Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm
Autoren: Ben Elton
Vom Netzwerk:
war. »Nun, das Motiv ist simpel. Es ist das älteste von allen. Nicht Hass, nicht Liebe, sondern Habgier. Schlicht und einfach Habgier. Kelly ist gestorben, um Sie reich zu machen, Miss Hennessy. Das gesamte Medien-Establishment ging davon aus, dass die dritte Staffel von Hausarrest ein Fehlschlag werden würde. Sicher, die Woggle-Affäre hat Aufmerksamkeit erregt, aber erst der Mord an Kelly hat Ihre Show zur größten Erfolgsstory in der Geschichte des Fernsehens gemacht, was Sie genau so erwartet hatten! Können Sie das bestreiten?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Geraldine. »Aber es bedeutet nicht, dass ich sie ermordet habe.«
    Geraldine stand inzwischen ganz alleine da. Die fröhliche Meute aufgeregter junger Menschen aus dem Publikum und der Stamm der Studiomitarbeiter waren zurückgewichen und bildeten einen großen Kreis. Geraldine stand mitten in diesem Kreis, wie eine gestellte Löwin, während drei große Studiokameras über ihr schwebten wie Raubtiere auf der Jagd.
    Hinter ihnen stand Coleridge und erwiderte Geraldines trotzigen Blick. »Sie waren clever, Miss Hennessy, brutal und teuflisch clever. Meiner Meinung nach hatten Sie Ihren größten Augenblick, als Sie zugelassen haben, dass die weltweiten Tantiemen, die der Mord an Kelly mit sich brachte, verloren gingen. Oh, ja, es hat mir zu denken gegeben, als uns Ihr Regisseur Bob Fogarty erzählte, wie böse Sie über die verlorene Gelegenheit waren. Eine Million Verlust? Vielleicht zwei? Und dann dachte ich: Welch ein geringer Preis dafür, dass der Verdacht nicht unmittelbar auf Sie fiel, denn seither haben Sie mit Ihrem schaurigen Spiel einige hundert Millionen Dollar abgesahnt.«
    »Vorsichtig, Chief Inspector«, sagte Geraldine. »Sie sind hier live im Fernsehen. Die ganze Welt sieht zu, wie Sie sich zum Narren machen.« Die Erwähnung des Geldes hatte Geraldine wieder zum Leben erweckt. Natürlich war Coleridges Anschuldigung ein Schock gewesen, dennoch konnte sie sich nicht vorstellen, womit er sie stützen wollte, von Beweisen einmal ganz zu schweigen. Währenddessen ging das Hausarrest- Drama weiter, und die Profite stiegen unaufhörlich.
    »Sie können es abstreiten, so lange Sie wollen, Miss Hennessy«, erwiderte Coleridge, »ich jedenfalls beabsichtige zu beweisen, dass Sie diesen Mord begangen haben, um dann dafür zu sorgen, dass Sie mit der ganzen Macht des Gesetzes bestraft werden. Ich wusste schon in der Tatnacht, dass die Dinge nicht so lagen, wie es den Anschein hatte. Trotz Ihrer eindrucksvollen Bemühungen stimmte einfach so vieles nicht. Wie konnte es sein, dass der Kameramann Larry Carlisle — der einzige Zeuge, der gesehen hat, wie der verhüllte Mörder Kelly zur Toilette gefolgt ist — glaubte, der Mörder sei nur zwei Minuten nach Kelly aus dem Schwitzkasten gekommen, während die Leute, die es sich auf dem Video angesehen haben, sehr genau auf ihren Geräten erkennen konnten, dass es eher fünf Minuten waren?«
    »Es ist bewiesen, dass Larry Carlisle...«
    »Kein sehr verlässlicher Zeuge, das akzeptiere ich, aber in dieser Sache wohl doch verlässlich genug. Wie konnte es ansonsten sein, dass das Blut, das aus Kellys Wunden trat, sich derart schnell sammelte? Der Arzt war überrascht, genau wie ich. Wer hätte gedacht, dass das junge Mädchen so viel Blut in sich hätte, um den Barden zu zitieren. Sehr viel Blut für die zwei Minuten, das zwischen dem Mord und Ihrem Eintreffen am Tatort geflossen sein soll, Miss Hennessy, aber nicht zu viel, wenn man mit den fünf Minuten rechnet, von denen Carlisle ausgegangen war.«
    »Verdammte Scheiße! Nicht jedes Blut fließt mit der gleichen Geschwindigkeit!«, bellte Geraldine und vergaß für einen Augenblick, dass sie live im Fernsehen war.
    »Dann war da das Erbrochene«, sagte Coleridge. »Kelly hatte einiges getrunken, und sie hatte es doch ziemlich eilig, zur Toilette zu gelangen, nicht? Aber nach allem, was wir gesehen haben, hat sie sich nur hingesetzt. Merkwürdigerweise fanden sich, obwohl die Toilettenschüssel ausgewischt war, auf dem Toilettensitz ein paar Flecken von Erbrochenem, das den Untersuchungen zufolge von Kelly stammte. Wie war das möglich? Das habe ich mich gefragt. Als ich mir das Band noch einmal angesehen habe, war deutlich zu erkennen, dass sich Kelly nicht übergibt, sondern nur dasitzt... und trotzdem weiß ich, dass ihr übel war. Ich habe Erbrochenes aus ihrem Mund, und ich habe Erbrochenes vom Toilettensitz. Zweifellos haben wir es mit einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher