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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Schlüssel.«
    »Hm.«
    Gunnarstranda dachte an den nackten Oberkörper der Toten. »Du hast doch gesehen, wie sie ausgesehen hat, oder?«
    »Sicher.«
    Gunnarstranda machte sich an der Autotür zu schaffen.
    »Kann ein Freund so etwas tun?«, fragte er, wartete aber die Antwort nicht ab, sondern öffnete die Tür. »Also dann, Franken«, murmelte er. »An die Arbeit!«

Fünf
    Frank Frølich grinste. Es hörte sich witzig an, wenn der Chef ihn Franken nannte. Diesen Spitznamen benutzten allerdings fast alle. Die Jungs aus seiner Straße hatten Franken schon früh cooler gefunden als Frank, vor allem beim Apfelklauen und beim Fußballtraining klang das gut. Seither war er diesen Namen nicht mehr losgeworden. Aber Gunnarstranda ließ sich nicht so leicht zu solchen Vertrautheiten herab. »Na, Frølich«, kam schon eher vor. »Was meinst du, Frølich?«
    Künstliches Räuspern und rastlose Finger. Von diesem distanzierten Hitzkopf mit dem stechenden Blick Franken genannt zu werden, hörte sich fast ein bisschen komisch an.
    Er packte zusammen und folgte Gunnarstranda, der rasch die Straße überquerte, stehen blieb und nach oben schaute, sich umdrehte, noch einmal schnellen Schrittes die Straße überquerte und die Fassade des Hauses musterte.
    Frank blickte ebenfalls nach oben. Wie immer überraschten ihn die schönen Verzierungen dieser alten Mietskasernen. Ein Haus war neuer. Quadratische Fensterscheiben ohne Dekor.
    »Hier«, sagte Gunnarstranda. »Dieses Haus hat die richtige Aussicht. Wir sehen uns mal das Obergeschoss an.«
    Als sie endlich oben angekommen waren, atmeten beide schwer. Das Licht auf dem Treppenabsatz vor den beiden Wohnungstüren funktionierte nicht mehr, deshalb waren die Namensschilder kaum zu lesen. Offensichtlich war nur eine der Wohnungen bewohnt. Franken bückte sich und notierte den Namen, der in verfärbtes Messing eingraviert war:
    »Arvid Johansen.«
    »Bullen?«, murmelte der alte Mann, der ihnen die Tür öffnete. »Euch hab ich schon erwartet.«
    Sie betraten eine enge und schlecht gelüftete Wohnung. Scharfer Gestank von Rauch, Staub und etwas, das an alte Fischabfälle erinnerte, schlug ihnen entgegen. Dicke Wollmäuse hatten sich in der Dielenecke angesammelt. Flecken diversen Ursprungs zierten den Linoleumboden, der ungeputzt und klebrig war, sodass ihre Schuhe geräuschvoll hängen blieben.
    Der Mann war ziemlich groß. Ein alter Gewichtheber mit aufrechter Haltung. Aber seine Beine waren steif, und sein Atem rasselte asthmatisch. Seine Haare waren grau, kurz geschnitten und dicht. Unter Augen und Kinn hingen Hautfalten. Sein rechtes Auge funkelte ihnen rot entgegen, vermutlich war ein Blutgefäß geplatzt.
    Er schlurfte vor ihnen her in das kleine Wohnzimmer und setzte sich in einen grauen, verschlissenen Ohrensessel am Fenster. Am anderen Ende des Zimmers standen ein kleiner Farbfernseher und ein Videorecorder.
    Auf dem Bildschirm war zu sehen, wie eine Frau einen Schwanz lutschte und dabei laut stöhnte. Franken brauchte einen Moment, um zu kapieren, was da ablief.
    Johansen hatte schon die Fernbedienung ergriffen und das Bild erstarren lassen, hatte die Fernbedienung wieder weggelegt und aus dem Aschenbecher auf dem Tisch eine Selbstgedrehte genommen. Sie war fast ausgegangen, deshalb paffte er heftig daran und nahm einen tiefen Zug, auf den ein arger Hustenanfall folgte. Seine Kehle gurgelte. Als der Anfall endlich nachließ, spuckte er in ein Taschentuch und starrte abwartend zu Gunnarstranda hoch, der sich ans Fenster stellte. Frank Frølich blickte sich im Zimmer um. Die Wände waren nackt, aber überall lagen Pornohefte herum. Glattes Papier mit verknoteten Frauenkörpern, Nuttengesichter mit heraushängender Zunge. Und auf dem Wohnzimmertisch lag aufgeschlagen das große Bild einer nackten Frau mit Nikolausmütze und einer gelben Banane im Schritt. Zwei kräftige Männerhände zwangen ihre Beine auseinander.
    »Das wär wirklich was zum Aufwärmen!«
    Johansen war Franks Blick gefolgt. Hinter seiner Faust lachte er. Das Lachen ging in Husten über.
    Gunnarstranda starrte aus dem Fenster, bis der Mann wieder zu Atem gekommen war. »Komm her, Johansen«, befahl er, ohne sich umzudrehen. Der Mann im Sessel gehorchte. Gunnarstranda reichte ihm bis zur Mitte der Brust.
    »Die Wohnung schräg gegenüber in dem rosa Haus, wo der Vorhang vorgezogen ist.«
    »Da hat sie gewohnt.«
    Johansen hatte sich wieder gesetzt. »Unser Fohlen«, er zwinkerte Franken zu. »Birnenförmige
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