Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Irrtum

Tödlicher Irrtum

Titel: Tödlicher Irrtum
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
glaube ich, dass es ein Mann und eine Frau waren, weil…«
    »… weil du es aus ihren Worten schließen musstest… Glaubst du, dass es Vater und Gwenda waren?«
    »Ich halte es nicht für unmöglich«, antwortete Tina. »Vielleicht sollte Gwenda das Haus verlassen und um diese Zeit zurückkehren, oder umgekehrt, vielleicht sollte Vater fortgehen und zwischen sieben und halb acht wiederkommen.«
    »Wenn es Vater und Gwenda waren – würdest du sie der Polizei übergeben wollen?«
    »Ich weiß es wirklich nicht, außerdem bin ich durchaus nicht sicher. Es hätte jemand anders sein können, zum Beispiel Hester und – irgendwer.«
    »Wer kann dieser andere gewesen sein?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du hast den… den Mann nicht gesehen?«
    »Nein, ich habe niemanden gesehen.«
    »Du lügst, Tina. Es war doch ein Mann, nicht wahr?«
    »Ich ging gerade zu meinem Wagen zurück, als jemand auf der anderen Straßenseite sehr schnell vorbeiging – es war nur ein Schatten in der Dunkelheit. Und dann – dann glaubte ich am Ende der Straße ein Auto anfahren zu hören.«
    »Du denkst, dass ich es war!«, rief Micky.
    »Möglich wär’s. Er hatte etwa deine Figur.«
    Als sie zu Tinas kleinem Wagen kamen sagte Micky: »Steig ein, Tina, ich komme mit. Wir fahren zum Sonneneck.«
    »Aber, Micky…«
    »Ich weiß, was du denkst, Tina, du glaubst noch immer, dass ich es gewesen sein könnte, nicht wahr?«
    »Was hast du vor? Was willst du tun, Micky?«
    »Wie kommst du darauf, dass ich etwas vorhabe? Warst du nicht sowieso auf dem Weg zum Sonneneck?«
    Tina ließ den Motor an, Micky saß ganz gerade neben ihr.
    »Doch, ich habe einen Brief von Philip bekommen, er wünscht mich dringend zu sprechen.«
    »Wirklich? Sehr interessant«, sagte Micky.
    »Philip schrieb, dass er mir nur ein paar Fragen stellen wollte, und alles, was ich zu tun hätte, wäre ›ja‹ oder ›nein‹ zu sagen. Natürlich sei alles streng vertraulich.«
    Als sie wenige Minuten später vor dem Sonneneck hielten, sagte Micky: »Geh nur schon rein, Tina, ich will noch ein bisschen in den Garten gehen und mir alles noch mal durch den Kopf gehen lassen.«
    »Wie du willst, Micky«, erwiderte Tina und betrat das Haus.
    Micky blickte ihr nach, dann ging er mit vorgeschobenem Kopf, die Hände in den Taschen, um das Haus. Erinnerungen an seine Jugend stürmten auf ihn ein. Dort stand der alte Magnolienbaum. Wie oft war er auf den Baum geklettert und vom Wipfel durch das kleine Fenster gekrochen, das auf den Treppenabsatz führte.
    Und dort war das Beet, sein eigenes »Gärtchen«! Allerdings hatte er sich nie viel daraus gemacht, da er sich schon als Kind nur für mechanische Spielsachen interessierte, die man zerlegen konnte. Nun ja, man änderte sich eben nicht sehr.
    Tina begegnete Mary in der Diele.
    »Ich will eben in die Küche gehen, um zu sehen, ob die Ovomaltine angekommen ist«, sagte Mary. »Ich gebe sie Philip jeden Abend vor dem Schlafengehen. Kirsten bringt ihm gerade Kaffee hinauf; er trinkt lieber Kaffee als Tee, Tee scheint ihm nicht so gut zu bekommen.«
    »Warum behandelst du ihn eigentlich noch immer wie einen Kranken, Mary?«, fragte Tina.
    Marys Augen blitzten ärgerlich.
    »Wenn du erst einmal verheiratet bist, wirst du lernen, wie Männer gern behandelt werden.«
    »Bitte sei mir nicht böse«, bat Tina leise.
    »Wenn wir dieses Haus nur erst verlassen hätten!«, sagte Mary. »Es tut Philip nicht gut, hier zu sein.«
    Und nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: »Hester wird heute zurückerwartet, ich weiß nicht, mit welchem Zug sie kommt, wahrscheinlich mit dem Schnellzug. Irgendjemand müsste sie in Drymouth abholen.«
    Mary verschwand in dem Korridor, der zur Küche führte, Tina ging die Treppe hinauf. Als sie den ersten Stock erreichte, öffnete sich eine Tür, und Hester stand vor ihr. Sie schien sehr erstaunt, Tina zu sehen.
    »Hester! Ich hatte keine Ahnung, dass du schon da bist.«
    »Dr. Calgary hat mich in seinem Wagen hergebracht. Ich bin sofort in mein Zimmer hinaufgegangen, jetzt weiß niemand, dass ich schon da bin.«
    »Ist Dr. Calgary auch hier?«
    »Nein, er hat mich nur abgesetzt und ist gleich nach Drymouth weitergefahren, wo er etwas zu erledigen hat. Ich nehme an, dass Vater und Gwenda in der Bibliothek sind. Hier scheint alles beim alten zu sein…«
    »Warum auch nicht?«
    »Ich weiß nicht recht«, meinte Hester unsicher. »Ich hatte nur so ein Gefühl, dass es irgendwie anders sein müsste.«
    Sie ging an Tina
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher