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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft
Autoren: Bernard Glemser
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Kreuz!
    »Was ist los mit dir?« fragte ich.
    »Man haben mich beleidigt«, sagte sie.
    »So? Wer hat dich denn jetzt schon wieder beleidigt?«
    »Sieh doch selber«, sagte sie. »Wo du sitzen? In erster Klasse Plätzen. Wo ich sitzen? Mit die Schweine.«
    Ich wollte mich gar nicht erst auf eine Auseinandersetzung mit ihr einlassen und sagte nur: »Mein Herz, sei froh, daß du überhaupt einen Platz hast, auf den du dein Hinterteil betten kannst.« Und ließ sie sitzen.
    Ich ging nicht auf meinen Platz zurück. Ich ging geradewegs in die Kajüte im vorderen Teil des Flugzeugs. Ich wollte mich bei der Stewardeß entschuldigen für die Unannehmlichkeit mit Mr. Brangwyn wegen dieses blöden Martinis, und ich dachte auch, die Mädchen würden mich vielleicht einen Blick auf die ganze Einrichtung, die sie da haben, werfen lassen. ‘
    Die beiden Stewardessen waren in der Kajüte und unterhielten sich mit gedämpfter Stimme. Als sie mich kommen hörten, wandten sie sich um und verstummten. Die eine, die den Ärger mit Mr. Brangwyn gehabt hatte, sagte: »Oh, Sie sind’s.«
    »Ja, ich wollte Ihnen nur sagen, es tut mir leid wegen — «
    »Macht nichts«, schnitt sie mir das Wort ab.
    Sie waren beide ziemlich blaß und verstört, fand ich. Ich sagte: »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Wollen Sie’s wirklich wissen?« fragte sie.
    »Laß sie in Ruh, Lucille«, sagte die andere.
    Plötzlich war da eine sonderbare Spannung zwischen uns dreien, ich verstand nicht, warum.
    »Wenn sie’s wissen will, soll sie’s ruhig erfahren«, sagte Lucille. »In Miami Beach wird sie’s sowieso überall in den Zeitungen auf der ersten Seite lesen.« Sie sah mich mit einem verzerrten Lächeln an. »Der Kapitän hat eben einen Funkspruch aufgefangen. Eine unserer Maschinen ist auf dem Flughafen in Tokio verunglückt.«
    »O nein!« sagte ich. »Eine unserer Maschinen?«
    »Ja.«
    »O Gott, wie grauenvoll!«
    »Ganz recht. Wie grauenvoll. Es waren drei von uns an Bord, und die Besatzung —«
    » Lucille, laß die Kleine in Ruhe«, unterbrach sie die andere wieder.
    »Warum soll sie’s nicht wissen? Warum soll sie nicht wissen, daß nicht alles nur Glanz und Glorie ist?«
    »Gehen Sie«, wandte sich die andere Stewardeß an mich. »Setzen Sie sich wieder hin, mein Kind. Und erwähnen Sie’s nicht den anderen Passagieren gegenüber, ja?«
    »Natürlich nicht«, sagte ich und ging zurück auf meinen Platz. Großartig. Einfach großartig. Ein herrlicher Anfang.

KAPITEL III

    Wir senkten uns hinab auf den Miami International Airport wie eine riesige, weiße Taube, hüpften ein wenig und rollten dann hinüber zur Landungsrampe. »Da wären wir«, sagte Mr. Nat Brangwyn. »War wirklich ein Vergnügen, mit Ihnen zu plaudern, Miß Thompson. Und wenn wir uns mal zufällig treffen im Charleroi —« Er wurde plötzlich schüchtern. Die Stimme versagte ihm.
    »Ja?«
    »Vielleicht können wir dann mal ein Gläschen zusammen trinken, wie?«
    »Das hoffe ich.«
    »Wirklich?«
    »Ja, bestimmt.«
    Ich hatte eine Eroberung gemacht. Und ich fand’s okay, denn ich mochte ihn.
    Wir schnallten unsere Sicherheitsgurte ab und machten uns fertig zum Aussteigen. Mr. Brangwyn schielte hinauf zu der Falltür in der Decke und meinte mit einem Lächeln: »Ich hab’ Ihnen ja gesagt, Sie brauchten sich keine Sorgen zu machen wegen Sauerstoff, nicht wahr?«
    »Ja, das sagten Sie.«
    »Er ist für die Vögel.«
    Ich wartete am Fuß der Rampe auf Donna und genoß den herrlichen, heißen Duft eines Flugzeuges, das einen langen Flug hinter sich hat. »Ich hab’ einen Wagen hier. Darf ich Sie vielleicht mitnehmen ins Charleroi«, fragte Mr. Brangwyn.
    »Herzlichen Dank«, sagte ich, »aber ich muß auf die anderen warten.«
    Er widersprach nicht. »Nun«, sagte er, »dann auf Wiedersehen.« Er entfernte sich mit raschen, leichten, federnden Schritten, die Augen zu Boden gesenkt.
    Dann erschien Donna mit ihrer Eroberung, dem Jockei. Er war wirklich ein Miniaturmännchen. Sie stellte ihn nicht vor, sie sagte einfach: »Nun, Mr. Muirhead, hier ist meine Freundin, also dann auf Wiedersehen. Und Dank dafür, daß Sie mir diesen Flug so ungemein angenehm gestaltet haben.«
    Eine ganz schöne Rede. Er schien überwältigt. Er starrte hinauf zu ihr voll Verlangen — sie türmte sich buchstäblich vor ihm auf — und sagte mit einer rührenden, quietschenden Stimme: »Ich danke Ihnen. Ihnen danke ich. Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen. Bis bald. Wie?«
    »Ich hoffe es, Mister
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