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Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)

Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)

Titel: Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
Autoren: Sonja Planitz
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    „Das gibt’s nicht!“, sagte sie und rannte die Treppe wieder hoch. Da war kein Gemälde, sondern nur der goldene Rahmen. Dahinter war nichts als die blanke Mauer. Hier hing kein Gemälde. Erst sackte sie hilflos auf die Knie und starrte eine Weile schweigend die blanke Mauer an. Doch dann raffte sich Leyla wieder auf.
    „Das wird der beste Horrorroman meines Lebens, wenn ich rausfinde, was hier los ist!“, sagte sie entschlossen, steckte ihre Taschenlampe wieder weg und eilte über die Treppe wieder zurück in die Halle. Dann ging sie dort in die Knie, wo die zitternde Frau gesessen hatte. Sie tastete den Boden ab und wurde tatsächlich fündig. Im Boden war eine kleine Platte, die sich nach einigem Zerren und Ziehen heraushebeln ließ. Als sie die Platte zur Seite gewuchtet hatte, kam eine Treppe nach unten zum Vorschein. Kaum hatte sie die erste Stufe betreten, flammte unten das Licht von Fackeln auf. Leyla nickte zufrieden. Scheinbar wollten ihr die Geister nichts Böses. Zumindest nicht die, die sie sehen konnte. Dieser mysteriöse schwarze Geist machte ihr etwas Sorgen. Aber er hatte sie bisher nie angegriffen, sondern nur die anderen Geister von ihr ferngehalten. Nach dem Vorfall beim Gemälde musste sie davon ausgehen, dass es der Geist von Lady Berrywood war. Aber was hatte die tote Lady dagegen, dass Leyla Kontakt zu den anderen Geistern hatte? Das Ganze war doch recht merkwürdig, jetzt war ihre Neugier geweckt. Als Leyla noch einen Schritt nach unten machte, knirschte etwas unter ihrem Schuh. Es war Asche. Aber nicht nur die ganze Treppe war voll davon, sondern auch der Gang, zu dem die Treppe führte. Schwarz verkohlte Bilder hingen hier an den fensterlosen Wänden, dazwischen Überreste von Wandteppichen. Zwischen der Asche am Boden waren vereinzelte Teppichreste zu sehen, und alles war voller angekokelter Holzreste. Es mussten einmal Türen und Möbel gewesen sein. Jemand hatte, dem Geruch nach zu urteilen, vor nicht allzu langer Zeit den Keller in Brand gesteckt. Leyla ging vorsichtig den Gang entlang, bis sie bei der ersten Tür ankam. Die Tür war verzogen, aber intakt. Als sie die Klinke berührte, tauchte direkt vor ihr wieder eine Spukerscheinung auf. Es war ein kleiner Junge in Lederkleidung. Sie schrie auf und wich erschrocken zurück. Der zarte blonde Junge trug schlichte Leinenkleidung, die blutgetränkt war. Er war, wie bei einer Kreuzigung, mit ausgebreiteten Armen an die Tür genagelt. In seiner Brust steckte ein Messer.
    „Oh mein Gott!“, sagte Leyla entsetzt und griff nach dem Messer. Doch sie fasste durch den Jungen hindurch und ihre Hand stieß gegen das Holz der Tür. Jetzt hob er seinen bisher gesenkten Kopf und schaute ihr direkt in die Augen.
    „Bist du hier, um jemanden abzulösen?“, fragte er neugierig. Die Nägel und das Messer verschwanden, genauso das Blut. Er schwebte langsam auf den Boden, sodass er vor ihr stand. Sie starrte ihn verblüfft an.
    „Wer bist du?“, war das Einzige, was ihr einfiel. Der Junge dachte kurz nach.
    „Malcom. Ich bin … war der Sohn von einem der Farmer hier in der Gegend. Freya hat mich als Spielkameraden für ihre Tochter ausgesucht, also bin ich hier. Aber Miranda mag gar nicht mehr mit mir spielen …“, erklärte er.
    „Miranda? Ist das das Mädchen in dem roten Kleid?“
    „Nein, das ist Amanda. Hast du Amanda gesehen? Sie hat bestimmt mit Miranda verstecken gespielt. Hat sie früher mit mir auch gemacht, aber jetzt bin ich ihr zu langweilig, sagt sie. Eigentlich mag sie keine Jungs. Kannst du mich nicht ablösen?“, wiederholte er seine Frage. „Ablösen?“
    „Du fragst ja viel. Na, ablösen halt! Für mich hier bleiben. Viele von den anderen Kindern sind schon abgelöst worden. Oder du löst Amandas Mutter ab. Die nervt nur und verscheucht die Leute, die herkommen. Du weißt schon, die blonde Frau, die immer auf der Platte über dem Eingang sitzt. Du gibst einem von uns deinen Körper, damit er gehen kann. Und du bleibst dann mit den anderen hier. Erzählen denn die Leute, die zurückgehen, nichts?“
    Jetzt wurde Leyla einiges klar. Die Selbstmörder, das mussten diejenigen sein, die endlich in Frieden ruhen wollten. Vermutlich legten sie die Körper nur gut sichtbar ab, damit sie anständig beerdigt werden konnten.
    „Dann sind die Leute, die zurückkamen, also gar nicht verrückt. Sie finden sich nur in der Welt nicht mehr zurecht … oder haben erzählt, was sie hier gesehen haben“, sagte sie mit
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