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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien
Autoren: Michael Ridpath
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ganze Zeit hatte sie so getan, als seien wir noch zusammen. Vermutlich, um keinen Verdacht zu erregen. Und um mich im Auge zu behalten. Der Gedanke verursachte mir eine Gänsehaut.
    »Den Mord an Doogie muß Sorenson begangen haben«, fuhr ich fort. »Er besuchte zwar Karen in meiner Wohnung in London, dürfte aber genügend Zeit gefunden haben, um nach Schottland zu fliegen. Die Killer könnten beide angeheuert haben.«
    »Ich kann immer noch nicht glauben, daß Walter an so etwas beteiligt gewesen ist«, sagte mein Vater. »Er war immer so ehrlich, so geradeheraus.«
    »Ich glaube, genau diesen Ruf hat er bewahren wollen«, sagte ich. »Wenn ihm Insidergeschäfte nachgewiesen worden wären, wäre das sein Ruin gewesen.«
    Dad nickte. »Das leuchtet mir ein. Er war immer stolz auf das, was er geleistet hatte. Aber Mord?«
    »Nachdem Karen Richard getötet hatte, ist er vermutlich zu dem Schluß gelangt, daß er keine Wahl mehr habe. Und ein Mann der Tat ist er gewiß.«
    »Sie muß schwer gestört sein.«
    »Das ist sie«, sagte ich. »Mehr, als ich ahnen konnte.« Ich seufzte. »Letzte Woche habe ich mit ihrer Mutter gesprochen. Sie hatte mich schon vor einiger Zeit angerufen und gesagt, sie mache sich wegen Karen Sorgen, aber ich habe nicht darauf reagiert.
    Ich hatte andere Dinge im Kopf. Jedenfalls hat mir die Mutter berichtet, Karens Zusammenbruch nach der Trennung von ihrem Vater sei viel schlimmer gewesen, als ich gedacht hatte. Auf das Haus der ›anderen Frau‹ wurde offenbar ein Brandanschlag verübt. Karen wurde nicht verdächtigt, aber nur weil die Mutter ihr ein Alibi verschafft hatte. Die Nacht nach Richards Tod hat Karen bei ihrer Mutter verbracht. Offenbar war sie in einer schlimmen Verfassung. Obwohl Daphne es wohl nicht zugeben würde, ich glaube, sie hatte ihre Tochter im Verdacht, Richard umgebracht zu haben.«
    Plötzlich kam mir ein Gedanke. »Hast du etwas vermutet, Rachel? Hast du deshalb darauf bestanden, daß Karen an unserer Inszenierung teilnahm?«
    Rachel lächelte. »Es war wirklich nur eine vage Vermutung, eine Art Eingebung. Ich hatte nicht den geringsten Beweis, deshalb hielt ich es für besser, dir nichts zu erzählen. Falls ich mich irrte. Aber ich war ziemlich sicher, daß wir herausfinden würden, ob Karen was damit zu tun hatte oder nicht, wenn sie an der Sitzung teilnahm.«
    Alle drei sahen sie mich an: Frances, mein Vater und Rachel. Ich beantwortete ihre unausgesprochene Frage. »Sie hat mir einfach leid getan«, sagte ich. »Ich wußte, daß sie Schweres hinter sich hatte, und ihre Verletzlichkeit machte sie noch anziehender für mich. Sie gab mir das Gefühl, gebraucht zu werden.«
    »Ich hoffe nur, du steckst unser Haus nicht an«, sagte Frances.
    »Nein«, ich lächelte sie und Dad an, »nein, das werde ich bestimmt nicht tun.«
    Der Deutsche nahm seine Datenbrille ab und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Großartig. Wirklich verblüffend«, sagte er und blickte den vor ihm stehenden Jenson Computer an. Soeben hatte ich ihm den »Virtuellen Bau« vorgeführt, ein Programm, das alle Details eines Entwurfs für einen Büroblock simulierte.
    »Und Sie glauben wirklich, ich kann alle meine Architekten in einem Datennetz zusammenfassen, so daß sie dann alle an einem Entwurf arbeiten?«
    »Ganz bestimmt. Die Software läuft unter allen bekannten Datenübertragungsprogrammen. Ihre Leute können umhergehen und im gleichen virtuellen Gebäude arbeiten oder eigene Abwandlungen ausprobieren.«
    »Und was ist mit all den Programmen, die wir jetzt auf unseren PCs haben? Laufen die auf diesem Gerät?«
    »Alles, was auf einem IBM-kompatiblen mit Pentium läuft, können Sie auch hier verwenden«, beruhigte ich ihn. »Und Sie werden in der Lage sein, das Programm direkt von Windows aus aufzurufen. Später können Ihre Kunden die Entwürfe auf ihren eigenen Computern betrachten.«
    Nachdenklich stand der Mann auf. Er arbeitete für eines der größten deutschen Architektenbüros und war offensichtlich beeindruckt.
    Er gab mir die Hand. »Sehr interessant, Mr. Fairfax. Wann wird das System lieferbar sein?«
    »Im September«, sagte ich. »Sollen wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen?«
    »Ich bitte darum.« Er gab mir seine Karte. Während er sich von dem Stand entfernte, warf er mehrfach einen Blick zurück auf das System.
    »Wird er kaufen?« Als ich mich umdrehte, stand Rachel hinter mir.
    »Ganz bestimmt«, antwortete ich.
    »Komm, laß uns vor die Tür gehn, ich brauch’
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