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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung
Autoren: Anne Perry
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glaube nicht, dass uns hier etwas anderes als die Wahrheit weiterhelfen kann.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, sagte sie sofort.
    Er trat einen Schritt zurück und ließ ihr den Vortritt.
    Sie entdeckte das Messingschild mit der Aufschrift ›Dr. Hector Loomis, Arzt‹ und daneben den Glockenzug. Sie drehte sich nach Monk um und betätigte dann, vielleicht eine Spur zu heftig, den Messingknauf. Sie hörten die Glocke im Hausinnern schrillen.
    Eine ältliche Haushälterin mit einer frisch gestärkten weißen Schürze und einem Häubchen öffnete ihnen.
    »Guten Morgen«, sagte Monk, ohne zu zögern.
    »Guten… Morgen, Sir, Ma’am«, erwiderte sie kurz stockend, denn es war mittlerweile schon weit nach Mittag. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Wenn Sie so freundlich wären«, antwortete Monk. »Wir haben einen sehr langen Weg zurückgelegt, um mit Dr. Loomis über etwas zu sprechen, das schon einige Zeit her ist. Wir haben allerdings gerade erst erfahren, dass das Ereignis damals im Zusammenhang mit einem sehr schwer wiegenden Verbrechen stehen könnte… nämlich mit Mord. Es ist unbedingt erforderlich, dass wir uns gewisser Tatsachen absolut sicher sein können, denn falls wir uns irren, könnte vielen Menschen nicht wieder gutzumachender Schaden zugefügt werden.«
    »Es tut uns Leid, dass wir Sie so ohne Vorwarnung überfallen«, fügte Hester hinzu, »aber wenn es einen anderen Weg gegeben hätte, hätten wir ihn gewählt.«
    »Oh! Ach du liebe Güte! Hm… da kommen Sie mal besser herein.« Die Haushälterin trat einen Schritt zurück und bedeutete ihnen, ihr zu folgen. »Dr. Loomis ist im Augenblick mit einem Patienten beschäftigt, aber ich sage ihm Bescheid, dass Sie hier sind und dass es wichtig ist. Ich bin davon überzeugt, dass er mit Ihnen sprechen wird.«
    »Wir sind Ihnen sehr dankbar«, entgegnete Monk. Dann folgte er Hester in den Raum, in den die Haushälterin sie führte , bevor sie in das Sprechzimmer des Arztes ging. Es war ein überaus freundlicher Raum, aber sehr klein und mit Blick auf einen Garten, der offensichtlich zu einem Wohnhaus gehörte. Vor einem Schuppen lagen fein säuberlich verschiedene Kinderspielzeuge aufeinander gestapelt. Man konnte deutlich einen Reifen und einen kleinen, an einem Stock befestigten Pferdekopf erkennen.
    Hester sah Monk an, und die Frage stand ihr unmissverständlich ins Gesicht geschrieben. ›Enkelkinder?‹, überlegte er mit einem Gefühl der Enttäuschung.
    Sie biss sich auf die Unterlippe und sagte nichts. Sie war zu unruhig, um sich zu setzen, und ihm ging es nicht besser, aber es war nicht genug Platz, als dass sie beide hätten im Raum auf und ab gehen können.
    Als Doktor Loomis eintrat, entpuppte er sich als junger Mann mit sanftmütigem Gesicht und sehr kurz geschnittenem, stark ausgedünntem Haar. Er blickte sie fragend an.
    »Mrs. Selkirk berichtete mir, Sie hätten eine weite Fahrt auf sich genommen, um Erkundigungen über ein Verbrechen anzustellen?«, fragte er, während er die Tür hinter sich zuzog.
    »Wie kann ich Ihnen dabei behilflich sein? Ich glaube nicht , dass ich da irgendetwas weiß!«
    »Es liegt zwanzig Jahre zurück«, antwortete Monk und erhob sich.
    »Oh…. damals war mein Vater noch hier tätig. Das tut mir Leid.«
    Monk war enttäuscht. »Vielleicht haben Sie seine Unterlagen aufgehoben?« Hester weigerte sich, so einfach aufzugeben. »Es ging um einen gewissen Samuel Jackson, der an einer Blutung starb. Er hatte zwei kleine Töchter, die beide entstellt waren.«
    »Samuel Jackson!« Der Name war Loomis offensichtlich nicht unbekannt. »Ja, ich erinnere mich, dass er damals darüber gesprochen hat!«
    Hoffnung regte sich in Monk. Warum sonst sollte ein Mann Jahre später von einem bestimmten Fall sprechen, wenn er ihn nicht beunruhigt hätte, wenn ihm irgendetwas daran unverständlich gewesen war?
    »Was hat er gesagt?«, fragte er.
    Loomis verzog ein wenig das Gesicht, so sehr versuchte er , sich zu konzentrieren.
    Monk wartete. Er sah Hester an. Sie wirkte angespannt.
    Loomis räusperte sich. »Der Fall hat ihn irgendwie beschäftigt…“, sagte er zaghaft. »Er hat nie herausgefunden, was eigentlich der Grund dafür war, dass der Mann so heftig blutete. Er konnte dieses Symptom mit keiner ihm bekannten Krankheit in Einklang bringen.« Er sah Monk an. »Aber natürlich wissen wir im Grunde auch so wenig. Häufig können wir nur raten, aber das dürfen wir natürlich nicht sagen!« Er zuckte die Achseln und stieß ein
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