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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung
Autoren: Anne Perry
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leises, nervöses Lachen aus. Seine hellen blaugrauen Augen blickten sehr direkt. »Um ehrlich zu sein, ich glaube, sein größter Kummer war, dass er ihm nicht helfen konnte und Samuel sich so verzweifelt wünschte, am Leben zu bleiben, um seinen Kindern beizustehen. Und es stellte sich dann auch tatsächlich heraus, dass Mrs. Jackson die Kleinen weggeben musste. Sie konnte nicht für sie sorgen, die arme Frau. Sie stand fast ohne einen Pfennig in der Tasche da. Sie musste sich irgendwie durchschlagen, und das konnte sie nicht mit zwei kleinen Kindern… erst recht nicht mit Kindern, die nicht… normal waren.« Es schien, als sei es ihm verhasst, diese Worte auszusprechen. Er war plötzlich sehr unruhig, und seine Hände bewegten sich rastlos.
    »Für sich selbst hat sie jedenfalls sehr gut zu sorgen vermocht!«, versicherte Hester ihm bitter. »Ist es möglich, dass Samuel Jackson an irgendeiner Art von Gift gestorben ist?« Loomis sah sie neugierig an. »Nicht dass ich wüsste. Was bringt Sie auf diese Frage? Mrs. Silkirk erwähnte ein Verbrechen, ich meine, sie sagte sogar Mord. Vielleicht sollten Sie mir besser erklären, wonach Sie suchen und warum.« Er bedeutete ihnen, Platz zu nehmen, und setzte sich dann auf den Stuhl gegenüber, um ihnen mit gespannter Miene zuzuhören.
    Monk gab ihm einen groben Überblick über das, was er über Samuel Jackson wusste, aber er begann mit einer kurzen Zusammenfassung der Geschichte Keelin Melvilles und sprach auch von ihrem Tod durch eine Belladonna-Vergiftung. Er brauchte fast eine dreiviertel Stunde, und weder Hester noch Loomis unterbrachen ihn, bevor er zum Ende gekommen war.
    »Was Sie sagen wollen, ist«, sagte er und sah Monk grimmig an, »dass Ihrer Meinung nach Dolly Jackson - Delphine Lambert, wie sie heute heißt - Samuel ermordet hat, um ihrer familiären Situation zu entrinnen, weil er darauf bestand, die Kinder zu behalten, und sie es nicht ertragen konnte, sie um sich zu haben. Sie wollte Vollkommenheit und war nicht bereit, sich mit so etwas Unvollkommenem abzufinden.«
    »Ja«, pflichtete Monk ihm bei. »Genau das wollte ich sagen.
    Stimmt es?«
    »Das weiß ich nicht«, gestand Loomis ein. »Aber ich bin bereit, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um es herauszufinden.« Er erhob sich. »Wir können mit den Unterlagen meines Vaters beginnen. Er hat alle aufgehoben, und sie befinden sich im Keller. Wissen Sie genau, wann er gestorben ist?«
    »Ja!«, sagte Hester sofort. »Am 27. September 1839. Das Datum steht auf seinem Grabstein.«
    »Hervorragend! Dann wird es nicht weiter schwierig sein.«
    Loomis ging voran in die Halle, wo er Mrs. Selkirk über seine Absichten informierte und ihr sagte, dass er nur im Notfall gestört werden wolle. »Ich bin froh, dass Sie heute gekommen sind«, fuhr er fort, während er die Tür zum Keller öffnete. »Wir brauchen Licht. Es gibt hier unten kein Gas. Ich habe heute nur sehr wenige Patienten, und meine Frau ist für ein paar Tage mit den Kindern zu ihrem Vater gefahren. Es geht ihm nicht besonders gut, und er reist selbst nicht mehr, aber er hat meine Töchter sehr gern.« Er begleitete diese Worte mit einem Lächeln.
    Er fand eine Laterne, zündete sie an und ging dann als Erster die schmale Steintreppe in den Keller hinunter, wo in Reih und Glied etliche Kartons mit säuberlich geordneten Papieren lagen.
    Sie brauchten nur zehn Minuten, um den richtigen Karton zu finden.
    »Da ist es!«, rief Loomis. »Samuel Jackson…« Er hielt die Unterlagen ins Licht, und Hester und Monk blickten ihm über die Schultern, während er las, was dort mit der schwungvollen Handschrift seines Vaters geschrieben stand.
    »Sie haben Recht - er wusste es tatsächlich nicht!«, sagte Hester, als sie zu Ende gele sen hatte. Sie sah Loomis fragend an.
    »Er war nicht zufrieden mit dem, was er festgestellt hatte! Er konnte nur nicht beweisen, dass etwas nicht stimmte! Können wir die Erlaubnis für eine Exhumierung bekommen?«
    Loomis nagte an seiner Unterlippe. »Schwierig…«
    »Aber nicht unmöglich?«, beharrte sie.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wo fangen wir an?«, fragte Monk ungeduldig. »Wir können das hier nicht einfach auf sich beruhen lassen!«
    »Am besten, wir wenden uns an die Polizei«, antwortete Loomis und sah ihm direkt in die Augen. »Wir gehen aufs Revier und sprechen mit Sergeant Byrne. Er wird sich an Sam Jackson erinnern - und an Dolly. Ich verspreche Ihnen, dass ich nicht lockerlassen werde. Aber es wird sehr
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