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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht
Autoren: Lee Child
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Platz. Ließ den Motor an, damit die Heizung lief, bewegte sich aber nicht von der Stelle.
    »Ich habe Ihren Bruder sehr gut gekannt«, begann sie. »Wir sind miteinander ausgegangen, Joe und ich. Tatsächlich mehr als nur das. Wir waren eine Zeit lang ein Paar. Bevor er gestorben ist.«
    Reacher sagte nichts. Die Frau errötete.
    »Nun, natürlich bevor er gestorben ist«, verbesserte sie sich. »Eine dumme Bemerkung.«
    »Wann?«, fragte Reacher.
    »Wir waren zwei Jahre zusammen. Ein Jahr vor seinem Tod haben wir uns getrennt.«
    Reacher nickte.
    »Ich bin M. E. Froelich«, sagte sie.
    Sie ließ eine unausgesprochene Frage in der Luft hängen: Hat er je von mir gesprochen? Reacher nickte erneut, als sage ihm dieser Name etwas. Aber das stimmte nicht. Nie von dir gehört, dachte er. Schade.
    »Emmy?«, fragte er. »Wie der Fernsehpreis?«
    »M. E.«, erwiderte sie. »Ich benutze nur die Anfangsbuchstaben.«
    »Was bedeuten sie?«
    »Das verrate ich Ihnen nicht.«
    »Wie hat Joe Sie genannt?«
    »Froelich«, antwortete sie.
    Reacher nickte. »Ja, das sieht ihm ähnlich.«
    »Er fehlt mir noch immer.«
    »Mir auch«, sagte Reacher. »Also, wollen Sie mit mir über Joe reden, oder geht’s doch um irgendwas anderes?«
    Sie schwieg noch einen Moment. Dann schüttelte sie sich leicht und wurde wieder geschäftsmäßig.
    »Beides«, antwortete sie. »Nun, hauptsächlich über etwas anderes.«
    »Nämlich?«
    »Ich möchte Sie für etwas engagieren«, sagte sie. »Sozusagen auf Grund einer postumen Empfehlung von Joe. Wegen der Geschichten, die er von Ihnen erzählt hat. Er hat manchmal von Ihnen gesprochen.«
    Reacher nickte. »Wofür engagieren?«
    Froelich überlegte kurz, dann lächelte sie zaghaft. »Ich habe diesen Satz eingeübt«, sagte sie. »Mehr als nur einmal.«
    »Dann heraus damit!«
    »Ich möchte Sie dafür engagieren, den Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten zu ermorden.«

2
     
    »Guter Text«, sagte Reacher. »Interessanter Vorschlag.«
    »Wie lautet Ihre Antwort?«, fragte Froelich.
    »Nein«, sagte er. »Das ist die im Augenblick sicherste Antwort, glaube ich.«
    Sie lächelte wieder zaghaft und griff nach ihrer Umhängetasche. »Vielleicht sollte ich Ihnen erst mal meinen Ausweis zeigen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht nötig«, wehrte er ab. »Sie sind beim United States Secret Service.«
    Froelich sah ihn an. »Sie sind ziemlich schnell.«
    »Das ist ziemlich offensichtlich«, meinte er.
    »Tatsächlich?«
    Er nickte. Berührte seinen rechten Ellbogen. Die Prellungen taten ihm weh.
    »Joe hat dort gearbeitet«, erklärte er. »Und da er viel gearbeitet hat und ein bisschen schüchtern war, muss jede Frau, mit der er ausgegangen ist, aus dem Dienst gekommen sein; sonst hätte er sie nie kennen gelernt. Und wer außer einer Behörde pflegt zwei Jahre alte Suburbans so penibel? Und parkt neben Hydranten? Und wer außer dem Secret Service hätte mich so effizient über meine Bankverbindung aufspüren können?«
    »Sie sind ziemlich schnell«, wiederholte sie.
    »Danke«, antwortete Reacher. »Aber Joe hatte nichts mit Vizepräsidenten zu tun. Er hat in der Abteilung Wirtschaftsverbrechen gearbeitet, nicht beim Personenschutz fürs Weiße Haus.«
    Froelich nickte. »Wir haben alle mal bei Wirtschaftsverbrechen angefangen und uns die Sporen im Kampf gegen Geldfälscher verdient. Und er hat das Falschgelddezernat geleitet. Und Sie haben Recht, wir haben uns im Dienst kennen gelernt. Aber damals wollte er nicht mit mir ausgehen. Das gehöre sich nicht, hat er gesagt. Aber ich wollte mich ohnehin so schnell wie möglich zur Abteilung Personenschutz versetzen lassen, und als das geklappt hat, sind wir miteinander ausgegangen.«
    Dann schwieg sie eine Weile und sah auf ihre Umhängetasche.
    »Und?«, fragte Reacher.
    Sie hob den Kopf. »Etwas, das er eines Nachts gesagt hat. Ich war damals ziemlich ehrgeizig, wissen Sie, weil ich gerade mit einem neuen Job begonnen hatte, und habe immer rauszukriegen versucht, ob wir wirklich unser Bestes leisten. Joe und ich haben herumgealbert, und er hat behauptet, der einzig ehrliche Test für unsere Sicherheitsvorkehrungen wäre es, einen Außenstehenden zu engagieren, der versuchen müsste, zu der Zielperson vorzudringen. Um festzustellen, ob das möglich ist, wissen Sie. Ein Sicherheitsaudit – so hat er’s genannt. Ich hab ihn gefragt, wen er sich dafür vorstellen könnte. Und er hat gesagt, mein kleiner Bruder wäre der richtige Mann dafür. Wenn’s
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