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Tödliche Nähe

Tödliche Nähe

Titel: Tödliche Nähe
Autoren: Shiloh Walker
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Gesicht, von dem er nachts träumte.
    Und er musste auch nicht ihretwegen seine Spielchen für einige Zeit unterbrechen.
    Dieser unfreiwillige Verzicht brachte ihn fast um, so sehr sehnte er sich nach der Erregung, nach der Lust, die er nur verspürte, wenn er ein Leben nahm. Mara war nicht diejenige, deretwegen er sich wie eine Zeitbombe vorkam, deren Uhr von Tag zu Tag schneller tickte.
    Nein, diese Ehre gebührte einer gewissen Jolene Hollister, ebenso wie einer gewissen Lena Riddle. Jolene war ihm beinahe entkommen, hatte Zeter und Mordio geschrien … und Lena hatte sie gehört, die Bullen gerufen und damit zu viel Aufmerksamkeit erregt.
    Sechs Monate. Sechs Monate lag das nun zurück.
    Er konnte warten.
    Manchmal fühlte er sich, als ob er sich wie ein Kohlebrikett unter hohem Druck irgendwann in einen Diamanten verwandeln würde – der nur noch ein bisschen poliert und geschliffen werden müsste.
    Dann wieder dachte er lediglich, dass er kurz vor dem Explodieren stand – zum Beispiel jetzt gerade. Sechs verdammte Monate.
    Hier im dichten Gedränge war es noch schlimmer.
    In einer Kleinstadt wie Ash war eine Hochzeit ein Großereignis, noch dazu hatten Lena und Ezra sich in Unkosten gestürzt. Das Inn platzte förmlich aus allen Nähten. Seit über einer Stunde war die Feier in vollem Gange und höchstwahrscheinlich würde sie noch ein paar Stunden weitergehen.
    Er konnte sich noch nicht einmal klammheimlich davonstehlen. Das würde auffallen.
    Also wartete er ab, plauderte und tanzte.
    Er tanzte mit der Braut und mit den Brautjungfern, mit dem Blumenmädchen und mit den verheirateten Frauen, deren Männer keine Lust dazu hatten, und er tanzte mit den kichernden, rotwangigen Mädchen, die gerade erst lernten zu flirten.
    Er führte so viele verschiedene Frauen … so viele.
    Manche waren groß, manche klein, manche schlank, manche drall.
    Die einen hatten gerade mal kinnlange Haare, den anderen reichten sie bis zu den Hüften. Einige wiederum trugen eine Hochsteckfrisur, sodass ihre Schultern entblößt waren. Schmuck glitzerte und glänzte auf straffer, sonnengebräunter Haut.
    Drüben an der Bar entdeckte er Roslyn Jennings, die mit der Braut sprach; ihr dunkelgrünes, eng anliegendes Kleid betonte ihre üppigen Kurven. An ihrem Hals, an ihren Ohren und Handgelenken glitzerte Gold.
    Auf der Tanzfläche sah er Hope Carson mit ihrem Lover Remy Jennings; sie trug das gleiche Kleid wie Roslyn, in demselben tiefen Grün. Doch während Roslyn darin wie eine schöne Hexe aussah, wirkte Hope eher wie eine Waldfee – süß, unschuldig und liebreizend. Sie hatte kaum Schmuck angelegt, sich aber eine Blume in das kurze, seidige Haar gesteckt.
    Und dann war da schließlich noch die Braut, deren dunkelrote Strähnen einen leuchtenden Kontrast zu ihrem weißen Kleid bildeten. Sie trug Perlen um den Hals und Gold an den Fingern.
    All diese Frauen …
    Begehren erfasste ihn, brachte ihn schier um den Verstand, ließ Gier und Verzweiflung in ihm aufsteigen.
    Doch die Verzweiflung war nicht groß genug.
    Nicht so groß, dass er wieder eine Dummheit begehen würde. Nicht hier. Nicht an diesem Tag.
    Im Moment klebte ein Mädchen – das wohl gerade seinen Collegeabschluss gemacht hatte – an ihm, was ihm gehörig auf die Nerven ging. Gut, möglicherweise machte es ihn auch ein bisschen an, dass die Kleine ihm die Brüste gegen den Arm drückte, ihn anlächelte und so tat, als wäre sie schon um einiges älter. Doch sie war noch ein Kind. Außerdem stand seine eigene Lady ganz in der Nähe und würde sicher bald etwas merken. Und auch wenn sie bestimmt Verständnis hätte, wollte er sie nicht verärgern.
    Schon gar nicht wegen einer nervigen, kleinen Kröte wie dieser.
    Als sie ein bisschen zu eng mit ihm tanzte, sagte er mit gedämpfter Stimme: »Estella …«
    »Star. Ich heiße jetzt Star. Estella klingt so altmodisch «, unterbrach sie ihn und befeuchtete ihre Unterlippe, was wohl verführerisch wirken sollte.
    »Estella Price«, wiederholte er. »Ich habe keine Ahnung, warum du dich die ganze Zeit so an mich drückst. Ich kenne dich, seit du ein Baby warst. Wahrscheinlich habe ich dir sogar ein- oder zweimal die Windeln gewechselt.«
    Das stimmte nicht. Aber die Bemerkung hatte den gewünschten Effekt. Sie wurde beinahe so rot wie ihre großzügig bemalten Lippen und machte sich los. Mit einem unterdrückten Glucksen mischte er sich unter die Menschenmenge und steuerte die Bar an. Er brauchte einen Drink und wollte
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