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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto
Autoren: Wolfgang Hirsch
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Aussagen nicht stehen lassen will? Hätten Sie das nicht auch gemacht?”, fragte sie Lena, die bisher geschwiegen hatte, und weiter schwieg. “Getötet habe ich Walter jedenfalls nicht.”
    Kurt und Lena schauten sich an. Sie hatten es fast so erwartet, und sie hatten keine Chance, diese Frau zu überführen, es gab keine Beweise, und Evelin Duvall war sich ihrer Sache sicher.
    “Wir werden jetzt eine Woche Urlaub machen”, sagte Duvall, “und danach werde ich meine Boutique weiter führen und mich meines Lebens erfreuen. Sie beide sollten das auch machen.”
    Dieser Aufforderung konnten Lena und Kurt nicht widerstehen. Sie kauften sich zwei Pizzen und zwei Flaschen Wein und gingen in Lenas Wohnung.

    Mit einer Pizza vom Lieferservice wollten sich Pfarrer Hackelberg und Vera Bock nicht zufrieden geben. Zumindest Vera nicht. Dem Pfarrer wäre eine Pizza bei sich zu Hause durchaus recht gewesen, denn da wäre das Bett in der Nähe und die Atmosphäre ungezwungener gewesen als in dem Restaurant, in das Vera den Pfarrer eingeladen hatte. Als Max die Nachricht von der veränderten Computerdatei Vera am Telefon erzählt hatte, war Vera spontan der Gedanke einer Essenseinladung gekommen. Die Max genauso spontan und ohne Zögern annahm.
    Nun saßen sie in einem bodenständigen, aber doch guten Restaurant, das für beide auch ganz gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen war. Darauf musste Vera allerdings Max gezielt hinweisen und ihm das Versprechen abnötigen, nicht mit dem Auto zu kommen. Sie hatte ihn durchaus richtig eingeschätzt, dass er bei solchen Gelegenheit mehr zu trinken geneigt war, als es für einen verantwortungsbewussten Autofahrer - und Pfarrer! - ratsam ist.
    Vera hielt sich nicht allzu lange mit Smalltalk auf, dafür war sie zu neugierig.
    “Du hast mir am Telefon gesagt, Max, dass dein Freund aus den USA, der ein Meister im Hacken ist, noch etwas Auffälliges an dem Tagebuch von Walter entdeckt habe. Was ist das, und wie ist er dran gekommen?”
    “Theo konnte in die Mailkonten einiger Betroffener schauen, soweit sie auf einem Server der Provider liegen. Das ist bei deinem Mann der Fall. Und so konnte Theo feststellen, dass die Tagebuchversion, die an die Polizei als Mailanhang geschickt wurde, einen Tag nach seinem Tod, also an dem Samstag, um 19:43 Uhr eingefügt wurde.”
    “Moment, da war Walter doch schon tot.”
    “Eben. Der Text muss also von einer anderen Person aufgerufen, wahrscheinlich geändert und wieder abgespeichert worden sein. Warst du das?”
    Vera konnte einen Moment nicht mehr atmen. Sie hätte Max am liebsten eine gescheuert, doch dann sagte sie sich auch, dass ein solcher Verdacht durchaus aufkommen könne, da sie ja zugegebenermaßen die Mails von Walter angesehen hatte.
    “Du traust mir ja wohl alles Schlimme zu. Vielen Dank für dein Vertrauen. Aber ich muss dich enttäuschen. Ich hatte mich erst gegen zehn am Abend vor den Computer gesetzt und das Mailkonto von Walter geöffnet. Und geändert habe ich schon gar nichts.”
    Der Pfarrer war schon wieder rot geworden, was aber in dem gedämpften Licht des Restaurants nicht auffiel. “Ich glaube dir ja, Vera, aber wer war es dann?”
    “Dumme Frage. Es dürfte nur noch eine Person geben, die Zugang zu Walters Mails hatte, Evelin. Und was wurde an dem Text geändert?”
    Max erklärte es so, wie er von Theo gehört hatte, dass nämlich diese Änderungen nur in dem Computer zu finden seien, von dem aus der Text geändert wurde. Also in Walters Computer. Das hieß aber, sie würden an die Änderungen nicht heran kommen.
    Das waren keine großen Neuigkeiten, und Vera bedauerte schon, dass sie Max zum Essen eingeladen hatte. Inzwischen kam auch die Vorspeise, bei der sich Vera auf einen kleinen gemischten Salat beschränkt hatte. Max hatte sich angeschlossen, obwohl er eigentlich lieber eine geräucherte Forelle gehabt hätte. Aber er wollte nicht unbescheiden sein.
    Nach der Vorspeise kamen sie nochmals auf das Thema zurück.
    “Ich kann mir nicht vorstellen”, sagte Vera, “was Evelin an dem Text geändert haben könnte.”
    “Ich weiß nicht, ob du die Spannungen zwischen ihr und deinem Mann mitbekommen hast. Vielleicht hat Walter nie davon erzählt.”
    “Und woher weißt du davon? Walter hatte trotz unserer Trennung ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu mir und hat mir oft sein Herz ausgeschüttet.”
    “Günther Bartol war wohl sein bester Freund, und es kann ja Dinge geben, die erzählt man lieber
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