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Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)

Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)

Titel: Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
Autoren: Sonja Planitz
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Erst hörte Dascha gar nichts. Doch dann hörte auch sie, was Emily hörte; Gesang. Leiser, sanfter Gesang.
    „Was ist das?  Das sind auf keinen Fall die Jungs. Sonst war hier doch keiner, oder?“ flüsterte Emily. Dascha schaute sich um. Der Strand war leer.
    „Wo sind die Jungs?“
    „Die sind dort nach rechts, hinter die Klippen da“, klärte Emily sie auf. Beide starrten gebannt die Klippen an, die den Strand an der Stelle unterbrachen. Sie bildeten eine Art Mauer , die den Strandbereich dahinter vor neugierigen Blicken abschirmte. Dieser Teil des Strandes war der beliebteste Ort für Pärchen des Internats, um dort romantische oder auch nicht so romantische Stunden am Meer zu verbringen. Der Gesang kam eindeutig von dort. Nervös machte sich Dascha noch eine Zigarette an.
    „Was ist denn da los?“, fragte sie, genervt, dass sie nichts sehen konnte. „Wollen wir hingehen und …“ Emily wurde davon unterbrochen, dass der Gesang schlagartig verstummte und in Geschrei der Jungs überging. Emily ließ vor Schreck ihr Bier fallen, die Flasche zersprang klirrend am Boden und die Scherben flogen in alle Richtungen. Dascha verschluckte Rauch und bekam einen Hustenanfall. Erschrocken schauten sich die Mädchen an. Das Geschrei der Jungs wurde leiser, sie hörten erst lautes Plätschern, dann nur noch erstickte und gurgelnde Schreie. Wie erstarrt hielten sich die Mädchen einander fest, bis schlagartig Stille einkehrte. Emily brach das Schweigen zuerst.
    „Wir … wir müssen schauen gehen“, stotterte sie. Dascha zitterte. „Ich hab aber Angst …“, gab sie mit brüchiger Stimme zu.
    „Aber wir müssen! Vielleicht brauchen die beiden Hilfe!“, sagte Emily bestimmt, dann zog sie Dascha am Handgelenk hinter sich her. Sie kletterten vom Wrack herunter. Die Galionsfigur, eine Meerjungfrau, glänzte matt im Mondlicht. Vorsichtig huschten die Mädchen über den Strand und blieben vor der Klippe stehen. Außer dem Wind, dem Knattern der Segelfetzen und des Wracks, dem Flattern ihrer Kleidung und dem Rauschen des Meeres herrschte Stille. Die Mädchen schauten sich an, dann kletterten sie die Klippe herauf und schauten vorsichtig auf das kleine Stück Strand. Bis auf ein Paar Federn schien er leer zu sein, von den Jungs war nichts zu sehen. Als Emily heruntersteigen wollte, hielt Dascha sie fest.
    „Da ist doch nix … komm, wir hauen ab“, wollte sie ihre Freundin zur Umkehr überreden. Doch Emily riss sich los.
    „Dascha, ich MUSS schauen, ob da nicht doch etwas ist“, entgegnete sie harsch und stieg herab. Dascha blieb ängstlich oben und beobachtete ihre Freundin. Diese schaute sich langsam und vorsichtig um. Als sie sich den Federn nähern wollte, sah Dascha eine Bewegung am anderen Ende des kleinen Strandabschnitts.
    „Marc? Phillip?“, rief sie und folgte nun doch ihrer Freundin, um eventuell zu Hilfe eilen zu können. Auch Emily schaute jetzt zum anderen Ende des Strandabschnitts. Die Mädchen nahmen sich an der Hand und wollten dort hingehen. Ihre Herzen schlugen so laut, dass sie Angst hatten, jemand oder etwas könnte sie hören. Als Emily ansetzte nochmal nach den Jungs zu rufen, schnellte ein Schatten hervor und kreischte schrill. Ein lang gezogenes, unangenehm hohes Kreischen. Die Mädchen fielen fast hintenüber vor Schreck. Jetzt entfaltete der kreischende Schatten auch noch große, weite Flügel wie die eines Vogels.  Federn flogen nach allen Seiten. Nun ihrerseits kreischend drehten die Mädchen um und kletterten die Klippe in Windeseile wieder hinauf, egal ob sie stürzten oder nicht. Zerkratzt und panisch rannten sie schreiend den Strand entlang, zurück zum Internat, ohne sich umzudrehen.
     
    Der Internatsleiter musterte die beiden mit vorwurfsvollem Blick. Sie standen auf dem Gang vor seinem Büro, ein paar neugierige Schüler um sich herum.
    „Aber wenn wir es Ihnen doch sagen! Das komische Vogelding hat Marc und Phillip ertränkt, gefressen… keine Ahnung, was!“, sagte Emily aufgeregt. Der Internatsleiter trat an die beiden heran und verzog dann das Gesicht.
    „Emily und Dascha, ich kann euch versichern, dass Marc und Phillip heute Abend ganz regulär unser Internat verlassen haben, um zurück nach Hause zu fahren. Morgen schon werden zwei neue Schülerinnen ihren Platz einnehmen. Was ihr gesehen habt, liegt wohl eher an dem, was ihr getrunken habt! Wahrscheinlich habt ihr auch noch was von Kiras Zeug eingeworfen? Ich warne euch, wenn ich euch EINMAL dabei zu fassen kriege,
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