Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht
Autoren: T Hoag
Vom Netzwerk:
dieses Mal dachte, dass er sich gleich übergeben müsste, tat er es auch.
    Auf der Straße leuchteten Scheinwerfer auf. Der Jäger fuhr vorbei, der große Wagen fauchte wie ein Panter, als in der Ferne das Geheul von Sirenen ertönte.
    Jace ging zurück zu der Stelle, an der sein Fahrrad lag, das Hinterrad war hoffnungslos verbogen. Wenn es ein Pferd gewesen wäre, hätte man ihm den Gnadenschuss gegeben, um es von seinen Qualen zu erlösen. Aber es war ein Fahrrad, und der Rahmen hatte nichts abbekommen. Ein Wunder Gottes, hätte Preacher John gesagt. In den Pausen zwischen seinen Fahrten stand Preacher John an der Ecke Fourth und Flower vor dem Eingang des vornehmen Bonaventure Hotel und rezitierte aus der Bibel für all diejenigen, die das Pech hatten, an ihm vorbeizumüssen.
    Jace glaubte nicht an Wunder. Er hatte Glück gehabt. Zwei Mal, in Anbetracht dessen, dass er noch lebte.
    Er sah sich nach seiner Tasche um, aber sie war verschwunden. Der Jäger hatte sie als Trophäe mitgenommen, als Trostpreis. Oder vielleicht dachte er auch, er hätte sein eigentliches Ziel erreicht. Irgendjemand wollte haben, was auch immer in Lenny Lowells Päckchen steckte und von der Radlerhose gegen Jaces Bauch gepresst wurde.
    Was es auch war, Jace würde es herausfinden. Lenny war ihm eine Menge Erklärungen schuldig.
    Er hob das Fahrrad auf, stellte es auf den Vorderreifen und setzte sich in Bewegung.

4
    »Treten Sie nicht in sein Gehirn«, rief Kev Parker warnend. Kev Parker, 43 , Detective 2 , strafversetzt in eine der untergeordneten Abteilungen, um seine Laufbahn in Unehren und Vergessenheit zu beenden.
    Renee Ruiz, sein derzeitiger Trainee, sah auf ihren modischen Wildlederschuh mit Leopardenmuster hinunter. Der Pfennigabsatz steckte bereits in einer glibberigen grauen Masse, die sich in einiger Entfernung um die Leiche herum verteilt hatte.
    »Mein Gott, Parker«, kreischte sie, »sagen Sie doch was!«
    »Hab ich doch gerade.«
    »Ich hätte mir den Schuh ruinieren können!«
    »Ach ja? Also Ihr Schuh ist das geringste Ihrer Probleme. Und da Sie offensichtlich nicht anwesend waren, als der gesunde Menschenverstand verteilt wurde, sage ich es Ihnen noch einmal: Ziehen Sie bei der Arbeit keine Stöckelschuhe an. Sie sind schließlich bei der Polizei und nicht auf dem Straßenstrich.«
    Ruiz sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an und schleuderte ihm ein paar Worte auf Spanisch entgegen.
    Parker ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Hat Ihnen so was Ihre Mutter beigebracht?«, fragte er und richtete den Blick wieder auf die Leiche, die auf dem Fußboden des Büros lag.
    Detective Trainee Ruiz machte einen weiten Bogen um die Leiche und baute sich vor Parker auf. »Sie sollten mich mit etwas mehr Respekt behandeln, Parker.«
    »Werd ich tun«, sagte er, ohne sie anzusehen. Seine Aufmerksamkeit galt jetzt einzig und allein dem Toten. Schwere Kopfverletzung. Wer immer den Typ umgebracht hatte, hatte Spaß daran gehabt. »Wenn Sie es verdienen«, fügte er hinzu.
    Ein neuer spanischer Wortschwall.
    Parker bereitete jetzt seit vier Jahren neue Detectives auf ihre künftigen Aufgaben vor, und diese Frau hier stand auf seiner schwarzen Liste an erster Stelle. Er hatte kein Problem mit Frauen.
    Er hatte kein Problem mit Hispanos. Er hatte ein Problem mit Arroganz, und bei Renee Ruiz verbreitete sogar ihr knackiger Jennifer-Lopez-Hintern Arroganz. Oder er hätte es getan, wenn ihr Rock nicht so verdammt eng gewesen wäre. Parker arbeitete noch nicht einmal seit einer Woche mit ihr zusammen und verspürte bereits den Drang, sie zu erwürgen und ihre Leiche in die La-Brea-Teergruben zu werfen.
    »Könnten Sie Ihre Aufmerksamkeit jetzt vielleicht mal auf die Sache hier richten?«, fragte er ungeduldig. »Falls Sie es noch nicht gemerkt haben sollten, wir haben es mit einem Mord zu tun. Da liegt ein Toter auf dem Fußboden, und sein Kopf ist zermatscht wie ein verfaulter Blumenkohl. Was sollten Sie also tun, statt mir wegen Ihrer Schuhe die Ohren voll zu jammern?«
    Ruiz schob die Unterlippe vor. Sie war eine Wucht. Ein Körper, dessen Anblick jeden heterosexuellen Mann, der noch einen Funken Leben in sich hatte, in einen sabbernden Idioten verwandeln konnte. Ihre Lippen waren voll und sexy. Sie betonte sie mit einem Konturenstift, der drei Nuancen dunkler war als das glänzende Lipgloss, das sie zum Ausfüllen verwendete. Detective Kray fand, sie sah aus wie eine »Vorzeigemexikanerin«.
    Kray, der ebenfalls zu ihrem Team im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher