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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft
Autoren: Bernard Glemser
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ihn, statt ihn dreizehnten Stock zu nennen, als vierzehnten Stock ausgegeben. Aber alle Welt weiß, eigentlich ist es der dreizehnte Stock, und niemand will da wohnen, um allen Tee in China nicht. Kapiert?«
    »Ja.«
    »Nun, Maxwell hat das Problem gelöst. Er ist das Stockwerk losgeworden an eine Fluggesellschaft für eine Gruppe angehender Stewardessen, und er kann sich die Hände reiben. Es ist ein genialer Einfall. Er wird sich ihrer erwehren müssen.«
    »Unser erwehren müssen?«
    »Nein, der Burschen.«
    »Welcher Burschen?«
    »Aber, Miß«, sagte er vorwurfsvoll, als stellte ich mich zu blöde an.
    »Mein Name ist Carol Thompson«, sagte ich. »Welcher Burschen?«
    »Sie wissen schon. All dieser jungen Leute am Strand. Von den Verheirateten gar nicht erst zu reden, die da meinen, sie hätten ein bißchen Erholung von zu Hause nötig.«
    »Mister Brangwyn. Was Sie da sagen, klingt nicht gerade verlockend.«
    Er sank in seinem Sitz zusammen. »Das sollte es auch nicht. Glauben Sie mir.«
    Eine der Stewardessen unterbrach uns mit sanfter Stimme: »Entschuldigung, Sir. Wir servieren jetzt Getränke. Haben Sie irgendeinen Wunsch, Mister Brangwyn?«
    »Klar. Einen Bourbon und ein wenig Wasser. Wie ist das mit Ihnen, Miß Thompson?«
    »Nein, danke«, sagte ich.
    »Kommen Sie. Wie wär’s mit einem Martini?«
    »Nein wirklich —«
    »Bringen Sie der jungen Dame einen Martini«, entschied er.
    Die Stewardeß entgegnete sehr ruhig: »Ich bedaure sehr, Sir, Miß Thompson reist als Sonderpassagier, und ich bin nicht befugt, ihr irgend etwas zu servieren.«
    Er brauste auf. »Warum nicht? Sie ist ein Mensch wie alle anderen auch.«
    Ich sagte schnell: »Wirklich, ich möchte nichts trinken.«
    Die Stewardeß entfernte sich. Es war ein peinlicher Augenblick für sie, und es tat mir leid, daß es dazu gekommen war. Die Menschen können so viel Ärger damit anrichten, daß sie es gut meinen. Sie ereifern sich und regen sich auf, verteidigen das Recht des Daseins, die Freiheit und das Streben nach Glück, und alles, was sie erreichen, ist Streit anzuzetteln.
    »Da komm’ ich nicht mit«, sagte Mr. Brangwyn. »Was kann das ausmachen, wenn man Ihnen einen harmlosen, kleinen Martini bringt. Man sollte meinen, die Fluggesellschaft ginge pleite dabei.«
    Ich sagte: »Es ist eine Bestimmung, das ist alles. Eine Bestimmung ist eine Bestimmung.«
    »Tja. Aber wenn eine Bestimmung eine Bestimmung ist, dann sollte sie auch vernünftig sein.«
    Ich mochte ihn. Ich wollte ihn eigentlich nicht mögen, aber er hatte irgend etwas Anziehendes an sich. Etwas Drahtiges, Schneidiges. Er war natürlich kein Chirurg, wahrscheinlich nicht einmal Zahnarzt — Gott mochte wissen, was er eigentlich war —, und er sprach nicht gerade wie Sir Laurence Olivier; aber er war nett, richtig nett.
    Ich wollte nicht dabeisein, wenn die Stewardeß mit seinem Bourbon zurückkam, und so entschuldigte ich mich und wollte in den hinteren Teil des Flugzeugs gehen. Donna Stewart saß drei Plätze hinter mir, sie winkte mich zu sich. Neben ihr saß der winzigste Mann, den ich je gesehen hatte, er steckte in einem cremefarbenen, seidenen Anzug, dazu trug er eine in sich gemusterte weiße Krawatte, die mit einer riesenhaften, altmodischen Krawattennadel gehalten wurde.
    »Stell dir vor«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Er hat mir einen Antrag gemacht? Was sagst du dazu?«
    »Wer? Dieser Zwerg?«
    »Er ist Jockei. Er hat mir erzählt, er liebte große Pferde und große Weiber.«
    »Mach weiter so, mein Herz«, sagte ich. »Du machst dich bestens.«
    Ich ging weiter nach hinten in die Touristenkabine. Annette Morris und Mary Ruth Jurgens saßen Seite an Seite. »Hallo«, rief Annette. »Macht Spaß, in einem richtigen Düsenflugzeug zu fliegen, was?«
    »Und ob«, sagte ich und wandte mich zu der anderen. »Und macht’s dir auch Spaß?«
    Ihre Miene war geradezu frostig. Ihre Stimme klang barsch.
    »Ja«, sagte sie.
    Das bereitete der Unterhaltung ein Ende. Ich ging weiter, bis ich zu unserer wunderbaren italienischen Schönheit kam, Alma di Lucca. »Hallo«, sagte ich. Diesmal ließ ich mich auf kein Risiko ein: ich sprach in meiner eigenen Sprache.
    Sie antwortete nicht. Sie saß auf dem Gangplatz, und neben ihr schnarchte lauthals eine dicke, ältere Frau.
    Ich wiederholte meinen Gruß: »Hallo.«
    Sie schnüffelte verachtungsvoll, als wollte sie lieber sterben, als in einer Unterhaltung mit so einer wie mir ertappt zu werden. Mein Gott, sie war schon ein
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