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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss
Autoren: Andreas Schmidt
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nennen könnten?«
    Die resolute Dame dachte
     angestrengt nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich
     kannte keine der Frauen. Sie wechselten so schnell, ich hatte nicht einmal
     die Möglichkeit, mich mal mit einer der Frauen zu unterhalten.«
    Also gut, hoffnungslos,
     dachte Ulbricht.
    Andere Strategie.
    »Wissen Sie, was er
     fotografierte? Ich meine, auf welche Motive war er spezialisiert?«
    »Er hat einfach alles
     fotografiert. Wahrscheinlich hat er das Haus niemals ohne seinen
     Fotoapparat verlassen, hatte wohl immer Angst, dass er dann das Motiv
     seines Lebens verpassen könnte.« Nun lächelte Martha
     Hutmacher wieder.
    »Hat er davon leben können?«
    »Absolut, ja. Er hat
     mir die Miete immer schon ein paar Tage vor dem Ersten gebracht.«
    »Gebracht?«
    »Ja, er hat sie mir
     meistens in bar gegeben. Mir war das egal, solange die Scheine echt waren.«
     Sie kicherte. »Und das waren sie. Ich gehöre zur alten
     Generation, Herr Kommissar. Und zu meinen Zeiten war Bargeld das
     Zahlungsmittel schlechthin. Diese Dinge, wie man heute bezahlt, im
     Internet und so, das war mir immer suspekt. Da sind zu viele Verbrecher
     unterwegs, aber das müssen Sie ja besser wissen.« Wieder ein
     Kichern, dann schüttelte sie den Kopf. »Er hatte offenbar ein
     gutes Auskommen. Herr Vorberg verkaufte seine Fotos an Zeitungen und
     Verlage, er war schon recht angesehen in der Branche, glaube ich.«
    »Hat er auch hier im
     Haus gearbeitet?«
    »Das weiß ich
     nicht, aber ich glaube nein. Wenn er Porträts von Menschen oder große
     Dinge aufgenommen hat, dann hat er sich von einem Bekannten das Studio
     geliehen.«
    »Wissen Sie, wie ich
     diesen Bekannten erreichen kann?«
    Die alte Dame dachte
     angestrengt nach und schüttelte immer wieder den Kopf. »Es fällt
     mir noch ein«, versprach sie. »Kommen Sie einfach noch einmal
     vorbei - ich muss erst meine Gedanken ordnen. Was wird denn jetzt mit der
     Wohnung?«
    »Sie werden sich wohl
     bald einen neuen Mieter suchen müssen.«
    »Schrecklich. Aber erst
     muss doch die Spurensicherung da rein, oder?«
    Ulbricht lächelte.
     Martha Hutmacher schien sich bestens auszukeimen. »Das ist wahr.
     Aber die Kollegen vom Fachdezernat sind sicherlich schnell, und dann können
     Sie über die Räumlichkeiten verfügen.«   
    »Und nun?« Sie
     wirkte ratlos. »Wie kann ich Ihnen denn helfen?«
    »Als seine Vermieterin
     haben Sie sicherlich einen Schlüssel zur Wohnung?« Ulbricht
     hatte genug gehört. Er wollte endlich mit der Recherche beginnen und
     wissen, worauf es der Mörder abgesehen hatte. Ulbricht war sicher,
     dass sich das Geheimnis in der Wohnung von Christian Vorberg befand.
    »Natürlich.«
     Sie zögerte. »Aber ich weiß nicht, ob ich das darf. Sie
     benötigen für so was doch einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Beschluss.« Nun
     musste Ulbricht grinsen. Die alte Frau sieht wirklich zu viele schlechte
     Krimis, dachte er. »Es heißt Durchsuchungsbeschluss. Aber ich
     kann Sie beruhigen: Erstens ist das inzwischen nur noch eine Formalie, die
     ich durch den Staatsanwalt und den Richter nachreichen lassen kann.
     Abgesehen davon, handelt es sich um die Wohnung eines Mordopfers, in der
     ich ermitteln muss. Sie ersparen sich also die Kosten für den Schlüsseldienst,
     wenn Sie mir dort Einlass gewähren, Frau Hutmacher.« Er erhob
     sich.        
    »Na gut, wie Sie
     meinen.« Auch Martha Hutmacher stand auf und ging in gebückter
     Haltung zu der kleinen Kommode im Flur. »Sie werden schon wissen,
     was Sie tun.« Aus einer Schublade nahm sie einen Schlüssel, den
     sie Ulbricht überreichte. »Hier«, sagte sie. »Zu
     treuen Händen. Den hätte ich gern wieder, wenn Sie fertig sind.«
    »Selbstverständlich«,
     nickte Ulbricht. Nun stand er kurz vor der ersten heißen Spur, und längst
     hatte er vergessen, dass er sich im Weserbergland aufhielt, um von der nie
     endenden Verbrecherjagd ausspannen zu wollen. Eigentlich…

 
    DREI
    Wie er erwartet hatte, gab es
     an der Tür keine Einbruchspuren. Dieser Umstand und die Tatsache,
     dass man bei dem Toten keinen Schlüssel gefunden hatte, stärkten
     Ulbrichts Verdacht, dass Vorbergs Mörder etwas Bestimmtes in der
     Wohnung suchte oder gesucht hatte. Eilig fummelte Norbert Ulbricht den
     Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. In Vorbergs
     Wohnung roch es muffig; wahrscheinlich hatte er schon länger nicht
     mehr gelüftet. Die Wohnung war ähnlich geschnitten wie die der
    
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