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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Wuchttitten, solche, die richtig bimmeln und bammeln.« Er illustrierte das mit den Händen. »Hoher Hintern. Rund, und rote Haare an der Muschi.«
    Die Zigarette zitterte in seiner Hand. Der Mann atmete schwer, erhob sich und zeigte neben Gunnarstranda aus dem Fenster. »Da hat sie gewohnt«, keuchte er. »Genau da hat sie gewohnt!«
    Der Alte setzte zu einer ruhelosen Wanderung durch das Zimmer an.
    Frank Frølich versuchte, nicht das rote Auge des Mannes anzustarren. Es blinkte wie ein Bremslicht, jedes Mal wenn der Mann kehrtmachte.
    »Ihr müsst einen jungen Mann finden«, keuchte der Alte, »vielleicht Mitte zwanzig, nichts Besonderes, aber lange schwarze Haare hat er, zu einem Pferdeschwanz gebunden. Das gefällt denen, den Mädchen.«
    Er starrte an die Decke, ehe er weiterredete. Seine Zigarette war ausgegangen, aber er versuchte, sie mit einem alten, abgenutzten Feuerzeug wieder anzuzünden. Die beiden Polizisten konnten sehen, welche Mühe es ihm machte, bei seinen Versuchen seine Finger zu kontrollieren. Endlich brannte die Zigarette. Er stieß den Rauch aus und redete weiter:
    »Ich hab sie die ganze Nacht beobachtet. Da ging es zur Sache.«
    Franken blickte auf und begegnete Gunnarstrandas Blick.
    »Sie war eine kleine Rose, wisst ihr, die wusste, was wir alten Knacker mögen.«
    Er grinste feucht, zwinkerte Gunnarstranda zu.
    »Was hast du gesehen?«, fragte der.
    »Was ich gesehen habe?«
    Der Alte holte rasselnd Atem. »Was meint ihr denn wohl?«
    Er hob die rechte Hand und bildete mit Daumen und Zeigefinger einen Ring. Danach schob er den linken Zeigefinger in dem Loch hin und her. Das war augenscheinlich lustig. Der Alte lachte und musste sich die Hand vor den Mund halten, um den asthmatischen Husten aufzuhalten, der wieder aus ihm herausbrach.
    Frank ging ebenfalls ans Fenster und öffnete es einen Spaltbreit. Hielt sein Gesicht in den Luftstrom, der hereindrängte. Einen Moment lang herrschte Schweigen. Das Geräusch der vorbeifahrenden Autos vermischte sich mit dem von Johansens Röcheln.
    »Und das alles bei voller Beleuchtung«, fuhr er fort. »Und die Vorhänge waren offen, deshalb konnte ich einfach gemütlieh hier sitzen, während sie da unten auf dem Rücken lag und mit den Möpsen schaukelte.« Wieder herrschte Stille. Nur die Geräusche des alten Mannes im Sessel, der seine Kippe ausdrückte und sich vornüberbeugte, waren zu hören. »Gratis!«
    Der Alte machte zwischen seinen Falten eine düstere Miene. »Ich kann bloß zum Teufel noch mal nicht kapieren, wieso er sie …«, sagte er dann. Frank starrte ihn an. Der muffige Abfallgeruch hatte sich jetzt etwas gemildert, und das verwüstete Gesicht des Mannes wirkte fast verletzt, er suchte nach Worten. Hatte jetzt die Hände vors Gesicht geschlagen. »Ich kann nicht kapieren, wieso er sie nachher umlegen musste.«
    Die Handflächen waren grob und runzlig.
    »Er hat sie umgebracht? Wie hat er sie umgebracht?«
    Gunnarstrandas Stimme zerschnitt die Stille, obwohl sein Tonfall freundlich war, einfach nur neugierig.
    Johansen fuhr zusammen. »Wie? Mir doch egal, wenn ihr ihn bloß schnappt.«
    Die Spur von Verletztheit war aus seiner Stimme verschwunden. Sein Blick war kalt wie vorhin, als er die Tür geöffnet hatte.
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet! Wie hat er sie umgebracht?«
    »Er hat sie erstochen, verdammt noch mal!«
    Die Stille im Zimmer wurde langsam greifbar.
    »Hab ich was verbrochen oder der?«
    Gunnarstranda stellte sich vor ihm in Positur. »Wie ist das passiert«, wiederholte er leise.
    Johansen gab keine Antwort. Er starrte dem kleinen, kahlen Polizisten in die stechenden Augen.
    Frølich versuchte, Johansens Gesichtsausdruck zu deuten. War das Angst oder nur Trotz?
    Plötzlich stand Gunnarstranda hinter dem Tisch und hatte scheinbar aufgegeben. Er setzte sich aufs Sofa und fing wortlos an, die Zeitschriften zu studieren. »Du hast ja vielleicht einen Geschmack, Johansen!«
    Der Hohn in seinem Tonfall war unverkennbar.
    Der Alte drehte sich nicht um. Seine Augen starrten geradeaus auf einen Punkt an der Wand.
    »Hier zum Beispiel!«
    Gunnarstranda hielt eine Zeitung hoch. »Na schau doch mal«, murmelte er. »Du, Johansen?«
    Der Alte drehte sich um. Der Polizist legte die Zeitung vor ihn auf den Tisch. Franken linste neugierig über seinen Rücken. In dieser Zeitschrift gab es nicht viel Text. Schwarz-Weiß-Bilder, eine Fotoserie von Amateurqualität, schräge Winkel und schlechtes Licht, verschwimmende Kontraste.
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