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Tödlicher Irrtum

Tödlicher Irrtum

Titel: Tödlicher Irrtum
Autoren: Agatha Christie
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nichts anderes übrig, als beide zu töten.«
    Calgary überlegte einen Augenblick.
    »Sie sagten eben, dass Tina einige Minuten bei Bewusstsein war. Hat sie gesagt, wer sie verletzt hat?«
    »Ihre Worte waren unzusammenhängend«, erwiderte Huish. »Ich glaube nicht, dass sie voll da war.«
    Dann fügte er mit einem müden Lächeln hinzu: »Also gut, Calgary, ich werde es Ihnen sagen. Zuerst erwähnte sie einen Namen, Micky!«
    »Sie hat Micky angeklagt?«, fragte Calgary.
    »Es sieht so aus«, meinte Huish. »Alles Übrige war sehr verworren.«
    »Was hat sie gesagt?«
    Huish blickte auf den Notizblock, der vor ihm lag.
    »Zuerst sagte sie ›Micky‹ und dann, nach einer Pause. ›Die Tasse war leer‹ dann, nach einer weiteren Pause: ›Sie nicken mit den Köpfchen.‹«
    Er sah Calgary an. »Wissen Sie, was das bedeutet?«
    Calgary schüttelte den Kopf und wiederholte: »Sie n i cken mit den Köpfchen… das klingt sehr merkwürdig.«
    »Es muss irgendeine besondere Bedeutung haben, allerdings braucht es nicht unbedingt mit dem Mord zusammenhängen«, meinte Huish.
    »Haben Sie Micky verhaftet?«, fragte Calgary.
    »Wir haben ihn festgenommen. Die Anklage gegen ihn wird innerhalb von vierundzwanzig Stunden erhoben werden.«
    Mit einem Seitenblick auf Calgary fuhr Huish fort: »Auf Micky haben Sie wohl nicht getippt?«
    »Nein, und auch jetzt glaube ich noch nicht, dass er der Täter ist«, erwiderte Calgary und stand auf. »Ich glaube noch immer, dass ich auf der richtigen Spur bin, aber ich brauche weitere Beweise, um Sie überzeugen zu können. Ich muss sofort ins Sonneneck fahren, um mit der ganzen Familie zu sprechen.«
    »Ich rate Ihnen dringend, vorsichtig zu sein, Dr. Calgary«, sagte Huish. »Würden Sie mir Ihre Theorie verraten?«
    Calgary erwiderte nach kurzem Zögern: »Meiner Ansicht nach handelt es sich um ein crime passionnel.«
    Huish hob die Augenbrauen.
    »Es gibt viele Leidenschaften, Dr. Calgary«, sagte er. »Hass und Geiz, Gier und Angst.«
    »Ich sprach von einem crime passionnel«, wiederholte Calgary, »und ich meine genau das: ein Verbrechen aus Leidenschaft.«
    »Auch wir haben selbstverständlich an Gwenda Smith und Leo Jackson gedacht, aber unser Verdacht hat sich in keiner Weise bestätigt.«
    »Es handelt sich um einen viel komplizierteren Fall«, sagte Arthur Calgary.

24
     
    W ieder dämmerte der Abend, als Arthur Calgary zum Sonneneck kam, wie bei seinem ersten Besuch… Das Schlangennest, dachte er schaudernd, als er auf die Klingel drückte.
    Die Ereignisse schienen sich zu wiederholen. Wieder öffnete Hester ihm die Tür, wieder standen Trotz und Verzweiflung in ihr Gesicht geschrieben, und wieder tauchte hinter ihr in der Diele die immer wachsame, misstrauische Kirsten Lindstrom auf.
    Ja, die Geschehnisse wiederholten sich!
    Doch plötzlich veränderte sich das Muster. Misstrauen und Verzweiflung wichen von Hesters Gesicht und machten einem reizenden Lächeln Platz.
    »Du bist es! Ich bin ja so froh, dass du gekommen bist!«
    Er drückte ihre Hand.
    »Ich möchte deinen Vater sprechen, Hester. Ist er oben in der Bibliothek?«
    »Ja, Gwenda ist auch da.«
    Kirsten Lindstrom näherte sich ihnen.
    »Warum kommen Sie wieder zu uns?«, fragte sie vorwurfsvoll. »Sie bringen uns nur Unglück! Sie haben Hesters und Mr Jacksons Leben zerstört. Sie haben zwei Morde auf dem Gewissen – Philip Durrant und die kleine Tina. Sie sind an allem schuld!«
    »Tina ist nicht tot«, erwiderte Calgary, »und ich habe hier eine wichtige Aufgabe zu erledigen.«
    Kirsten stellte sich ihm in den Weg.
    »Was haben Sie vor?«
    »Ich muss das Begonnene zu Ende führen«, sagte Calgary.
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter und schob sie sanft zur Seite. Dann ging er, von Hester gefolgt, die Treppe hinauf.
    Auf dem Treppenabsatz wandte er sich noch einmal um und sagte zu Kirsten: »Bitte kommen Sie mit, Miss Lindstrom, ich möchte, dass Sie alle hören, was ich zu sagen habe.«
    Leo Jackson saß an seinem Schreibtisch, Gwenda Smith kniete vor dem Kamin und starrte in das verglimmende Feuer.
    Sie blickten erstaunt auf.
    »Entschuldigen Sie den unangemeldeten Besuch«, sagte Calgary, »ich bin gekommen, um – wie ich Hester und Kirsten eben erklärte – das Begonnene zu vollenden. Ist Mrs Durrant noch im Haus? Ich lege großen Wert auf ihre Anwesenheit.«
    »Ich glaube, sie hat sich gerade hingelegt«, erwiderte Leo. »Sie hat den schweren Schock noch nicht überwunden.«
    »Ich würde trotzdem
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