Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm
Autoren: Ben Elton
Vom Netzwerk:
Anarchisten wie ihn, einen Saboteur, einen erfahrenen Tunnelgräber, ins Haus einzubrechen und sich an der Sendung zu rächen, besonders an dem Mädchen, das ihn nominiert und dann mit einem Tofu-Melasse-Trostkuchen gekränkt hat!«
    Das Studio explodierte. Auf der ganzen Welt verstopften schlagartig die Presseleitungen. Also hatte Woggle es doch getan. Der gewissenlose Peiniger kleiner Mädchen hatte sein bisheriges Maß an Brutalität sogar noch übertroffen.
    »Natürlich war Woggle es nicht!«, fuhr Coleridge ungeduldig fort. »Gott im Himmel, wenn ein derart auffälliger Bursche unterm Teppich hervorgekrochen wäre, hätten wir es doch wohl bemerkt, oder? Nein, suchen wir nicht weiter nach Gelegenheiten, sondern bedenken wir das Motiv. Was sind übliche Motive für einen Mord? Eines wäre Hass, denke ich. Hass treibt die Menschen zum Töten, und meine Ermittlungen haben ergeben, dass nur eine einzige wirklich hasserfüllte Beziehung negativen Einfluss auf die Vorgänge bei Peeping Tom genommen hat. Und die gärte nicht im Inneren des Hauses. Es war der Hass, den Bob Fogarty, der verantwortliche Regisseur, für die Produzentin Geraldine Hennessy empfand!«
    Coleridge deutete über die Köpfe des Publikums hinweg auf die verdunkelten Fenster hoch oben in der Wand an der Rückseite des Studios. »Hinter dieser Scheibe sitzt das Peeping-Tom-Team«, fuhr Coleridge fort, »und es wird von einem Mann geführt, der seine Vorgesetzte, Geraldine Hennessy, für eine Fernsehhure hält! Genau das hat er zu einem meiner Beamten gesagt. Bob Fogarty hat die Ansicht geäußert, Hennessys Arbeit stelle einen neuen Tiefpunkt im Fernsehen dar, sie habe die Industrie ruiniert, die er liebt, und er wünsche sich, sie möge abstürzen! Aber... Kelly hat er nicht ermordet!«
    Coleridge spürte einen Hauch von Ungeduld in der Menge. Er wusste, dass er den Trick nicht endlos in die Länge ziehen konnte. Langsam ging ihm der Gesprächsstoff aus, doch das war nicht mehr von Bedeutung. Coleridge lächelte, als er sah, wie die große Tür hinten im Studio aufging und Hooper hereinschlich. Hooper zeigte Coleridge kurz den aufgerichteten Daumen.
    Geraldine sah nicht, wie sich das Lächeln auf Coleridges Gesicht ausbreitete, da sie viel zu sehr mit ihrem eigenen Lächeln beschäftigt war. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass dieser verrückte Polizist seit fünfeinhalb Minuten auf der Bühne stand und ihr zusätzliche elf Millionen Dollar eingebracht hatte, und offenbar war der Spinner noch nicht fertig.
    Doch es sollte nicht mehr lange dauern, bis Geraldine das Lächeln verging.
    »Also!«, sagte Coleridge theatralisch. »Wir wissen jetzt, wer Kelly Simpson nicht ermordet hat. Kommen wir nun zur Sache und finden heraus, wer sie ermordet hat. Nichts geschah in diesem schrecklichen Haus, ohne dass die Produzentin es arrangiert, manipuliert und verpackt hätte. Nichts, meine Damen und Herren, nicht einmal ein niederträchtiger Mord. Deshalb lassen Sie es uns ganz deutlich sagen. Einen Mord begangen haben... Sie , Geraldine Hennessy!« Coleridge streckte den Arm aus, worauf die Kameras sofort herumschwenkten und der Richtung folgten, in die er zeigte.
    Zum ersten Mal fand sich Geraldine auf der falschen Seite der Linse wieder.
    »Sie haben doch den Verstand verloren!«, stöhnte sie.
    »Ach ja? Nun, ich denke, davon verstehen Sie wohl mehr als ich, Miss Hennessy.«

    Trisha kam mit einer Plastiktüte voller Videokassetten in den Schneideraum. Sie ging zu Bob Fogarty und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Ich kann hier jetzt nicht weg«, protestierte Fogarty.
    »Ich kann übernehmen«, schlug seine Assistentin Pru eifrig vor, die ihr ganzes Leben auf eine derartige Chance gewartet hatte.
    »Ich fürchte, ich muss darauf bestehen, Sir«, sagte Trisha und flüsterte Fogerty wieder ins Ohr.
    Fogarty stand von seinem Stuhl auf, nahm seine Familienpackung Milchschokolade und verließ den Schneideraum.
    Pru übernahm das Kontrollpult. »Kamera vier«, sagte sie. »Langsame Fahrt auf Coleridge.«

    Unten auf der Bühne war das Objekt dieser Anweisung in vollem Schwung.
    »Vielleicht erlauben Sie mir, es zu erklären«, sagte Coleridge. »Bedenken wir zuerst das Motiv.« Coleridge richtete sich auf. Stark und gebieterisch stand er da, was nicht nur daran lag, dass der Schauspieler in ihm zu neuem, kraftvollem Leben erwachte. Coleridge wusste vor allem auch, dass Erfolg stets mit Selbstvertrauen einhergeht. Sie sollte glauben, dass ihr Spiel aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher