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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien
Autoren: Michael Ridpath
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Hartman sich eine beträchtliche Position unserer Aktien aufgebaut hat. Außerdem glaubt die SEC, Wagner Phillips manipuliere den Kurs, um Hartman sein Geschäft zu erleichtern. Kennen Sie Hartman, Walter?«
    Keine Antwort.
    »Na ja, die SEC hat mir freundlicherweise eine Liste von Unternehmen zugeschickt, mit denen Hartman in den letzten Jahren bekanntermaßen zu tun gehabt hat. In allen Fällen vermutet man Insidergeschäfte. Hier ist die Liste.«
    Er reichte uns ein Blatt Papier. Wir hatten keine Wahl. Wir mußten es uns ansehen.
    »Erkennen Sie einen dieser Namen, Walter?«
    Erneutes Schweigen.
    »Und dann ist da noch dies.« Richard reichte ihm einen weiteren Bogen: eine Seite aus dem Prospekt für das öffentliche Zeichnungsangebot der FairSystems-Aktien. Dort waren Sorensons frühere Aufsichtsratsposten aufgelistet. Fünf der acht Gesellschaften, die sich auf der SEC-Liste befanden, standen auch auf dieser zweiten Liste. Sorensons virtuelle Hände hielten beide Listen zum Vergleich nebeneinander, und der reale Sorenson konnte nichts dagegen tun.
    Richard fuhr fort: »Das beweist, daß Sie Frank Hartman mit Insiderinformationen über diese fünf Unternehmen versorgt haben. Im Aufsichtsrat erhielten Sie Kenntnis von bevorstehenden Übernahmen oder von der Einführung neuer Produkte, bevor sie bekanntgegeben wurden. Davon haben Sie Hartman unterrichtet, der dann durch Strohmänner Aktien kaufen ließ – vermutlich auch für Sie.«
    »Alles Quatsch!« sagte Sorenson.
    »Sieht aber überzeugend aus, Walter. Die eine Liste stammt von der SEC und die andere aus dem Emissionsprospekt von FairSystems. Die Übereinstimmungen können Sie nicht leugnen. Eigentlich lassen sie nur einen einzigen Schluß zu. Finden Sie nicht?«
    »Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden«, protestierte Sorenson.
    »Sehen Sie sich dieses Diagramm an!« Richard reichte ihm ein weiteres Blatt. Es zeigte die Kursentwicklung und das Umsatzvolumen der FairSystems-Aktien, seit das Unternehmen im November an die Börse gegangen war.
    »Wie Sie sehen, ist das Umsatzvolumen am einundzwanzigsten Februar steil nach oben gegangen. Das war eine Woche nachdem ich Ihnen von dem Projekt Plattform berichtet hatte. Sie haben es Hartman erzählt, und Hartman hat angefangen, Aktien zu kaufen. Sicherlich mit freundlicher Unterstützung von Scott Wagner.«
    Ob Wagner sich gegen diese Unterstellung wehrte, konnten wir nicht hören, weil wir nur vernahmen, was Sorenson sagte. Rachel und ich wollten nicht, daß Ausrufe der anderen die Wirkung unserer Inszenierung abschwächten.
    »Ich habe jetzt diesen Brief an die SEC aufgesetzt, in dem ich alles erläutere«, sagte Richard und gab uns das entsprechende Papier. »Aber ich schicke ihn nicht sofort ab. Sie haben eine Woche Zeit, sich zu überlegen, was Sie tun wollen.«
    »Okay, Rachel, das reicht jetzt. Sie haben Ihren Spaß gehabt. Machen wir Schluß«, sagte Sorenson.
    »Gehen wir«, sagte Richard. Wir standen auf und folgten ihm durch die Tür. Während wir durch einen neutralen Flur gingen, sprach Richard weiter. »Wir haben ein Problem, nicht wahr, Walter?« sagte er, nach wie vor in diesem verständnisvollen Tonfall. »Wenn diese Information an die Öffentlichkeit dringt, wird es sehr schwierig sein, das Geld aufzutreiben, das wir brauchen, um das Projekt Plattform abzuschließen.
    Natürlich ist Ihr Problem weit größer, oder? Wenn all das ans Licht kommt, haben Sie ein Verfahren wegen Insidergeschäften am Hals. Anschließend gehen Sie für ein paar Jahre ins Gefängnis. Doch damit wird ein harter Bursche wie Sie sicherlich fertig werden.
    Empfindlicher wird Sie wohl treffen, daß Ihr Ruf ruiniert ist. Dann ist es vorbei mit der Rolle als Silicon Valleys Übervater. Dann sind Sie nur noch ein kleiner Krimineller, der die vielen jungen Unternehmer, denen er angeblich geholfen hat, schnöde über den Tisch gezogen hat. Das wird bitter werden.«
    Sorenson sagte nichts.
    Immer noch gingen wir den Flur entlang. Er schien kein Ende zu nehmen.
    »Doch bevor wir uns mit der Zukunft beschäftigen, lassen Sie uns noch einen Blick auf die Vergangenheit werfen. Zu Ihrem Glück – und zu meinem Unglück – wurde ich ermordet.« Richard hob die Hand. »Sie brauchen Ihre Unschuld nicht zu beteuern. Ich weiß, daß Sie es nicht waren. Sie waren in Chicago und hielten zum Zeitpunkt des Mordes eine Rede. Darauf kommen wir später zurück.
    Ich war also tot, aber dieser Brief existierte noch. Solange es den Brief an die SEC
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