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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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anbetrifft, aber Ms Mazur besteht dennoch darauf, dass wir leise reden, wegen der künstlerischen Konzentration.
    »Schnell, eins bis zehn, John Kenneally«, flüstert sie.
    »Ich weigere mich, dieses Spiel mit dir zu spielen.«
    »Komm schon«, bohrt sie weiter. »Wir haben ein neues Schuljahr, wir sind jetzt Juniors, und es heißt, er sei frei. Ich persönlich gebe ihm mindestens eine Acht-Komma-Fünf für Stil, eine Sieben für Aussehen und eine Neun für Persönlichkeit. Der Typ ist verdammt heiß.«
    »Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich interessiere mich nicht für John Kenneally.«
    »Für wen denn dann, Schneewittchen?«
    Ich schüttele den Kopf und denke noch immer an den Jungen vom Parkplatz - diesen zuckrigen Geruch und seine dunkelgrauen Augen.
    Nach dem Unfall, nach Gloria Beckhams völliger Genesung - wie sich herausstellte, hatte sie einen Unterzucker-Schock und hat so das Gaspedal mit der Bremse verwechselt und ist über den Parkplatz gerast mit einer
Geschwindigkeit, die einen in manchen Bundesstaaten ins Gefängnis bringen würde - habe ich die Jahrbücher der Schule durchforstet auf der Suche nach der Identität des Jungen.
    Ohne Erfolg.
    Ich halte einen Moment mit dem Tonkneten inne und lege die Hand in die Gegend über meinem Bauchnabel, weil ich irgendwie noch immer seine Finger dort spüren kann.
    »Okay, das war’s«, erklärt Kimmie. »Du musst dir wirklich einen Mann besorgen.«
    »Oh, bitte«, sage ich und tue so, als würde ich lediglich meine Schürze glatt streichen. Ich fahre mit den Fingern über eine Naht. »Ich hab doch nichts Skandalöses getan.«
    »Das war vermutlich mehr Hautkontakt, als du das ganze Jahr über bekommen hast, was? Vergiss es; ich will’s gar nicht wissen. Hier«, sagt sie und knallt mir ihren fast schon ans Obszöne grenzenden Ton-Mann vor die Nase. »Sag Hallo zu Seymour. Er ist nicht perfekt, aber es ist das Beste, was ich in so kurzer Zeit zustande bringen konnte.«

4
    Beim Mittagessen belegen Kimmie und ich einen höchst begehrten Platz auf der Seite der Cafeteria, wo nur die älteren Schüler sitzen - zwei Tische von den Getränkeautomaten und nur einen Brotkrustenwurf vom Ausgang entfernt. Ein echter Treffer für Mittelstufenschüler wie uns - und einer, den wir für den Rest des Jahres beanspruchen werden.
    Bei uns sitzt unser Freund Wes. Wir haben ihn während unseres ersten Jahres an der High School sozusagen adoptiert, als der arme Junge bei einer Halloween-Party als eins achtzig langes Wiener Würstchen verkleidet auftauchte. Ein paar Leute aus der Lacrosse-Mannschaft fanden es witzig, ihm sein Brötchen zu klauen, woraufhin sein Aussehen ziemlich anstößig wirkte. Wes petzte bei den Aufpassern. Die Lacrosse-Spieler mussten nachsitzen. Und so kam es, dass unser guter Freund Wes den Spitznamen Wesley, das jämmerliche Würstchen, abbekam.
    »Cooler Haarschnitt«, grinst Wes und betrachtet Kimmies neuen Bürstenhaarschnitt. Sie hat ihre Haare vor Kurzem pechschwarz gefärbt und mehr als vierzig Zentimeter
abschnippeln lassen für Locks of Love, wo die Haare dann benutzt werden, um Perücken für krebskranke Kinder zu machen.
    »Nur zur Info, das passt zu meinem Stil.«
    »Ach ja, und welcher Stil wäre das? Gothic-Girl auf dem Holzweg?«
    »Vintage Vamp«, erklärt sie und deutet dabei auf ihr Outfit: ein gepunktetes Kleid aus den 60ern, Springerstiefel und einen roten Rüschenschal. Dicke schwarze Ringe von Maybelline unterstreichen ihre hellblauen Augen. »Lach nur, aber das wird dir schon vergehen, wenn ich erst einmal reich und eine berühmte Modeschöpferin bin mit meiner eigenen >Machen-Sie-das-Beste-aus-ihrem-Typ<-Show.«
    »Du meinst, da wird dann das Beste aus deinem Typ gemacht, oder wie?«, fragt Wes und schiebt sich die Brille zurück auf die Nasenwurzel.
    »Halt dich zurück«, sage ich und bedrohe ihn mit einer Gabelladung voll Makkaroni mit Käsesoße, die schussbereit auf seine mit Gel verseuchten braunen Haare gerichtet ist.
    »Das tust du nicht«, fordert er mich heraus. »Überleg nur mal, was das für eine Schweinerei auf dem Tisch hinterlässt.«
    »Eine große, fette, haarige Schweinerei«, sagt Kimmie und unterdrückt ein Grinsen.
    »Vor allem, wenn ich mich mit meiner Hackbratenüberraschung räche.« Er lächelt.
    Ich lasse die Gabel auf den Teller sinken und gehe einem drohenden Essensgefecht aus dem Weg.

    »Gehe ich recht in der Annahme, dass wir uns heute ein wenig aggressiv fühlen, Camelia
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