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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift
Autoren: Eva Almstädt
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blickte ihn an. »Wirklich nur auf ein Glas Wein oder Bier, ich habe nicht viel Zeit.«
    »Was ist denn nun los?«, fragte Hinnerk, nachdem sie sich etwas notiert hatte und sich wieder neben ihn setzte.
    »Wir … wir haben noch etwas vor. Auf ein Glas Wein nach Ratzeburg fahren nämlich. Du hast doch nichts dagegen?«
    »Du willst noch arbeiten? Ich dachte, das wäre unser Abend?«
    »Bleibt es ja auch. Es ist kein richtiges Arbeiten. Einem Zeugen aus meinem aktuellen Mordfall ist plötzlich eingefallen, dass er mir noch etwas Wichtiges erzählen will. Das letzte Mal, als ich ihn gesprochen habe, hatte er eine Löwin von einer Rechtsanwältin dabei und deshalb quasi die Zähne nicht auseinanderbekommen. Dieses Mal sitzt er in seiner Stammkneipe, hat wahrscheinlich schon das eine oder andere Bier getrunken und nun das Bedürfnis, sein Gewissen zu erleichtern. Vielleicht ist es die einzige Chance zu erfahren, was wirklich in Perugia passiert ist. Ich dachte, dass wir beide zusammen in diese Kneipe fahren, uns anhören, was Löwgen auf der Seele liegt, und dann wieder gehen.«
    »Kann das nicht mal einer deiner Kollegen übernehmen? Dieser Broders oder Gerlach … oder wie sie alle heißen?«
    »Nein, nicht bei Löwgen. Er scheint auf eine höchst seltsame Art Vertrauen zu mir gefasst zu haben. Das war schon in Italien so, wo er untergetaucht war, nachdem er das Opfer tot in dem Hotelzimmer aufgefunden hatte.«
    »Pia, das war jetzt nicht der Typ, der dich in Perugia überfallen hat?«, hakte Hinnerk nach, der langsam eins und eins zusammenzählte.
    »Doch … aber er ist nicht gefährlich – denke ich. Trotzdem würde ich mich gerade aus diesem Grund freuen, wenn du mich begleitest«, ergänzte sie schlau. Er merkte, wie sein Widerstand schmolz, obwohl er ihr kleines Manöver natürlich durchschaute.
    »Was ist denn das für eine Kneipe?«
    »Keine Ahnung. Eine in Ratzeburg, ich habe die Adresse aufgeschrieben.«
    »Auch noch in der Walachei!«, zog er sie auf.
    »Hinnerk – bitte. Du sagst doch immer, dass wir öfter mal was zusammen unternehmen sollten. Wenn ich Bernhard Löwgen auf morgen vertröste, hat er es sich vielleicht bis dahin schon wieder dreimal anders überlegt. Außerdem …«
    »Ja?«, fragte Hinnerk, dessen Neugierde fast gegen seinen Willen geweckt war.
    »Löwgen – er klang so, als hätte er vor irgendetwas Angst.«
    Sie entdeckte Bernhard Löwgen an einem der hinteren Tische. Es hatte einen Moment gedauert, bis Pia ihn zwischen einem englischen Telefonhäuschen und einer künstlichen Palme entdeckt hatte. Der gelbliche Lichtschein einer kleinen Leuchte, die über dem Tisch baumelte, erhellte Löwgens Brust, über der sich ein grob gestrickter Pullover spannte, ließ aber sein Gesicht im Schatten. Als er sah, dass Pia nicht allein gekommen war, zog er sein Getränk näher zu sich heran und starrte den Unbekannten finster an, der sich anschickte, sich mit zu ihm an den Tisch zu setzen.
    »Hinnerk Joost, mein Freund – Bernhard Löwgen«, stellte Pia die Männer einander vor. Die Kneipe von der Sorte »Erlebnisgastronomie« entsprach nicht ganz dem Ort, an dem sie gern ihren Feierabend verbringen wollte, sodass sie Löwgen dieses Arrangement augenblicklich übel nahm. Darum verzichtete sie auch auf verbindliche, einlenkende oder sonstige Erklärungen. Friss den Knochen oder stirb, dachte sie. Wir können schließlich jederzeit wieder gehen – am liebsten sofort.
    »Ich dachte, Sie kommen allein.«
    »Nein, wie Sie sehen, bin ich nicht allein hier.«
    Hinnerk zog fragend die Augenbrauen hoch und entfernte sich, vorgeblich, um ihnen etwas zu trinken zu holen, aber Pia vermutete, er wollte ihnen Gelegenheit geben, die Fronten zu klären.
    Löwgen senkte die Stimme. »Ich hab doch gesagt, es ist vertraulich. Was soll der Typ denn dabei?«
    »Ich dachte, Sie wollten ein privates Treffen. Der ›Typ‹ ist mein Freund und absolut vertrauenswürdig. Wenn Sie ein Problem damit haben, dass er mitgekommen ist, spucken Sie das, was Sie mir sagen wollen, eben jetzt sofort aus … oder morgen im Kommissariat, ganz wie Sie wollen.«
    Er seufzte und bedachte sie mit einem langen Blick aus seinen braunen, immer ein wenig erstaunt blickenden Augen. Es lief offensichtlich nicht so, wie Löwgen es sich für diesen Abend erhofft hatte. Er seufzte und strich mit dem Daumen an seinem Glas hoch, um einen Tropfen aufzufangen. »Ein Schwelbrand hat bei mir im Arbeitszimmer meinen Rechner und das ganze Zubehör
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