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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm
Autoren: Ben Elton
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Mörderin. Währenddessen sah Ihr Komplize Fogarty mit dem Team im Monitorbunker ein friedliches Haus, in dem ein Mädchen einsam auf der Toilette saß. Sie, Miss Hennessy, waren wieder zurück im Monitorbunker, bevor auf Ihrem Video eine verhüllte Gestalt zu sehen war und diese in die Toilette eindrang.«
    Allgemeines Aufstöhnen und Applaus wurden aus der Menge laut.
    »Irre«, sagte Chloe. »Abgedreht. Total abgedreht. Einfach völlig durchgeknallt.«
    Geraldine schwieg mit undurchdringlicher Miene, als hielten sie die drei Kameras, die auf sie gerichtet waren, in Schach.
    »Doch ich greife den Ereignissen vor«, sagte Coleridge. »Die arme Kelly Simpson ist noch am Leben... Wenn auch nur noch wenige Augenblicke. Die Tür zur Toilette springt auf, da Ihr Kollege sie zum verabredeten Zeitpunkt entriegelt hat. Sie fallen über das ahnungslose Mädchen her, finden sie jedoch nicht in der erhofften Stellung auf der Toilette sitzend vor, wie sie es auf Ihrem Video gestellt hatten. Nein, sie kniet vor der Toilettenschüssel und übergibt sich. Das ist nicht gut. Alles muss so sein wie auf dem Video: Das Mädchen muss sitzen, und was am wichtigsten ist: Sie darf sich nicht übergeben, weil man auf dem Band nicht sieht, dass sie es tut. Sie packen sie und reißen sie herum, wobei Kelly gewiss dachte, jemand sei gekommen, um ihr zu helfen. Aber nein: Sie waren gekommen, um sie zu ermorden. Mit außergewöhnlicher Kaltschnäuzigkeit stechen Sie ihr zuerst in den Hals und dann, als Sie die ganze Kraft Ihrer Leidenschaft und Ihrer Habgier zusammennehmen, rammen Sie ihr die Klinge in den Kopf. Sie beeilen sich, weil Sie wissen, dass es um Sekunden geht. Sie spülen die Toilette ab und wischen das Erbrochene aus der Schüssel. Sie machen Ihre Sache gut, Miss Hennessy, aber leider nicht gut genug. Ein paar winzige Flecken bleiben auf dem Sitz. Dann — und an dieser Stelle stockt mir der Atem, wenn ich bedenke, wie eiskalt Sie vorgegangen sind — waschen Sie dem Mädchen den Mund aus. Hatten Sie ein Tuch? Sonst hätte Toilettenpapier an ihren Zähnen geklebt. Haben Sie vielleicht Ihr Hemd zerschnitten? Ich weiß es nicht, aber ausschlaggebend ist: Ich weiß, dass Sie an der Zunge des toten Mädchens Spuren hinterlassen haben! Kelly war erst wenige Sekunden tot und konnte somit noch Prellungen erleiden. Pech für Sie, Miss Hennessy. Natürlich konnten Sie das Erbrochene ganz hinten aus Mund und Rachen nicht herausbekommen, aber Sie hatten Ihr Bestes getan, und dieses Beste war auch wirklich fast gut genug. Aber die Zeit läuft Ihnen davon, Kelly blutet noch immer. Sollten Sie dabei zu blutig werden, sind Sie geliefert. Hastig bringen Sie die Leiche in dieselbe sitzende Haltung wie auf dem Video. Sie legen ein zweites Tuch über das tote Mädchen, bedecken sich mit Ihrem eigenen Tuch und verlassen die Toilette. Wieder sieht Larry Carlisle, wie die verhüllte Gestalt aus der Toilette tritt, Minuten vor den Redakteuren, da auf deren Bildschirmen bisher gar nichts passiert ist. Bei ihren lebt Kelly Simpson noch! Ich muss Ihnen einfach Beifall zollen, Miss Hennessy. Sie haben den Vorgang so geplant, dass Larry Carlisles Geschichte genau mit dem übereinstimmte, was im Monitorbunker zu sehen war. Nur das Timing konnten Sie nicht bestimmen.«
    Einmal mehr wurde im Studio anerkennendes Gemurmel laut.
    »Dann laufen Sie durch den Wohnbereich zurück ins Jungen-Schlafzimmer«, fuhr Coleridge mit lauter werdender Stimme fort, »machen nur kurz Halt, um das Tuch, mit dem Sie sich verhüllt hatten, schnell in den Betten der Jungen herumzuwischen, damit später ein wildes Durcheinander von Hautzellen und anderem DNA-Material darauf zu finden ist. Haben Sie vielleicht Handschuhe und ein Haarnetz getragen? Ich weiß es nicht, denn damals war ich dumm genug und habe nicht an die Möglichkeit gedacht, jemanden testen zu lassen, der nicht mit im Schwitzkasten gesessen hatte.«
    »Nein!«, riefen einige aus dem Publikum. Coleridge war der Held des Augenblicks, und die Leute wollten nichts hören, was gegen ihn sprach, nicht einmal von ihm selbst.
    »Sie kehren in den Kameragang zurück«, fuhr Coleridge fort. »Sie laufen durch den Tunnel, verstecken Ihren Overall und kommen gerade rechtzeitig im Monitorbunker an, um noch sehen zu können, wie Ihre identische Version des Mordes auf dem Bildschirm stattfindet. Sie haben das perfekte Alibi geschaffen: Sie sitzen sicher und unübersehbar bei Ihren Redakteuren, als der Mord stattfindet, und so konnte
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