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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang
Autoren: Paul Grote
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überkam ihn, vielleicht wollte er ihn gar nicht töten, nur ins Wasser werfen, vielleicht wollte er ein Problem lösen, wollte, dass seine Frau endlich mit der Meckerei aufhört. So habe ich das verstanden.« Vielleicht war das die gnädigste Version der Wirklichkeit.
    »Wer hat uns denn dann die Rocker geschickt, den Zement ins Klo geschüttet, es kostet Tausende … die Gäste vergrault?«
    Georg hörte nicht zu. Er hätte es verstanden, wenn Tillestatt Albers seine Frau ins Wasser … wenn er an Miriam dachte … nein, das verbot sich, außerdem wäre damit nichts gelöst, nur noch mehr verknotet worden. Tille hätte gehen sollen, so wie er, endgültig und möglichst weit weg. Flucht war immer eine Option, es gab Millionen Flüchtlinge auf der Welt.

20
    »Wenzel hat festgestellt, dass der Anruf, mit dem Menges in den Weinberg gelockt wurde, von einem Mobiltelefon geführt wurde, das dem Fahrer eines Pizzaservice in Wittlich gehört.«
    »In der Stadt gibt es nur einen«, sagte Susanne, die am Steuer saß, nach kurzem Überlegen, »›Da Giovanni‹ heißt der, es ist auch ein Restaurant, ziemlich mittelmäßig. Von dem haben wir uns mal eine Pizza bringen lassen. Was haben die mit Helmut zu tun?«
    Susanne hatte Georg nach Trier gefahren. Sie kannte den Besitzer eines Autohauses, bei dem Georg soeben einen Kaufvertrag für einen gebrauchten Kombi unterschrieben hatte. Die Vollkaskoversicherung zahlte für den zertrümmerten Polo, und so war die Differenz zwischen dem alten und einem Wagen, mit dem man auch Arbeitsgeräte und Essen für die Lesehelfer in den Weinberg bringen konnte, nicht so groß, und eine Anhängerkupplung sollte angebaut werden.
    »Wenzel prüft den Dienstplan vom Pizzaservice, der Fahrer meinte, dass er es in Wittlich zuletzt benutzt hat, und dann gibt es ein Funksignal aus …«
    »Da fällt mir die MoBau ein, Schwemmer und seine dienstbeflissenen Mitarbeiter wie Manfred Specks Bruder. Wieso laufen die frei herum?«
    »Untersuchungshaft wurde nicht angeordnet.«
    »Schlagen jemanden krankenhausreif und laufen anschließend frei herum?«, empörte sich Susanne.
    »Wenzel meinte, dass ich sowieso zu viel wüsste, und er sei nicht befugt, mir Auskunft über laufende Ermittlungen zu geben. Das sagte er bei jeder Frage.«
    »Dabei hast du die Steine ins Rollen gebracht, du hast ihm die entscheidenden Hinweise gegeben.«
    »Jetzt mahlen die Mühlen der Behörden, und was und wie die mahlen, das versteht kein normal denkender Mensch. Wenzel meinte, dass nur einer vorbestraft sei, außerdem hätten sie feste Wohnsitze und Arbeit …«
    »… ja, bei dem Auftraggeber für den Anschlag«, unterbrach ihn Susanne wütend, »eine Unverschämtheit ist das …«
    »Geistige Urheberschaft wird juristisch eben anders bewertet.«
    »Wie die Familien von Albers und Menges das bewerten, spielt keine Rolle?«
    »Nein, im Zweifelsfalle für den Angeklagten, und das finde ich richtig. Bevor sie nicht verurteilt sind, gelten sie als unschuldig, juristisch ausgedrückt. Sonst haben wir den Willkürstaat …«
    »Den kriegen wir sowieso. An den Nazimorden sieht man, wie die Behörden denken, am Brückenbau und anderen Großprojekten genauso. Sie scheren sich einen Dreck um das, was wir wollen. Wir dürfen bezahlen, werden eingelullt, und sie teilen sich die Beute.« Wütend gab sie Gas, für Georgs Geschmack heute zu viel.
    »Wir haben doch Zeit. Ich hasse Autobahnen«, sagte er, um von dem Thema abzulenken, »Landstraßen sind viel schöner.«
    Susanne pflichtete ihm bei und nahm die Ausfahrt Salmtal, sie folgte der Strecke, die zurzeit die Lkws nahmen, bis die Hochmoselbrücke fertig sein würde. Aber anders als die Lkws blieb sie links der Mosel und fuhr an Schloss Lieservorbei, »auch da machen sie wunderbare Weine«, und weiter nach Kues, um die Jungen von der Schule abzuholen.
    Sie warteten vor dem Gymnasium, das Rose im Internet gefunden hatte. So, wie Georg sie kannte, hatte sie sich längst bei einer der Schülerinnen mittels Facebook über den Schulbetrieb erkundigt. Jasmin hätte sicher schon mehr als zweihundert Facebook-Freunde hier, wenn sie die Orte nicht als Käffer und die hiesigen Kinder nicht als »zurückgeblieben« ansehen würde.
    Georg betrachtete Susanne verstohlen von der Seite. Er spürte immer deutlicher, wie dünnhäutig sie war, wie verletzlich und misstrauisch gegenüber Menschen, besonders in Bezug auf Männer. Oder galt das nur für ihn? Ein missverständliches Wort, und sie verschloss
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