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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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»Sonst hätte mich das Auto erwischt.«
    »Ich hab ehrlich keine Ahnung, wovon du redest.« Er knallt seine Schließfachtür zu.
    »Das warst aber du«, platze ich heraus, als könnte er etwas so Entscheidendes unmöglich vergessen haben.
    »Ich nicht«, beharrt er. »Du hast mich offenbar mit jemand anderem verwechselt.«
    Ich schüttele den Kopf und mustere sein Gesicht - seine mandelförmigen Augen und die kantige Linie seines
Kiefers. Er fährt sich mit den Fingern durch die Haare - vielleicht aus Frust - und da sehe ich sie.
    Die Narbe auf seinem Unterarm.
    Meine Augen werden groß und mein Herz schlägt mit neuer Heftigkeit.
    Ben sieht, dass ich die Narbe entdeckt habe, und senkt den Arm, vergräbt die Hand in der Hosentasche. »Ich muss dann«, sagt er und schaut über seine Schulter.
    Eine Menschenmenge hat sich um uns versammelt: Davis Miller und seine Kumpels, eine Gruppe von Mädchen aus der Softball-Mannschaft, ein paar Jungs auf dem Weg zum Nachsitzen und ein Haufen Theaterfreaks, deren Probe gleich beginnen wird.
    »Ich wollte mich einfach nur bei dir bedanken«, sage ich und beschließe, nicht auf sie zu achten.
    »Ich war das nicht«, sagt er und wendet sich ab.
    Und lässt mich schon wieder allein.

6
    Ich will mit ihr reden. Ich hatte die perfekte Gelegenheit, aber ich hab’s vermasselt. Sie ist einfach so perfekt - so süß, so schüchtern, so total heiß -, dass ich nervös werde.
    Es ist einfacher, sie heimlich zu beobachten, wie zum Beispiel in der Bibliothek. Ich hab mich hinter den regalen versteckt und hab mir vorgestellt, wie es wäre, sie an irgendeinen schönen Ort mitzunehmen.Ich hab mir vorgestellt, wie sie in einem schicken Restaurant sitzt und auf mich wartet, statt in der Bibliothek mitten in der Schule.
    Mir ist aufgefallen, dass sie den Tisch genommen hat, der auf den Hof hinausblickt. Sie hat immer wieder hinausgeschaut, als wäre sie lieber draußen.
    Was würde ich darum geben, mit ihr zusammen zu sein - mit ihr über das Herbstlaub zu gehen, das Knirschen unter unseren Füßen zu hören und sie dann zu küssen, während der kühle Herbstwind um uns kerum weht.
    Irgendwann wird es so weit sein. Dafür werde ich sorgen. Oder ich werde bei dem Versuch sterben.

7
    »Und, was hat er gesagt?«, fragt Kimmie. »Ich will jedes einzelne Wort wissen.«
    Wir sitzen bei Brain Freeze , der Eisdiele gleich in der Nähe von unserer Schule.
    »Oh mein Gott, warte«, sagt sie, sobald ich den Mund aufmache, um zu sprechen. »Hast du John Kenneally gesehen?«
    Ich schaue mich an den anderen Tischen um.
    »Doch nicht hier «, quäkt sie und zieht das letzte Wort drei volle Silben lang. »Im Flur, während du mit diesem Ben geredet hast. Er hat die Szene total überblickt. Es sah aus, als wolle er mit dir reden. Fast hätte er dir auf die Schulter getippt, aber du hast dich in die andere Richtung gedreht.«
    »Das hab ich gar nicht gemerkt.«
    Kimmie seufzt. »Typisch für dich, so einen heißen Typen zu übersehen. Wenn du ihn nicht haben willst, dann werde ich ihn mir eben schnappen.«
    »Bitte, bedien dich«, sage ich und nehme einen Löffel von meinem Schoko-Mokka-Becher.

    »Also, was hat er gesagt?«, fragt sie.
    »John?«
    »Nein - Ben natürlich.«
    »Nicht viel. Nur, dass er es nicht war - dass ich ihn mit jemandem verwechsle.«
    »Siehst du, ich hab’s doch gesagt.«
    »Aber er lügt«, fahre ich fort. »Ich weiß , dass er es war.«
    »Warum würde er wegen so was lügen?« Kimmie schlürft ihr Erdnussbutter-Frappe.
    Ich zucke mit den Schultern. »Vielleicht ist er so ein super Einzelgänger-Typ, vielleicht hat er sich deswegen gleich verzogen, nachdem er mich gerettet hatte.«
    »Das bezweifle ich«, sagt sie. »Ich meine, denk doch mal nach: Wenn man dir einen Mord vorwerfen würde, würdest du dann nicht wollen, dass die Leute mitkriegen, wenn du jemanden rettest?«
    »Klingt ja ziemlich ernst«, sagt Wes, der sich hinter meinem Rücken angeschlichen hat. Mit Löffel und Strohhalm bewaffnet, zieht er sich einen Stuhl an unseren Tisch und schmarotzt von unserem Eis. »Man sagt, du hättest heute nach der Schule Killer Boy bedroht.«
    »Wo hast du das denn gehört?«, frage ich und schiebe seinen Löffel beiseite.
    »Hier und da.« Er grinst.
    »Von wem?«
    Wes’ Grinsen vergrößert sich zu einem breiten Lächeln, das die kleine fehlende Ecke an seinem Schneidezahn freigibt. »Alle reden darüber.«
    »Du bist so ein Loser«, sagt Kimmie. »Die Schule ist doch erst seit einer
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