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Tödliche Nähe

Tödliche Nähe

Titel: Tödliche Nähe
Autoren: Shiloh Walker
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sich nicht dort auf.
    Allein zu Hause zu sein, das war eine verlockende Vorstellung.
    Hochzeiten stellten nicht gerade seinen liebsten Zeitvertreib dar, doch hier handelte es sich um die seiner besten Freundin … Und wenngleich er einmal hoffnungslos in sie verliebt gewesen war, bedeutete es ihm viel, sie so glücklich zu sehen.
    Bei so ziemlich jedem anderen hätte er die Einladung zur Feier ablehnen können.
    In diesem Fall allerdings hatte er die Braut zum Altar geführt. Da konnte man schlecht absagen. Seufzend trank er einen Schluck Bier und zählte die Minuten, bis es in Ordnung wäre, sich zu verdrücken.
    Lena zuliebe wollte er die Höflichkeit wahren.
    »Du machst ein Gesicht, als stündest du auf deiner eigenen Beerdigung«, erklang eine leise, ruhige Stimme.
    Law senkte den Blick und setzte ein Lächeln auf.
    Selbst mit den schwindelerregend hohen Absätzen, die sie zu ihrem Brautjungfernkleid trug, maß Hope Carson gerade mal eins siebenundsechzig. Sie war ein zierliches Persönchen … und der einzige Mensch auf Erden, der es schaffte, Law in einen Smoking zu verfrachten.
    Ihr Kleid war so grün wie ihre Augen und schimmerte auf ihrer blassen Haut. Sie hatte schon immer diese zarte Schönheit besessen, aber wie er zugeben musste, sah sie an diesem Abend atemberaubend aus.
    Und jeder Mann, der sie länger als zwei Sekunden betrachtete, spürte den stechenden Blick ihres Freunds, des Bezirksstaatsanwalts Remy Jennings, im Nacken.
    Tja, jeder Mann außer Law. Hope und er waren wie Geschwister – das hatte Remy längst begriffen. Als Hope sich also auf die Zehenspitzen stellte und ihn umarmte, machte sich Law keine allzu großen Sorgen wegen Remys finsterer Miene. Im Gegenteil, er triezte den Kerl ohnehin gern ein wenig.
    Deswegen drückte er Hope noch einen Kuss auf die Lippen. Den Staatsanwalt auf die Palme zu bringen, war seit einer Weile eins seiner Lieblingshobbys. Er strich Hope übers Haar, wobei er darauf achtete, die zarten Blüten über ihrem Ohr nicht durcheinanderzubringen. »Du siehst umwerfend aus, Süße.«
    »Danke.« Sie strich sich das Kleid glatt und warf lächelnd einen Blick über die Schulter zu Lena. »Ihr großer Tag ist wohl ganz gut gelaufen, was?«
    »Tja, sie ist unter der Haube. Das war doch das Ziel, oder?«
    Hope verdrehte die Augen. »Typisch Mann. Ja, sie ist unter der Haube … und das war im Prinzip auch das Ziel. Aber der Weg dorthin, das Wie, all die erinnerungswürdigen Momente … Darum geht es.«
    »Wie auch immer.« Law trank noch einen Schluck Bier und schaute zu Remy hinüber. Er unterhielt sich gerade mit einem seiner vielen Cousins, Carter Jennings – Roz’ Ehemann.
    Auch Hank Jennings war da, in Begleitung einer Frau, die Law nicht direkt einordnen konnte. Hank war der Bürgermeister von Ash und Laws Meinung nach ein absolutes Arschloch. Obwohl er sich in den letzten Monaten etwas mehr zusammengerissen hatte.
    Der Jennings-Clan. In der ganzen Stadt wimmelte es nur so von Familienmitgliedern. Drei Cousins saßen im Stadtrat. Der stellvertretende Direktor der Highschool hieß Jennings. Mehrere Bezirksdeputies waren geborene Jennings oder hatten in die Familie eingeheiratet, und mindestens einer in der winzigen, städtischen Polizeibehörde gehörte ihr ebenfalls an.
    Ein Viertel der Bevölkerung von Ash war in irgendeiner Form mit dieser Sippe verwandt. In weniger als einem Jahr würde Hope garantiert auch dazugehören.
    »Wo wir gerade beim Thema sind … Peilen du und Remy eigentlich in nächster Zeit dasselbe Ziel an?«
    Hope wurde rot und zog die Schultern hoch. »Ich … ich weiß nicht.«
    »Habt ihr etwa nicht darüber gesprochen?«
    Sie bekam noch mehr Farbe.
    Law lachte. »Also doch.« So, wie er sie kannte, fand sie diese Vorstellung vermutlich ebenso beängstigend wie aufregend. Er gab ihr noch einen Kuss, dieses Mal auf die Stirn. »Ran an den Speck, Kleine. Einen Mann, der dich so liebt wie er, wirst du so schnell nicht wieder finden. Und kein anderer wird dir so viel bedeuten.«
    Sie seufzte. »Stimmt. Ich bin bloß …«
    Ihre Augen nahmen einen düsteren Ausdruck an. Sie besaß Erinnerungen, die nicht innerhalb weniger Monate verblassen würden.
    »Er ist fort, Süße. Mausetot.«
    »Ich weiß. Es ist nur …« Doch sie brauchte es nicht auszusprechen.
    Manchmal kannte Law sie genauso gut wie sie sich selbst. Hope und er waren schon auf dieselbe Highschool gegangen – in Clinton, Oklahoma, einer Kleinstadt, die sich mehr oder weniger fest in
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