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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss
Autoren: Andreas Schmidt
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waren
     durchweg Markengeräte. Dennoch, so hatte Ulbricht den Eindruck, wurde
     die Küche nicht oft benutzt. Im Kühlschrank fand er Wurst, Käse
     und Butter, ein paar Flaschen Bier und eine Flasche sündhaft
     teuren Sekt. Somit war Vorberg wohl für alle Fälle vorbereitet
     gewesen, dachte Ulbricht sarkastisch, als er sich von der Küche ins
     Wohnzimmer begab. Hier bestimmte eine große Ledercouch das Bild,
     davor ein niedriger Tisch. An der Wand ein übergroßer
     Flachbildschirm, in jeder Ecke des Raumes Lautsprechersäulen, die
     Filmgenuss im Kinoton der neuesten Generation versprachen. Nichts
     Billiges, dachte Ulbricht und ertappte sich dabei, die Wohnung mit seiner
     Junggesellenbude in Wuppertal zu vergleichen. Vielleicht sollte er
     wenigstens mal wieder tapezieren, wenn er schon mit den teuren Möbeln
     und Elektrogeräten nicht mithalten konnte.
    Er lehnte sich an die
     Fensterbank und dachte nach. Ein Fotograf, der gut verdiente. Ein
     nagelneuer Porsche, eine professionelle Fotoausrüstung und moderne
     Unterhaltungselektronik kündeten nicht gerade von einem unbegabten
     Provinzfotografen, der mehr schlecht als recht über die Runden kam.
     Womit hatte Vorberg seinen Lebensstandard wirklich verdient?
    Ulbricht verspürte ein
     menschliches Bedürfnis, das er auf den übermäßigen
     Kaffeegenuss schob und ihn ins separate WC trieb. In dem kleinen, gut vier
     Quadratmeter großen Raum hatten die Einbrecher keine Spuren
     hinterlassen. Das Klo lag unter einem kleinen Milchglasfenster. Ulbricht
     klappte die Brille hoch und genoss die frische Luft, die durch den kleinen
     Spalt des auf Kipp stehenden Fensters in den kleinen Raum drang. Während
     er sich hingebungsvoll erleichterte, fiel sein Blick auf den altmodischen
     Spülkasten hinter dem Klo. Etwas daran störte ihn, doch er kam
     nicht recht darauf, was mit dem weißen Kunststoffkasten nicht
     stimmte. Dann, als er den Reißverschluss der Hose wieder verschloss,
     wusste er, was ihn störte: Der Deckel des Spülkastens war nicht
     ganz in seine Aufnahmen eingerastet. Er stand an der rechten Seite einen
     Spalt breit offen. Manchmal, erinnerte sich Ulbricht, klemmte das Ventil
     in seinem Spülkasten in Wuppertal auch. Dann öffnete er immer
     den alten Kasten und drückte das Ventil nieder, damit das
     Wasserrauschen aufhörte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es
     Vorberg ähnlich erging. Der Mann verdiente offenbar eine Stange Geld
     und hatte es wohl kaum nötig, sich mit hängenden Ventilen in
     veralteten Spülkästen herumzuärgern. Ulbricht klappte den
     Klodeckel wieder herunter und wartete geduldig, bis das Rauschen der Spülung
     nachließ. Nichts klemmte, das Ventil arbeitete also ordentlich.
     Warum dann der offene Kasten?
    Jemand hatte daran
     herumhantiert, und das war sicherlich kein Klempner gewesen, denn der hätte
     nach Abschluss seiner Arbeit den Kasten wieder richtig verschlossen.
     Ulbricht beugte sich vor und machte sich an dem Deckel zu schaffen. Er zog
     ihn zwischen Daumen und Zeigefingern beider Hände aus der Arretierung
     und blickte in den Spülkasten. Das Ventil, der Hebelmechanismus und
     natürlich Wasser, bereit für den nächsten Spülvorgang.
    Nichts Außergewöhnliches.
    Trotzdem war sich Ulbricht
     sicher, dass er auf dem richtigen Weg war. Er stand sekundenlang mit dem
     Deckel in der Hand dort und überlegte. Dann fiel sein Blick auf die
     Styroporverkleidung im Innern des Deckels, die dafür verantwortlich
     war, die Geräuschbelästigung des Wasserrauschens zu dämmen.
     In der Schicht erkannte er einen quadratischen Schnitt, in chirurgischer
     Präzision ausgeführt. Unwillkürlich erinnerte er sich an
     ausgehöhlte Bücher, die man in englischen Bibliotheken als
     Verstecke für geheime Unterlagen nutzte. Ein uralter Trick aus der
     Zeit der guten alten Schwarzweiß-Fernsehkrimis, der den Weg in die
     Moderne geschafft hatte. Anstatt der Buchseiten hatte man hier das
     Innenleben des Spülkastens entfernt, um im Innern des Deckels einen
     geheimen Gegenstand zu verstecken. Nur, darüber war sich Ulbricht im
     Klaren, konnte es sich aufgrund der gegebenen Abmessungen nur um einen
     recht kleinen Gegenstand handeln.   
    Er zog das kleine
     Styroporrechteck heraus und legte es auf den Wannenrand. Unter der Schicht
     entdeckte er eine Klarsichtfolie, die sich bei näherem Hinsehen als
     Gefrierbeutel herausstellte. Sorgfältig faltete er den kleinen Beutel
     auseinander und entdeckte einen
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