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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss
Autoren: Andreas Schmidt
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Hausherrin, nur gab es zwei große, zusätzliche Räume.
     Bevor er mit der Besichtigung begann, zog er ein Paar hauchdünne
     Einmalhandschuhe über, die er immer bei sich trug -sogar in der Kur,
     wie er ein wenig von sich selbst überrascht feststellte. Was ihn
     weniger überraschte, war der Umstand, dass hier offensichtlich etwas
     gesucht worden war. Die Eindringlinge hatten nichts an seinem Platz
     gelassen - Schubladen waren aus den Schränken gezogen, und deren
     Inhalt hatten die ungebetenen Besucher auf dem Fußboden verteilt.
     Ulbricht bahnte sich vorsichtig den Weg durch die Wohnung. Neben der Tür
     gab es eine Pinnwand aus Kork. An einem Haken hing ein Schlüssel. Bei
     näherem Hinsehen erkannte Ulbricht, dass es sich wohl um den
     Zweitschlüssel des knallroten Porsche handelte. Er nahm den Schlüssel
     vom Board und wog ihn nachdenklich in der Hand. Allein der Schlüssel
     des Sportwagens wirkte wertiger als der Schlüssel seines alten
     Vectra. Ulbricht blickte zu der Korkwand und entdeckte ein kleines Foto.
     Hastig steckte er den Schlüssel in die Manteltasche
     und nahm das Bild in die Hand. Darauf erkannte er einen sichtlich gut
     gelaunten Christian Vorberg an der Seite einer bildhübschen Frau.
     Wahrscheinlich eines seiner Models, dachte Ulbricht und ließ auch
     das Foto in seine Tasche gleiten. Dann setzte er seine
     Wohnungsbesichtigung fort. In einem der Zimmer fand Ulbricht eine Art
     Arbeitszimmer vor, das von zwei großen Computermonitoren beherrscht
     wurde, die auf einer drei Meter langen Arbeitsplatte am Fenster standen.
     Natürlich hatte Vorberg die Vorzüge der digitalen Fotografie längst
     zu schätzen gelernt und bearbeitete seine Werke am Rechner, um die
     besten Ergebnisse zu erzielen. Das Seltsame war nur, dass es gar keine
     Computer gab. Ulbricht blickte auf die Anschlusskabel der Monitore, die
     nirgendwo angeschlossen waren. So langsam ahnte er, worauf es die Täter
     abgesehen hatten. Man hatte seine Rechner verschwinden lassen, um
     eventuell brisantes Material zu vernichten, das sich auf einer der
     Festplatten befand. Den Monitoren nach zu urteilen waren es mindestens
     zwei Rechner gewesen, und womöglich hatte Vorberg noch einen Laptop
     besessen.
    Ulbricht setzte die
     Besichtigung der Wohnung fort. An den Wänden gab es große
     Fotografien in halterlosen Glasrahmen. Ulbricht betrachtete die Werke.
     Naturaufnahmen, einige Still-Leben, auch künstlerisch wertvolle Porträts
     erkannte er neben Detailaufnahmen einer elegant geschwungenen
     Oldtimerkarosserie. Tatsächlich schien sich Vorberg für jedes
     brauchbare Motiv interessiert zu haben.
    Die Jalousien waren
     zugezogen, und das Licht der Sonne drang in breiten Streifen ins Zimmer.
     Staubpartikel tanzten im Sonnenlicht. Unter dem Fenster standen ein paar
     aufgeklappte Alukoffer. Darin sah Ulbricht Objektive verschiedenster
     Brennweiten. In einer Ecke des Raumes stand eine professionelle
     Studioblitzanlage, die sicherlich sündhaft teuer gewesen war.
     Ulbricht wandte sich ab und betrat den angrenzenden Raum. Das
     Schlafzimmer. Ein großer Kleiderschrank, der bis zur Decke reichte
     und ein französisches Bett. Vorberg hatte es nicht gerichtet, als er
     aufgestanden war; die Bettdecke und das Kopfkissen waren zerwühlt. An
     den Eisenstreben des Kopfendes hing ein Paar Handschellen mit Plüschüberzug.
     »Sieh an«, grinste Ulbricht. »Unser Toter scheint ein
     verspielter Zeitgenosse gewesen zu sein.« Er ging neben dem Bett in
     die Hocke und öffnete den Nachtschrank. Darin fand er eine Packung
     Kondome. Verantwortungsvoll schien Vorberg wenigstens gewesen zu sein. Vor
     dem Kleiderschrank gab es einen Berg aus unterschiedlichsten Textilien,
     die Ulbricht vorsichtig umschichtete. Er fand nichts von Bedeutung.
     Herrenbekleidung, Größe 50, vom Jogginganzug bis hin zum feinen
     Zwirn war alles vertreten. Vorberg war in der Lage gewesen, sich jedem
     Anlass entsprechend kleiden zu können. Wahrscheinlich brachte das der
     Beruf mit sich. Wenn er professionell gearbeitet hatte, dann hatte er
     Pferderennen in Hannover genauso abgelichtet wie vornehme Empfänge
     der oberen Zehntausend. Auch das Bad gab nicht viel her; im Becher fand
     Ulbricht nur eine einzige Zahnbürste, kein Make-up und kein Damenparfüm.
     Demnach hatte keine seiner Freundinnen hier über einen längeren
     Zeitraum gelebt. Die Küche war der Traum so mancher Hausfrau:
     hochmodern und maßgeschneidert. Auch die Einbaugeräte
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