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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option
Autoren: Annette Meyers
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einem
Ton, als müßte Wetzon den Namen kennen. Sie lächelte ihn höflich an, und er
reichte ihr eine Schinkenseite in der Form einer Hand, die sie schütteln
durfte. Er atmete schwer.
    »Fangen wir an.« Hoffritz schlug mit der flachen
Hand auf den Tisch. »Neil, reiß dich endlich von dem verdammten Telefon los.«
Er zog eine Zigarette aus einem Päckchen und steckte sie, ohne sie anzuzünden,
in den Mundwinkel.
    Neil Munchen, dunkelhaarig, dunkeläugig, eine
frühe Sonnenbräune und einen blauen Fleck auf den Wangen, sah entschieden
fremdländisch neben dem andern aus. Er legte den Hörer auf, setzte sich neben
Wetzon und nickte ihr zu. Seine schwere goldene Rolex blinkte sie unter seiner
steifen weißen Manschette hervor an.
    Aus einer Westentasche nahm Dr. Ash ein kleines
Inhaliergerät und inhalierte ein nach Pfefferminz riechendes Spray, indem er
nacheinander je ein Nasenloch zudrückte.
    Chris kam mit einem weißhaarigen Schwarzen in
schwarzem Anzug zurück, der ein silbernes Tablett mit Tassen und einer großen
Kaffeekanne trug.
    Wetzon empfand die Runde, abgesehen von Neil
Munchen, als ausgesprochen angelsächsisch. Ein ziemlich großer Unterschied zu
der Art, wie Goldie Barnes in seinen besten Tagen Luwisher Brothers geleitet
hatte, dachte sie. Goldie glaubte, Einwanderer hätten mehr Hunger im Bauch.
    »Schließ die Tür, Dougie.« Dougie war Douglas
Cul-ver, Leiter der Finanzierungsabteilung, ein rundlicher gemütlicher Typ aus
Georgia mit trägem Lächeln und schnellem Verstand.
    Die besondere und höchst attraktive Eigenart von
Luwisher Brothers war, daß jeder produzierte; das heißt, jeder hatte Kunden und
erledigte die Arbeit des Börsenmaklers/Finanzberaters neben seinen anderen
Aufgaben. Das bedeutete, daß Teilhaber, Direktoren und Abteilungsleiter ihr
eigenes Gewicht hatten.
    »Ich lege es dar«, begann Hoffritz, nachdem alle
Tassen bis auf Wetzons, die Koffein mied, gefüllt waren. »Und ihr hakt ein, wo
ihr wollt. Jeder hier kennt Smith und Wetzon. Sie sollen Makler für uns
rekrutieren, aber wir haben in letzter Zeit nicht viel von ihnen gesehen.«
    Wie reizend, dachte Wetzon. Na schön. Smith wollte reden, also würde sie Smith
dieses heiße Eisen überlassen. Und sie zweifelte nicht daran, daß Smith damit
fertig würde. Noch keiner hatte sich mehr als einmal mit Smith angelegt.
    Smith blickte in die Runde und bedachte jeden am
Tisch mit einem strahlenden Lächeln. »Meine Herren, ich brauche Ihnen nicht zu
erzählen, was für ein Klima derzeit an der Wall Street herrscht. Sie wollen
große Produzenten? Zahlen Sie Ihnen die Vorauspauschalen, die andere Firmen
zahlen.«
    »Wir kaufen keine Makler. Es ist ein Privileg, hier arbeiten zu dürfen.« Destry predigte die Firmentaktik.
    »Es gibt nicht mehr sehr viele große
Produzenten. Sie sind seit dem Crash von 87 eine seltene und vom Aussterben
bedrohte Art geworden, und sie möchten dafür belohnt werden, daß sie in diesem
unsicheren Klima so gut zurechtkommen. Die Makler sind nervös, verunsichert.
Sie haben Angst davor, die Stelle zu wechseln und keine Konten übertragen zu
können.« Sie sah Wetzon an.
    »Das ist richtig«, nahm Wetzon den Faden auf.
»Ich spreche jede Woche mit Hunderten von Maklern, und wir wissen, welche
Qualität Sie bei Luwisher Brothers wünschen. Wir würden Ihnen nie jemanden
vorführen, der nicht beste Qualität ist.« Sie ließ den Blick um den Tisch
wandern. »Klar, wenn Sie Makler sehen möchten, die Probleme auf ihrer Börsenregistrierung
haben oder die ihre Produktion mit unlauteren...«
    »Das hängt doch wohl von dem Problem ab. Wir
können jeden Fall für sich betrachten. Ich setze voraus, daß jeder Börsenmakler
früher oder später irgendeine Anzeige bekommt.« Destry sah Hoffritz an, der
nickte. Es ging das Gerücht, daß Destry Birds Lizenz zwei Monate lang
suspendiert worden war, während er bei Marcus, Jones in Richmond arbeitete.
    »Sprechen wir doch über dieses sogenannte
Klima.« Dr. Ash richtete seine Aufforderung an Wetzon. Er schürzte die Lippen
und schnaufte schwer beim Sprechen. Sein Bauch drückte gegen die Tischkante.
    »Das Klima ist die unberechenbare Natur des
Marktes«, sagte Smith.
    »Zum erstenmal suchen Makler langfristige
Sicherheit«, ergänzte Wetzon. »Geld, stabile Firmen, streßfreie Umgebung.«
    »Ja«, schnaufte Dr. Ash. »Gut, gut.« Er nickte
Hoffritz zu. Hoffritz lächelte, ohne die Lippen zu öffnen, und bewegte dabei
die Zigarette, die herabzuhängen begann.
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