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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele
Autoren: Suzanne Collins
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pflege ihn gesund, gehe zum Fest, um das Medikament zu holen, und bin sehr freigebig mit meinen Küssen. Objektiv sehe ich, dass die Mutationen und Catos Tod so grauenhaft sind wie je, aber wieder kommt es mir vor, als würde das alles Leuten widerfahren, mit denen ich nie etwas zu tun hatte.
    Dann kommt die Szene mit den Beeren. Ich höre, wie die Zuschauer einander ermahnen, still zu sein, weil sie nichts verpassen wollen. Eine Woge der Dankbarkeit gegenüber den Machern der Sendung überkommt mich, weil sie ihren Film nicht mit der Verkündung unseres Sieges enden lassen, sondern mit der Szene, wie ich im Hovercraft gegen die Glastür trommele und Peetas Namen schreie, während die Ärzte ihn zu reanimieren versuchen.
    Was meine Überlebenschancen betrifft, so ist das mein bester Auftritt überhaupt.
    Die Hymne wird wieder eingespielt. Wir erheben uns, während Präsident Snow höchstpersönlich die Bühne betritt, gefolgt von einem kleinen Mädchen, das ein Kissen mit der Krone trägt. Es ist nur eine Krone und das verwirrt die Leute hörbar - wem wird er sie aufsetzen? -, bis Präsident Snow die Krone verdreht und in zwei Hälften teilt. Die erste legt er lächelnd Peeta um die Stirn. Als er die zweite Hälfte auf meinem Kopf platziert, lächelt er immer noch, aber seine Augen, nur ein paar Zentimeter entfernt, sind so unversöhnlich wie die einer Schlange.
    In diesem Augenblick wird mir klar, dass ich, obwohl wir beide die Beeren gegessen hätten, dafür verantwortlich gemacht werde, weil es meine Idee war. Ich bin die Anstifterin. Ich gehöre bestraft.
    Es folgen endlose Verbeugungen und Hochrufe. Mir fällt fast der Arm ab, so viel winke ich, als Caesar Flickerman den Zuschauern endlich eine gute Nacht wünscht und sie ermahnt, morgen wieder einzuschalten und die abschließenden Interviews anzuschauen. Als ob sie eine Wahl hätten.
    Peeta und ich werden sofort zum Präsidentensitz gebracht, wo das Siegerbankett stattfindet. Zum Essen bleibt uns allerdings kaum Zeit, weil die Würdenträger des Kapitols und die besonders großzügigen Sponsoren sich gegenseitig beiseiteschieben, um mit uns aufs Foto zu kommen. Lauter strahlende Gesichter huschen vorüber, die im Laufe des Abends immer berauschter aussehen. Gelegentlich erhasche ich einen Blick auf Haymitch, der mich beruhigt, oder auf Präsident Snow, der mich in Panik versetzt, aber die ganze Zeit über lache ich und bedanke mich bei den Leuten und lächele für die Fotos. Und ich lasse Peetas Hand kein einziges Mal los.
    Die Sonne guckt schon über den Horizont, als wir zurück in den zwölften Stock des Trainingscenters fahren. Jetzt kann ich endlich einmal ein Wort allein mit Peeta wechseln, denke ich, aber Haymitch schickt ihn mit Portia fort, damit sie ihn für das Interview ausstaffiert, und begleitet mich bis vor die Tür.
    »Warum darf ich nicht mit ihm reden?«, frage ich.
    »Dazu habt ihr alle Zeit der Welt, wenn wir zu Hause sind«, sagt Haymitch. »Geh jetzt schlafen, um zwei hast du Sendung.«
    Trotz Haymitchs dauernder Einmischung bin ich entschlossen, Peeta unter vier Augen zu treffen. Nachdem ich mich ein paar Stunden lang hin und her gewälzt habe, schlüpfe ich auf den Flur hinaus. Als Erstes schaue ich auf dem Dach nach, aber da ist niemand. Nach der Feier heute Nacht liegen sogar die Straßen der Stadt weit unter mir verlassen da. Ich gehe kurz zurück ins Bett und beschließe dann, an seine Tür zu klopfen. Als ich versuche, die Klinke herunterzudrücken, stelle ich fest, dass meine Tür von außen abgeschlossen wurde. Zunächst verdächtige ich Haymitch, aber dann macht sich die heimtückische Angst breit, dass das Kapitol mich überwacht und einsperrt. Seit die Hungerspiele begonnen haben, war eine Flucht unmöglich. Doch das hier fühlt sich anders an, viel persönlicher. Als wäre ich wegen eines Verbrechens eingesperrt und wartete auf mein Urteil. Rasch gehe ich zurück ins Bett und tue so, als würde ich schlafen, bis Effie Trinket kommt und verkündet, dass ein weiterer »ganz, ganz großer Tag!« angebrochen sei.
    Ich habe fünf Minuten, um eine Schale Eintopf mit Reis zu essen, bevor das Vorbereitungsteam hereinplatzt. »Die Leute waren total begeistert von euch!«, sage ich und dann brauche ich in den nächsten Stunden den Mund nicht mehr aufzumachen. Als Cinna hereinkommt, scheucht er sie raus und kleidet mich in ein weißes, hauchdünnes Kleid und rosa Schuhe. Dann kümmert er sich selbst um mein Make-up, bis ich aussehe, als
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