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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
Autoren: Jessica Spotswood
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dort vom Haus aus nicht gesehen werden – mit Ausnahme von dem Fenster an der Ostseite meines Zimmers.
    Ich weiß es, ich habe es überprüft.
    Ich lasse mich auf den kalten Marmor fallen und werfe die Kapuze zurück. Mein Blick fällt auf eine Rose, deren Stiel braun und angeknabbert ist, die Blütenblätter liegen verstreut auf dem Boden. Ich fixiere die Rose.
    Novo, denke ich. Novo .
    Doch sie erwacht nicht wieder zum Leben. Sie verändert sich kein bisschen.
    Aber ich kann die Magie in mir spüren. Sie ist in meinem Atem, und mit jedem wütenden Herzschlag pulsieren ihre hauchdünnen Fäden und lassen meine Brust enger werden. Sie neckt mich und bittet und bettelt, freigelassen zu werden. So ist es immer, wenn ich von starken Gefühlen überwältigt werde. Vor allem, wenn ich mir seit Tagen nicht erlaubt habe, zu zaubern.
    Ich versuche es noch einmal: Novo .
    Nichts. Ich sacke zusammen und stütze mein Kinn in die Hände, die Ellbogen auf die Knie. Ich bin eine nutzlose Hexe. Tess ist kaum zwölf, und sie kann ohne ein Wort den gesamten Garten verzaubern. Könnte es wahrscheinlich mit geschlossenen Augen. Und ich bin sechzehn und kann noch nicht einmal einen einfachen stillen Zauber.
    Ich will keine Hexe sein. Ich würde vollkommen mit der Hexerei aufhören, wenn ich könnte, aber das ist unmöglich. Ich habe es vor zwei Jahren einmal probiert.
    Es war der Winter, nachdem Mutter gestorben war, und Mrs Corbett und einige der Brüder kamen zu Besuch. Sie klagten die ganze Zeit, wie leid es ihnen um meine gute, arme Mutter täte. Es hat mich zur Weißglut gebracht. Sie kannten Mutter überhaupt nicht; und sie hatte niemanden von ihnen ausstehen können. Sie waren einfach bloß neugierige, lärmende Schafe.
    Ich dachte an Schafe, und die Magie schaukelte sich hoch, und da war es: ein großes Wollknäuel in der Ecke des Wohnzimmers, direkt neben Mrs Corbett. Es schnüffelte sogar an ihrem Ärmel. Sie fuhr zusammen, und ich war mir sicher, dass sie es gesehen hatte. Ich war schon auf das Geschrei gefasst – darauf gefasst, verhaftet und nach Harwood gebracht zu werden.
    Doch Maura rettete mich mit einem Evanesco -Zauber. Sie hat das Schaf einfach wieder weggezaubert.
    Mrs Corbett hatte es überhaupt nicht gesehen. Keiner von ihnen hatte es gesehen.
    Seitdem habe ich nie wieder versucht, die Magie zu unterdrücken. Ich zaubere selten und auch nur widerwillig, aber ich tue es, damit ich nicht noch einmal die Kontrolle verliere. Und ich befolge die Regeln, die Mutter für uns aufgestellt hat: Wir dürfen nur im Rosengarten zaubern. Wir dürfen nur leise darüber reden und nur hinter verschlossenen Türen. Wir dürfen niemals vergessen, wie gefährlich Magie sein kann – oder wie böse, wenn sie in die Hände derer gerät, die keinerlei Skrupel kennen. Mutter hat mir diese Dinge eingebläut , hat sie mir eindringlich und oft gesagt , als sie hier auf dieser Bank gesessen hat, auf der ich jetzt sitze, während ich zu ihren Füßen im Gras hockte.
    Ich wünschte, Mutter wäre hier. Ich brauche sie. Nicht nur, um uns zu sagen, wie wir die Magie vor Vater und der Bruderschaft und der Gouvernante und all unseren Nachbarn geheim halten können. Sondern auch um uns beizubringen, wie wir gleichzeitig Hexen sein und zu jungen Damen heranwachsen können, ohne den besten und wesentlichen Teil von uns zu verlieren.
    Doch Mutter ist nicht hier, aber ich bin es. Ich muss einen Weg finden, unseren Ruf in der Stadt zu verbessern. Ich werde die Frauen der Bruderschaft besuchen. Modernere Kleider kaufen. Lächeln und nicken und lachen. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um sicherzustellen, dass die neue Gouvernante denkt, wir wären ganz gewöhnliche, strohdumme Mädchen, die für niemanden eine Bedrohung darstellen.
    Ich bin nicht verzweifelt, als Mutter gestorben ist. Und ich werde auch jetzt nicht verzweifeln.
    »Novo« , flüstere ich und gucke zwischen meinen Fingern hindurch. Dieses Mal verwandelt sich die Rose in eine prächtige Blüte.
    Die Statuen zeichnen sich geisterhaft hinter mir ab, während der Garten langsam dunkel wird. Widerwillig stehe ich auf und gehe auf das Haus zu. Es ist ein altes Bauernhaus, das von Vaters Großeltern gebaut wurde, als sie sich hier niederließen. Maura würde lieber in einem der neuen Häuser in der Stadt wohnen, in so einem mit einem Türmchen und einer Dachterrasse und Verzierungen über den Türen, aber ich mag unser Haus, so wie es ist: massiv und sicher. Auch wenn die weiße
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