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Toedliche Intrige

Toedliche Intrige

Titel: Toedliche Intrige
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irgendetwas aus der Ruhe bringen. War sie vielleichteinsam, so wie ich? Ihre Hände lagen auf dem Tisch zwischen uns, und ich hielt Ausschau nach einem Ehering, sah aber keinen. Mir kam sie einsam vor. Das konnte man ihr ansehen. Sie lächelte selten. Aber vielleicht lächelte man nicht in diesem Raum.
    »Meiner Meinung nach ist Bettý unersättlich«, sagte ich und blickte Lárus an. »Mann oder Frau, das macht keinen Unterschied für sie. Bettý denkt nur an sich selbst, und die kleine Bettý findet alles gut.«
    Sie saßen da und warteten wahrscheinlich darauf, dass ich mehr sagte. Ich hatte immer noch das Gefühl, dass sie sich hinter dem Spiegel befand, aber vermutlich war sie nie da gewesen. Ich dachte manchmal so heftig an sie, dass ich ihre Nähe zu spüren glaubte.
    »Ich habe Tómas nicht umgebracht«, sagte ich. »Ich war es nicht. Ich habe es euch tausend Mal gesagt.«
    »Wer denn?«, sagte Dóra.
    »Es war Bettý«, sagte ich. »Bettý hat Tómas getötet und in diese Spalte geworfen. Ich habe euch das hunderttausend Mal gesagt.«
    Lárus lächelte. Also kann man doch in diesem Raum lächeln.
    »Bettý sagt etwas anderes«, erklärte er. »Sie sagt, dass du es gewesen bist. Und sie hat ein Alibi.«
    »Und dann ist da noch so etwas wie der Vorschlaghammer«, sagte Dóra.
    Ich sah, dass sie Mitleid mit mir hatte.
    »Ja, natürlich«, sagte ich. »Der kleine Vorschlaghammer. Ich habe euch alles darüber gesagt.«
    »Wir glauben dir bloß nicht«, sagte Lárus. »So einfach ist das.«
    »Das kann ja auch niemanden verwundern«, sagte Dóra.
    *
    Stella konnte sich noch an den Namen des Mädchens aus Dalvík erinnern, das seinerzeit an dem Schönheitswettbewerb teilgenommen hatte und verrückt nach Bettý gewesen war. Stella war der Meinung, dass sie immer noch in Dalvík lebte, aber da gab es niemanden mit ihrem Namen im Telefonbuch. Sie trug einen wirklich seltenen Namen, vielleicht hatte sie ihn deswegen behalten. Sie hieß Minerva.
    Nur wenige Frauen mit diesem Namen standen in Reykjavik im Telefonbuch, und wie zuvor begann ich mit Anrufen. Der Abend war bereits etwas vorgerückt. Ich weiß nicht genau, was ich eigentlich in Erfahrung bringen wollte, warum ich mich mit weiteren Gesprächen über Bettý quälen wollte, aber ich hatte das Gefühl, ich müsste so viele Informationen sammeln wie nur möglich.
    Ich sprach mit drei Minervas, bevor ich an die richtige geriet. Sie erinnerte sich an Bettý, aber anders als Sylvia und Stella knallte sie sofort den Hörer auf. Ich suchte mir die Adresse heraus und fuhr los.
    Minerva wohnte in einem großen Bungalow in Fossvogur. Zwei ziemlich neue Autos standen vor der Doppelgarage,ein Jeep und ein BMW. Eine Frau in Bettýs Alter kam zur Tür. Sie erwartete augenscheinlich keinen Besuch.
    »Ich habe vorhin angerufen«, sagte ich. »Wegen Bettý.«
    Sie wollte mir wortlos die Tür vor der Nase zuschlagen, aber ich lehnte mich gegen die Tür und drückte dagegen.
    »Es dauert bestimmt nicht lange«, sagte ich. »Verschwinde«, sagte sie. »Du musst mir helfen.«
    »Wer ist denn da?«, hörte ich jemanden im Haus rufen, und dann erschien ein Junge in der Diele. Minerva öffnete die Tür.
    »Niemand«, sagte sie zu dem Jungen. »Bitte schön«, sagte sie zu mir. Ich zögerte.
    »Sag deinem Vater, dass ich das Vorzimmer benutzen muss. Hier ist eine Frau, die Geld einsammelt wegen der Schulexkursion.«
    Minerva ging die Lüge leicht von den Lippen. Der Junge zog sich zurück ins Haus, und sie schob mich in ein kleines Büro direkt neben dem Eingang und machte die Tür hinter uns zu.
    »Was willst du von mir?«, fragte sie leise.
    »Nur ein paar Informationen«, antwortete ich. »Über Bettý. Du kanntest sie doch, als ihr in Dalvík wart.«
    Ich blickte mich um. Nach den Fotos an der Wand zu urteilen war ihr Mann Zahnarzt.
    »Warum fragst du nach Bettý«, sagte sie. »Wer bist du?«
    »Eine Freundin von ihr«, sagte ich und suchte im Geiste nach einer wahrscheinlicher klingenden Lüge. Sie enthob mich dieser Mühe.
    »Ich habe sie gekannt, als ich noch in Nordisland lebte«, sagte sie und beabsichtigte offensichtlich, das Gespräch so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
    »Ihr habt zusammen an einem Schönheitswettbewerb teilgenommen, nicht wahr?«
    »Bettý war nicht meine Freundin«, sagte sie. »Niemand kann mit ihr befreundet sein. Man kann ihr nicht über den Weg trauen.«
    »Hatte sie nicht einen Freund, der aus Reykjavik stammte und Leo hieß?«
    »Leo«,
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