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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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diese Firma, bei der sie gearbeitet hat. Sie hatten sie beide seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen und hatten auch keine Verabredung mit ihr. Sie hatten in ihren Briefen keine Veränderung bemerkt, überhaupt: Der Tod kam für sie völlig überraschend.«
    »Geld auf der Bank?«
    »Nix. Wie gesagt, ist das noch ein bisschen unklar, aber ihr Girokonto ist leer.«
    »Gut«, murmelte Gunnarstranda leise. Frølich hatte schon recht viel ausgraben können. Hatte der Frau einen Rahmen gegeben, und nun war sie mehr als nur eine Leiche. Aber das Bild war verschwommen, es fehlten die Details. »Niemand hat auch nur das Geringste gehört oder gesehen«, fügte Gunnarstranda hinzu. »Nicht einmal Geräusche von fallenden Gegenständen oder einem Kampf.«
    Er zündete sich eine Zigarette an. Sein Kollege kurbelte langsam das Fenster herunter.
    »Wir haben dieses Paar, das am frühen Sonntagmorgen nach Hause gekommen ist.«
    Gunnarstranda nickte zum Hippiepaar hinüber. »Die beiden. Sie behaupten, vor dem Tor einen Mann mit Pferdeschwanz und Blut im Gesicht gesehen zu haben. Und sie wissen nicht mehr, ob sie beim Gehen Haustür oder Tor abgeschlossen hatten.«
    Frølich nickte. »Wir könnten sie mit einem Zeichner zusammensetzen und sie um einen Steckbrief bitten.«
    »Die sind unbrauchbar«, meinte Gunnarstranda. »Die waren so zugekifft, dass ihnen erst nach einer Viertelstunde eingefallen ist, dass der Kerl einen Pferdeschwanz hatte. Nein, das bringt nichts.«
    Er rauchte für einen Moment schweigend vor sich hin. »Sie ist übel mit dem Messer zugerichtet worden. Das lässt auf schlechte Stimmung zur Tatzeit schließen.«
    Die Zigarette brannte schief. Gunnarstranda pustete die Glut an, in der Hoffnung, das zu korrigieren. »Aber ich wundere mich über diese Unordnung, die durchwühlten Schubladen und das ganze Chaos auf dem Boden. Offenbar wollte irgendjemand an ihre Wertsachen.«
    »Gestohlen wurde nichts«, parierte Frølich sachlich. Las aus dem Protokoll vor: »Stereoanlage nicht angefasst, Fernseher vorhanden, Geld ebenso.«
    »Vielleicht hat sie sich ja einfach gewehrt«, murmelte Gunnarstranda. »Aber es gefällt mir nicht, dass die Wohnungstür unbeschädigt war. Andererseits stand die Tür noch offen, als Mia Bjerke die Leiche gefunden hat.«
    »Bolzenschloss«, sagte Frølich mit der Nase im Papierstapel. »Das schnappt nicht zu.«
    Er strich sich über den Bart und legte den Kopf in den Nacken. »Sie kann gestern Abend vergessen haben abzuschließen, oder sie hat dem Mörder geöffnet, hat ihn hereingelassen.«
    Gunnarstranda blickte auf die Straße hinaus. »Niemand ist durchs Fenster eingestiegen«, sagte er. Wandte sich dem anderen zu. »Glaubst du, dass sie vergewaltigt worden ist? Ich meine, sie hatte doch nur einen Morgenrock an.«
    Frølichs dunkle Augen wirkten abwesend. »Wir wissen ja nicht, wann in der Nacht das passiert ist«, murmelte er. »Aber wenn sie geschlafen hat, und dann klingelt es plötzlich …«
    Er verstummte, suchte nach Worten. Gunnarstranda beugte sich vor und schnippte die Glut seiner Zigarette in den Aschenbecher, behielt die Kippe aber in der Hand.
    »Wenn sie sich den Bademantel schnell übergeworfen hat«, fuhr Frølich fort, »und jemandem die Tür geöffnet hat, der sie vergewaltigt hat, dann hätte jemand etwas hören müssen.«
    Gunnarstranda dachte an Familie Bjerke. An ihr Schlafzimmer, das direkt über der Wohnung lag. »Niemand hat irgendwas gehört«, wiederholte er verbissen. »Kein Nachbar konnte irgendwas erzählen, außer, dass sie eine hübsche Frau war. Aber das wussten wir ja schon. Niemand hat sie gekannt, und niemand scheint Kontakt zu ihr gehabt zu haben.«
    Der andere nickte. »So ist das. Ich wohne seit vier Jahren in meiner Wohnung. Aber ich weiß nicht mal, wie viele Leute auf meiner Etage wohnen.«
    »Nicht alle sind so lahm wie du!«
    »Es geht darum, dass die Leute nicht mal den nächsten Nachbarn kennen.«
    »Nein, sie kennen sich nicht, aber sie beobachten sich! Man ist doch neugierig!«
    Sie schwiegen.
    »Was, wenn sie nun einen Freund hatte?«, fragte Frølich schließlich.
    Gunnarstranda kurbelte langsam das Fenster hinunter. Schnippte die zerdrückte Kippe auf die Straße. »Eifersucht? Streit?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das könnte zu ihrem lockeren Aufzug passen. Aber dann gefällt mir nicht, dass ihre Wohnungstür offen stand. Ihr Freund hätte abgeschlossen.«
    »Flucht in Panik«, schlug Frølich vor. »Oder er hatte keinen
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