren habe. Ganz einfach. Es war am 10. Januar, da hast du mir eine so knallharte Abfuhr erteilt, dass ich mir dachte, schau doch mal nach, ob’s da nicht einen andern Mann in ihrem Leben gibt. Dabei wollte ich doch nur mit dir wie früher essen gehen, essen, trinken, unterhalten. Ohne Hintergedanken. Naja, ich hab eher Schluss gemacht, bin zu deinem Haus gefahren, in dem du damals noch gewohnt hast, und habe gewartet. Und dann kam er in seinem neuen Phaeton.« Mike lachte bitter auf. »Ich hab zuerst gedacht, das kann nicht wahr sein, aber ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Du und er. Und mir fiel auch ein, wo ihr euch kennengelernt habt. Nun, es war irgendwie auch mein Fehler, ich hätte dich ihm nie vorstellen dürfen, ich wusste ja, wie er tickt. Sieht eine geile Braut, und gleich meint er sie ficken zu müssen. Man braucht nur die entsprechende Kohle, und schon kriegt man jede Frau ins Bett. Ich
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